Kinderbücher über den Tod
„Mama, was ist Tod?“ – das fragt mich das Runzelfüßchen immer wieder. Es ist einfach ein Thema, das meine Dreijährige interessiert. Das fing Anfang das Jahres mit Benjamin Blümchen und dem Tod an, einer sehr unglücklichen Episode des Hörspiels.
Seit dem hat meine Tochter immer mal wieder Fragen dazu. Und auch eine Antwort: „Mama, können wir in der Bibliothek nachfragen?“
Kinderbücher über den Tod
Und genau das haben wir gemacht. Und wo wir schon mal da waren und einige Bücher empfohlen bekamen habe ich am Ende noch ein paar mehr Bücher rund um das Thema Tod, kindgerecht aufbereitet, mitgenommen. Wir haben, über Wochen hinweg natürlich, alle Bücher einmal angeschaut. Ich musste ja auch feststellen: Was findet eine Dreijährige wirlich gut? Nach zwei Monaten meinte meine Tochter dann: „Mama, ich weiß jetzt alles über den Tod. Können wir jetzt Bienen gucken?“
Tod in Kinderbüchern – es fehlt noch etwas
Das wird also spannend hier. Aber ich dachte mir ich bin ja vielleicht gar nicht allein mit der Suche nach Büchern, die Tod kindgerecht und behutsam erklären. Deswegen kommt hier eine Liste mit Büchern und dazu immer ein paar Worte von mir.
Was ich ganz generell mal festhalten muss: Tod scheint in Kinderbüchern etwas zu sein, dass meist nur alten Menschen passiert. Das finde ich sehr schade. Denn es ist nun mal traurige Lebensrealität, dass auch Kinder sterben, Eltern oder Tiere. In dem Bereich fehlen mir tatsächlich noch Anregungen, kindgerecht über den Tod zu sprechen. Auch was die Gründe für den Tod angeht, was jetzt sicher eher für Kinder über fünf Jahren wichtig ist, sind noch rar gesät.
Maja Bach „Auf Wiedersehen, kleiner Vogel“
Dieses Buch ist eine echte Empfehlung für Kleinkinder, denn hier stirbt kein Mensch sondern ein Vogel, und die drei Freunde Ole, Paul und Lotta überlegen, wie sie ihn beerdigen. Und woher man überhaupt weiß, dass jemand tot ist. Sie überlegen auch, ob es nicht langweilig ist tot zu sein und ob man in den Himmel kommt.
Die Geschichte hat dem Runzelfüßchen besonders gut gefallen, weil viele ihrer Fragen wirklich beantwortet wurden und sie anhand des Vogels verstand, was Beerdigung ist („Dann kommt man wirklich unter die Erde Mama, ganz alleine?“) und wie das mit dem Tod wohl vielleicht sein könnte.
Die Bilder sind toll gezeichnet und sehr fröhlich. Gerade für die Kleinen finde ich das toll, dass so ein schweres Thema eben auch mit Leichtigkeit transportiert wird.
Fang Suzhen, Sonja Danowski „Oma trinkt im Himmel Tee“
Was für tolle Zeichnungen! Die berliner Illustratorin Sonja Danowksi hat Bilder gemalt die wie Fotos aussehen. Und das sorgt im Kinderbuch für eine ganz andere Nähe zu Xiao Li und seiner Mutter, die in ein weit erntferntes Dorf aufbrechen um ihre Mutter bzw. Großmutter beim Sterben zu begleiten. Ein Ritual ist das gemeinsame Teetrinken, dass der kleine Xiao Li irgendwann ohne Oma vollziehen muss.
Wer selbst auch besonders schöne, sprechende Bilder mag, der wird beim gemeinsamen Lesen mit seinem Kind hier reich beschenkt.
Wie schon gesagt, es ist eben die Oma, die stirbt. Sollte das, traurigerweise bei euch der Fall sein, dann kann ich dieses Buch gerade wegen der umwerfend schönen Bilder empfehlen. Denn durch die bekommen Kinder einen guten Zugang zu verstorbenen Großeltern.
