Erfahrungen mit einer Familienpflege – Teil 1
Ich muss euch was gestehen: Ich hatte schon eine Familienhilfe. Also nicht die vom letzten Mal bei Herrn Annika, sondern diesmal. Und zwar bevor ich euch offiziell in den sozialen Medien davon erzählt habe. Mein Stillschweigen lag vor allem an zwei Dingen. Zum einen war die Bewilligung der Krankenkasse noch nicht da, als die Frau hier anfing zu „helfen“ und zum anderen war sie leider überhaupt keine Hilfe.
Pech bei der Familienpflege
Ich will euch aber davon berichten, um zu zeigen: Es kann auch ziemlich viel schief gehen bei einer Familienhilfe und es ist umso wichtiger dann klar zu kommunizieren und sich auch nicht zu scheuen den Arbeitgeber ins Boot zu holen.
Familienpflege wegen Symphysenlockerung
Nachdem ganz viele von euch mir wegen der Symphysenlockerung den Tipp gaben, es doch mal mit einer Haushaltshilfe /Familienpflegerin / Mütterpflegerin zu versuchen, rief ich meine Krankenkasse an. Die teilte mir mit, dass sie mir den Antrag dafür selbstverständlich zuschickt, mich bei der Suche nach einer geeigneten Person aber nicht unterstützen könne. Das Angebot an derlei Hilfen sei schlicht nicht so groß, ich müsse selbst jemanden finden. Also suchte ich im Internet und schilderte wieder und wieder mein Problem. Und kassierte Absage über Absage. Auch wenn ich erst für Unterstützung in einigen Wochen fragte, die Dienste waren alle ziemlich ausgebucht. Als ich dann noch erwähnte, dass demnächst ja Ferien seien und ich dann noch mehr Bedarf hätte, war es eigentlich gleich ganz vorbei.
Familienpflege bei der Krankenkasse beantragen
Durch Glück fand ich dann einen Dienst, die mich sogar bei dem Ausfüllen des Antrags berieten und auch meinten, dass die Familienhelferin schon anfangen kann, wenn die Bestätigung der Krankenkasse noch nicht da ist. Wichtig sei nur, dass die Pflege erst einen Tag nach meiner Beantragung beginnt. Auch mein Frauenarzt war mit im Boot (der wurde von meiner Krankenkasse sogar noch mal angerufen, um am Telefon meinen Bedarf zu bestätigen).
Und dann kam die Frau den ersten Tag. Und ich war fertig mit der Welt. Denn sie hatte ein Tempo drauf, mit dem ich schlicht nicht mithalten konnte. Wir besprachen, was sie alles machen sollte, vor allem eben die Kinder betreuen, von der Kita abholen und auf den Spielplatz gehen. Weil ich mich nicht gut bewegen kann.
Kinder betreuen durch eine Familienpflege
Ich siezte sie, die duzte mich und ließ sich da auch nicht beirren. Schon an Tag eins beim Abholen erklärte sie mir, dass sie mit meinem Zweijährigen nicht klar kommt, sie hätte keine Erfahrung mit kleinen Kindern und würde sich das nicht zutrauen. Ich war verwirrt, denn natürlich ist das Aufpassen auf Kleinkinder eine Herausforderung, aber bereits am Tag des Kennenlernens dies kategorisch auszuschließen, erschien mir komisch. Sie schlug vor, dass sie stattdessen ja den Haushalt komplett übernehmen würde, und überhaupt, in vier Stunden sei das ja alles nicht zu schaffen. Nur noch ein Hinweis für alle die sagen: ja, vielleicht ist das ja nicht ihre Aufgabe: Doch, ist es. Eine Familien- oder Haushaltshilfe ist auch (und vor allem) dafür zuständig, die im Haushalt lebenden Kinder unter 12 Jahren zu versorgen.
Kinder betreuen durch eine Familienpflege
Und statt zu sagen: Nein, ich brauche aber bei den Kindern Unterstützung blieb ich stumm. Etwas, das ich so von mir nicht kenne. Ich raffte mich also weiterhin unter Schmerzen jeden Tag auf, um die Kinder abzuholen. Es war auch klar: Ein Ende ist absehbar, denn bald beginnen die Ferien. Ich ging mit ihnen auf den Spielplatz, wenn andere Eltern dabei waren (denn allein war das keine Option, was, wenn einer der Beiden sich verletzt hätte). Die Familienhelferin wusch Wäsche, putzte und mistete aus. Aber so, dass ich es nicht immer mitbekam und seither einiges vermisse. Ich fand ihre zupackende Art zunächst noch sehr charmant, auch weil ich dachte: Ja, wir müssen wirklich mal entrümpeln, es sammelt sich ja viel an im Leben.
Kinder werden zum Ausmisten gezwungen
Als sie dann die Kinder unter Druck setzte, sie mögen ihre Kuscheltiere wegwerfen und sie hätten zuviele Klamotten (etwas, das definitiv nicht stimmt) wurde ich ungehalten. Meine Tochter weinte, als sie sah was die Helferin da alles in Mülltüten packte und nahm sich zurück, was sie behalten wollte. Unter Protest der Frau, wohlgemerkt. Ich schritt ein und erklärte, dass das so nicht geht. Meine Kinder dürfen ihre Sachen behalten. Kaputtes Spielzeug schmeißen wir weg (sowas haben wir aber eigentlich nicht), aber wenn ihr Herz am Plastikauto hängt, dann bleibt es da. Überhaupt, Plastik war ihr ein Dorn im Auge. In der Spielküche der Kinder findet sich aber einiges davon. Sie schmiss alles in einen Beutel, ich sortierte alles wieder zurück in die Kinderküche. Und wurde müder und müder. Denn ja, es macht mich müde jeden Tag darüber zu debattieren, dass Holzspielzeug viel besser für Kinder ist und Plastik ekelhaft, und dass Kinder damit nicht in Berührung kommen sollen. Ich hätte schon an der Stelle mehr Feingefühl erwartet.
Familienhilfe in der Schwangerschaft
Wir tanzten also einige Tage so herum, die Kinder waren ziemlich verunsichert und ich war zu schwach um zu sagen: So oder so brauche ich Hilfe. Sie erklärte meiner Tochter, dass sie ihr helfen müsste, meinem Sohn aber, dass er, als Junge, nicht im Haushalt mithelfen muss. Unabhängig davon, dass natürlich eine Vierjährige mehr helfen kann als ein Zweijähriger, fand ich diese Ansage fragwürdig. Mein Sohn ließ also Sachen fallen (wie Kleinkinder das so machen) und sie forderte die Schwetser auf das mal wegzuräumen. Ich erklärte, dass unsere Kinder gleichberechtigt erzogen werden, sie fragte, wann ich meinem Mann eigentlich das letzte Mal Essen gekocht hätte (für alle, die das brennend interessiert: es ist lange her, bei uns kocht eher mein Mann)
Vertrauen zur Familienhelferin kann auch gestört werden
An einem Tag erklärte ich ihr, dass wir verabredet sind und an diesem Tag nicht innerhalb ihrer Arbeitszeit nach Hause kommen würden. Die Verabredung sagte sehr kurzfristig ab, ich informierte die Familienhelferin und wir gingen nach Hause. Und sie war nicht da. Ich rief sie an. Sie schrie mich an. Sie müsste nicht da sein, wenn ich selbst nicht da wäre (das kann sehr gut sein, ich weiß es nicht, aber sie hätte ja auch mitkommen und sich um die Kinder kümmern können) Die Stunden für diesen Arbeitstag wollte sie natürlich trotzdem geleistet haben. Ganz schwierige Nummer, das erklärte ich ihr am nächsten Tag, denn wir kannten uns ja auch noch nicht besonders lange und ich konnte nicht nachvollziehen, wann sie gekommen und gegangen war. Denn die Krankenkasse bezahlt natürlich dafür, dass ich Unterstützung erhalte. Und zwar nur dann, wenn ich sie erhalte.
Was passiert, wenn die Krankenkasse die Kosten nicht übernimmt?