Stian Hole „Annas Himmel“
Ein Buch, definitiv für die Älteren, so ab 8 Jahren denke ich. Der Tod von Annas Mutter wird mit wenig Text, ganz tollen Bildern und einer Phantasiereise erzählt. Denn Anna muss auch ihren Papa aufmuntern, der die Beerdigung seiner Frau kaum übers Herz bringt, aber gleichzeitig seine Tochter zur Eile antreibt. Anna nimmt ihren Papa mit in ihren Himmel, um gemeinsam die Trauer zuzulassen. Genau das, die Trauer zulassen können die Kinder auch durch die viel freie „Luft“ im Buch, durch die schönen Bilder, die zum Träumen, Erinnern und Schmerz zulassen einladen. Das ist auch das einzige Buch, das ich gefunden habe, in dem ein Elternteil stirbt und das Kind mit dem anderen Elternteil und der Trauer zurück bleibt.
Anette Bley „Und was kommt nach tausend?“
Lisa hat einen Freund, Otto. Mit dem alten Mann zählt sie alles, was sie sieht. Büffel, Äpfel, Wolken. Dann aber wird Otto krank und stirbt. Lisa wird auf der Beerdigung böse, weil sie nicht verstehen kann wie Otto sie allein lassen konnte. Am Ende sind es die Zahlen, die Lisa helfen mit dem Tod umzugehen, denn, sie sie sind, wie Otto, immer in uns drin, und hören auch nie auf.
Das Runzelfüßchen mochte die Geschichte genau wegen all der Zahlen. Das ist nämlich ein anderes großes Thema. Ich fand das Buch nicht soooo gut, weil das Zählen soviel Raum einnahm und der Freund doch recht unvermittelt stirbt. Jetzt könnte man sagen: Ja, so ist das ja auch, in der Realität. Aber mir war das zu abrupt, so, als müsste die Geschichte nun mal endlich die Kurve hin zum Tod bekommen.
Martina Schütze „Ich pass von oben auf dich auf“
Für Kinder ab 3 Jahren erklärt „Ich pass von oben auf dich auf“ die Krankheit Krebs kindgerecht. Das Runzelfüßchen musste bei dem dazugehörigen Bild sehr lachen, was ich schön fand. Überhaupt, auch hier lockern die Bilder das Thema sehr auf. Was mich stört, aber das Runzelfüßchen gar nicht, ist das Happy End. Der Opa stirbt und ganz kurz sind alles traurig. Dann aber bekommt der Junge einen neuen Bruder, der einen Namen bekommt, der dem des Opas ähnelt. Klar, der Lebenszyklus ist genauso, aber ich fand das ein bißchen sehr dick aufgetragen. Nur: Am Ende muss es ja gar nicht mir gefallen, sondern dem Kind. Und die mochte speziell dieses Buch einfach sehr sehr gern.
Michaelene Mundy „Was geschieht, wenn jemand stirbt?“
Dieses Buch eignet sich vor allem für diejenigen, die einen Glauben haben. Ich kann mit Elfenhelfern und Gott nicht soviel anfangen, was dafür sorgte, dass auch das Runzelfüßchen nicht so wirklich Interesse an diesem Buch hatte. Es sind viele Fragen und kurze Antworten, die vielleicht auch gut für Eltern sind, die sich dem Thema aus Kindersicht nähern wollen. Wenn eure Kinder also Fragen stellen wie „Wie verhalte ich mich in einer Bestattungshalle?“ oder „Tut es weh zu sterben?“ – dann findet ihr hier Antworten.
Hermien Stehmacher „Nie mehr Oma- Lina-Tag?“
Wieder ein Buch, in dem eine ältere Frau stirbt. Oma Lina ist nicht die Oma, sondern die Nachbarin, die sich einmal die Woche, mittwochs, um Jasper kümmert. Zusammen backen sie Eierkuchen, was Jaspar auch zur Beerdigung für alle macht. Das Buch ist sehr traurig, aber auch schön, gerade weil gezeigt wird, dass eben andere sich auch um Kinder kümmern können. Das Runzelfüßchen mochte die Bilder nicht so sehr, und auch die Geschichte war ihr zu traurig. Es ist vielleicht eher für 4,5- Jährige geeignet.
Martina Baumbach „Nie mehr Wolkengucken mit Opa?“
Diese Buch hilft tatsächlich durch alle Phasen der Trauer. Als ihr Opa stirbt wird die kleine Lilli wütend, traurig, zornig. Sie fühlt sich schuldig, weil sie wieder Freude empfindet, wo die Trauer darüber, nie wieder im ihrem Opa Wolkenbilder zu gucken, so groß ist. Sie fühlt sich schlecht, weil sie nicht weinen kann, wo doch das zum Trauern irgendwie dazugehört.
Das Runzelfüßchen wurde bei der Geschichte auch ganz traurig, richtig ergriffen. Bücher können sowas eben. Und für Eltern gibt es auch einen Teil der sie dabei begleitet ihre Kinder durch die Trauer zu geleiten. Sehr wertvoll wie ich finde.
Kitty Crowther „Der Besuch vom kleinen Tod“
„Der Tod ist eine reizende kleine Person. Doch das weiß niemand.“ Denn alle haben Angst vor ihr. Dieses Buch lässt einen, trotz des ja eigentlich schweren Themas, irgendwie mit einem warmen Gefühl zurück. Das Runzelfüßchen sagt, sie will auch so eine Freundin wie den kleinen Tod. Kann ich ihr nicht mal verdenken. Im „Besuch vom kleinen Tod“ steckt wirklich sehr viel Herzenswärme, denn auch der kleine Tod ist einsam. Bis er Elisewin trifft.
Das Buch beantwortet keine Fragen rund um die Tod, aber es nimmt den Schrecken darüber zu sprechen. Denn manchmal haben wir Eltern ja Hemmungen über gewisse Dinge zu reden. Dann hilft euch vielleicht dieses Buch.
Ayse Bosse und Andreas Klammt „Weil du mir so fehlst“
Das Buch hat nur eine ganz kurze Geschichte rund um den Tod. Es ist für die Kinder gemacht, die jemanden verloren haben. Das Buch wird ab 4 Jahren empfohlen, ich denke aber, dass es für Kinder ab 6 Jahren vielleicht eher passt. Am Ende kennt ihr eure Kinder natürlich am besten. In „weil du mir so fehlst“ können die Kinder ihre Trauer aufmalen, aufschreiben, rauslassen. Sie bekommen Tipps gegen die Trauer, auch die Eltern werden nicht allein gelassen. Letztlich ist dieses Buch vor allem eine Hilfe mit der eigenen kindlichen Trauer in kreativer Weise umzugehen. Sollte also in eurer Famile oder im Freundeskreis ein Trauerfall passiert sein, dann ist dieses Buch sicher eine Hilfe.
UPDATE 18. Oktober 2018
Hier kommen noch ein paar neue Empfehlungen rund um das Thema „Tod in Kinderbüchern“. Es kommen ja doch immer wieder neue Bücher auf den Markt und ich möchte die Sammlung hier gern immer wieder vergrößern. Wenn ihr also Tipps habt oder einen Artikel dazu geschrieben, immer her damit.
Jutta Bauer „Opas Engel“
Das Buch ist eher für ältere Kinder, so ab 5 oder 6 gedacht. Für die Jüngeren ist es eher gut um ins Gespräch zu kommen. „Opas Engel“ ist ein tolles Kerlchen, weil es Opa nämlich ein Leben lang beschützt. Schwer arbeiten muss das Wesen. Das regt zum Nachdenken an ob wir nicht vielleicht alle einen kleinen Schutzengel haben der über uns wacht. Meiner Tochter (inzwischen fast fünf Jahre alt) gefiel das Buch, das ein bißchen an einen Comic erinnert sehr gut. Am liebsten wollten sie dann genau darüber sprechen, ob es Wesen gibt die vielleicht auf uns aufpassen. Und was passiert wenn wir tot sind. Der Engel im Buch verlässt den Opa nämlich um fortan den Enkel zu beschützen. Das war aber so subtil, dass meine Tochter das nicht verstanden hat. Auch die Anspielung an die NS- Zeit gehen an Vierjährigen (zurecht!) vorüber. Vielleicht ist „Opas Engel“ deswegen auch ein Buch zum immer wieder hervorholen. Weil Kinder sich eben nehmen was sie brauchen, auch aus Büchern.
UPDATE 01. Februar 2019
Bardur Oskarsson
Das platte Kaninchen
Die Ratte und der Hund finden ein plattgefahrenes Kaninchen auf der Staße. Sie wundern sich, wie es dorthin gekommen ist und vor allem, warum es dort liegt. Sie kannten es nur so vom Sehen, aber sie beschließen, dass es nicht dort auf der Straße bleiben kann. Und so bauen sie einen Drachen, an dem sie das Tier befestigen. Das Ende verrate ich euch nicht, denn das ist ziemlich schön. Für mich jedenfalls. Aber da hat wohl jeder_r so die eigene Deutung. Und hier zuhause sorgte das Ende dafür, dass wir ganz viel über den Tod und „das Danach“ gesprochen haben.