An genau diesem Tag, dem Tag an dem ich erklärte, dass sie keine Hilfe für mich ist, wenn sie nicht auch die Kinder betreut oder wenigstens aufhört Dinge wegzuschmeißen, kam die Bestätigung der Krankenkasse, dass sie die Kosten übernehmen. Solange schwebte ich in der Luft und war ehrlich gesagt sehr eingeschüchtert von ihrem Auftreten. Weil ich immer dachte: Was passiert, wenn die Krankenkasse den Antrag ablehnt? Habe ich überhaupt ein Anrecht darauf Hilfe zu bekommen? Gibt es nicht viele Menschen, denen es viel schlechter geht als mir? Und ich glaube, weil all diese Gedanken in meinem Kopf schwirrten habe ich da viel mehr ausgehalten, als ich wollte.
Klare Worte sind manchmal nötig
Jedenfalls erklärte ich der Familienhelferin, dass sie weder mich noch meine Kinder erziehen müsste und wir nicht unsere gesamte Wohnung nach ihren Vorstellungen umgestaltet haben möchten. Das sorgte für ziemliche Spannungen. Der Rest unserer gemeinsamen Zeit war wenig rühmlich, sie klagte über eine Allergie gegen die Katze und wurde dann von ihrem Arbeitgeber gebeten eben doch mit den Kindern rauszugehen, weil das Arbeiten in unserer Wohnung für sie verständlicherweise nicht mehr möglich war. Die Kinder lehnten das ab, blieben stattdessen lieber länger im Kindergarten. Es war aber auch klar: es gilt noch 2 Tage durchzustehen. Also ging ich auch da wieder mit. Und dann war der Spuk vorbei und die erste Familienhelferin weg.
Habe ich meinen Kindern zuviel zugemutet?
Die Kinder fragen jetzt, wo die neue, ganz wunderbare Frau da ist, noch manchmal, ob die „alte“ wiederkommen wird. Und ich gestehe, dass ich mir Sorgen mache, weil ich ihnen vielleicht zuviel zugemutet habe. Ich habe an mir selbst gemerkt, wie kraftraubend diese wenigen Wochen waren, weil ich statt Unterstützung eben noch mehr zu schultern hatte. Was ich euch also auf jeden Fall mit auf den Weg geben will: Achtet auf euch! Und meldet der Familienhilfe, notfalls eben dem Arbeitgeber, wenn etwas nicht rund läuft. Im Gespräch mit dem Dienst wurde mir auch mehrfach gesagt, dass sie nur dann aktiv jemand neuen suchen können, wenn sie davon wissen. Ich dachte aber: Wenn ich was sage, dass ist ja niemand mehr da, der die Kinder mal mit Obst versorgt oder kocht, putzt, Wäsche wäscht. Denn das Abholen hatte mich schon total geschlaucht.
Familienpflege sollte eine Unterstützung sein
Jetzt weiß ich: Es geht definitv auch anders und eine Hilfe sollte genau das sein, eine Unterstützung. Es geht nicht darum, dass man in allen Punkten auf einer Wellenlänge liegt, aber die Familienhilfe sollte akzeptieren, welche Regeln in einer Familie gelten. Natürlich ist es immer schwer wenn Menschen mit verschiedenen Vorstellungen aufeinandertreffen. Aber das ist kein Grund über alles hinwegzusehen. Ich habe viel zu viel zugelassen und habe eben das Gefühl mich nicht vor meine Kinder gestellt zu haben. Das tut mir weh.
Habt ihr Erfahrungen mit einer Familienpflegerin?
Puh! Du hast gut gehandelt. Es ist normal dass man in einer Krisensituation nicht auch die Kraft hat, jemanden so übergriffigen zurecht zu weisen. Vieles von dem was du schreibst, erinnert mich an den Blog 22 Monate. Die Autorin beschreibt, wie es ist, täglich (fremdes) Pflegepersonal in der eigenen Wohnung zu haben. Wie viel Kraft Es kostet, da regelmäßig Grenzen aufzuzeigen, um zu kommunizieren, welche Regeln eingehalten werden Müssen. Mein persönlich es Fazit aus deinem Text: auch wenn man es nicht schafft, die übergriffige Person zurecht zu weisen, sollte man versuchen, sich seine Kraft auf zu sparen für:
mit den Vorgesetzten kommunizieren,
sich Feedback einholen, ob das Verhalten angemessen ist.