Ich finde das gut, dieses Philosophieren mit Kindern und sich überlegen was wahr sein könnte. Niemand von uns weiß wie es ist, tod zu sein. Und manche Ideen meiner Kinder finde ich tröstlich.
Filme über den Tod:
Oft wird „Der alte Dachs“ aus: „Die Sendung mit der Maus“ genannt. Und ehrlich gesagt: Zu recht. Eine wunderbar langsame Geschichte über den Abschied und, dass eben etwas bleibt wenn wir sterben.
Und dann gibts da noch das Video zum Kinderbuch „Ente, Tod und Tulpe“. Ein traurig- schöner Film der vor allem zeigt: Der Tod ist irgendwie immer da. Und Teil unseres Lebens. Die ganz klare, zurückgenommene Illustration macht den Film auch für Kleinere sehenswert (wenn auch, ob des Themas, nur in Begleitung Erwachsener).
Kinderbücher über den Tod – nicht dauerpräsent
Wer jetzt denkt: oh wow, Andrea hat aber viele Bücher geschenkt bekommen: Nein. Ich bin in die Bibliothek gegangen, das Runzelfüßchen hat der Biblothekarin erklärt was sie wissen möchte und dort wurde uns geholfen. Und am Ende brachten wir alle Bücher wieder dorthin zurück. Das war auch gut so, denn wie geschrieben, das Interesse an einzelnen Themen ist ja nicht permanent nicht hoch.
Es fehlten noch Themen in den Kinderbüchern rund um den Tod
Ich konnte feststellen, dass es schon einige Kinderbücher über den Tod gibt, aber da schon noch Luft nach oben ist. Zum Einen weil es eben oft ältere Menschen, Großeltern sind, die sterben. Zum anderen, weil es eben noch gar nicht sooo viele Bücher dazu gibt. Ich habe für euch auch noch bei anderen Blogger_innen nachgefragt, ob sie auch schon darüber geschrieben haben, denn sicher kenne ich auch nicht alle Bücher.Und weil ich immer sehr viel vom Teilen von Wissen halte, kommen hier abschließend noch weitere Links:
Die wunderbare Rike von Muttergefühle hat mehrfach über Kinderbücher und Tod geschrieben.
http://infemme.com/sterben-tod-und-trauer-die-sachbuecher/
(Hier findet iher auch noch mehr Details rund um das Buch „weil du mir so fehlst“
http://infemme.com/geschichtenbuecher-zum-thema-sterben-tod-und-trauer-1/
(Hier könt ihr auch ein bißchen in „Der Besuch vom kleinen Tod“ reinschauen. Und in ganz viele andere tolle Bücher)
Rabenmutti über „Kleiner Fuchs, großer Himmel“
Nullpunktzwo schrieb ebenfalls schon über Bücher über den Tod.
StadtLandMama stellen „Kommt Papa gleich wieder?“ vor.
Kleinstadtlöwen schreiben über „Der Baum der Erinnerung„.
Habt ihr noch Buchempfehlungen? Oder andere Themen, zu denen ich mal recherchieren soll? Mir schwirren da ja so zwei, drei Ideen im Kopf herum, aber vielleicht habt ihr ja auch noch Wünsche. Lasst es mich wissen!
Ein wirklich schwieriges Thema! Beruflich habe ich hauptsächlich mit Geschwisterkinder zu tun und kann bestätigen, dass es hier kaum Bücher gibt. Vor allem nicht für kleine Kinder. Gute Bücher für Eltern, Großeltern oder Professionelle gibt es von Mechthild Ritter. "Wenn ein Kind stirbt …" ist ein guter Leitfaden um Geschwisterkindern in der Trauerarbeit zu helfen.
Liebe Grüße,
Lila
Vielen Dank für die tolle Zusammenstellung und Beschreibung der Bücher! Ein Thema das mich im Moment sehr interessiert ist 'Geschwister'. Ich kenne ein paar Bücher wo beschrieben wird wie sich alles verändert wenn ein neues Baby kommt, aber was ich noch nicht gefunden habe sind Bilderbücher darüber wie toll es ist dass man Geschwister hat..
Herzliche Grüße,
Anna
Toller und wichtiger Artikel! Danke!
Mir hat „Abschied von Opa Elefant“ sehr gut gefallen. Es werden verschiedenen Szenarien vorgestellt, was nach dem Tod passiert. Die Seite mit der Hölle ist meiner Meinung nach überflüssig, aber sonst hat meiner vierjährigen Tochter und mir das Buch sehr gefallen und einen Anlass gegeben über dieses Thema zu sprechen.