Über motzende Mütter

Runzelfuesschen Elternblog Leben mit Kindern Motzende Mama

Wisst ihr, eigentlich geht es ja im Blog über die schönen Seiten am Leben mit Kind. Weil es so unendlich viel Schönes gibt, was wir mit den Kleinen erleben. Aber heute, heute muss ich mal über etwas Negatives schreiben. Weil ich das Gefühl habe, damit ganz allein zu sein. Dabei glaube ich, dass das eigentlich doch gar nicht stimmen kann. Deswegen hoffe ich schon jetzt, dass sich auch andere zu Wort melden und sagen: Ja, wir kennen das auch.

Krank an Weihnachten

Weihnachten waren wir krank. Erst mein Mann, dann ich. So richtig krank. Mit über 40 Grad Fieber, Gliederschmerzen, Schüttelfrost. Mit Übergeben und nichts Essen können. Und mit zwei kleinen Kindern und ohne Hilfe. Mein Mann und ich habe abwechselnd geschlafen, während der Andere in den saueren Apfel beißen musste und die Kinder bespaßen. Das Baby tat uns den Gefallen und schlief auch mal mit, aber das Runzelfüßchen wollte beschäftigt werden. Am liebsten auf dem Spielplatz. Wir aber konnten nicht, jede Bewegung war zuviel.

Dann auch noch kranke Kinder

Als es meinem Mann etwas besser ging wurden, oh Überraschung, die Kinder krank. So richtig. Eben auch mit Fieber, Übergeben, die ganze Palette. Und ich war auch noch krank. Nun hat das Runzelfüßchen die Angewohnheit auch noch ziemlich fies zu werden wenn sie krank ist. Sie schreit viel, haut und beißt und wütet. Alles in allem schon an sich eine explosive Mischung.

Dazu kommt dann noch Herr Annika, der natürlich nach wie vor keine Nacht mehr als ein, zwei Stunden ohne mich auskommt. Zur eigenen Krankheit, dem miesgelaunten Runzelfüßchen also auch noch Schlafmangel. Und in dieser eher unschönen Zeit habe ich soviel gemotzt. Wirklich. Soviel! Mit meinem Mann. Mit meiner Tochter. Mit dem Baby!

Mama motzt Kinder an

Während ich wegen wirklich allem vor mich hinmotzte dachte ich: Wieso bin ich so? Ich kann mich selbst gar nicht leiden. Und meine Kinder mögen mich sicher auch nicht. Ich dachte an all die anderen Eltern die das, zumindest wenn man ihren Onlineauftritten Glauben schenken darf, niemals niemals nie nie tun. Die nie motzen sondern immer liebevoll und zugewandt mit ihren Kindern reden. Ich dachte an all die Ratgeber, die ich schon gelesen habe, in denen steht, dass wir Eltern unsere Kinder nicht anmeckern sollen. Sondern immer zugewandt mit ihren reden müssen.
Aber stimmt das? Bin ich wirklich die einzige Mama, die unter solchen Bedingungen am Rad dreht und ihre schlechte Laune unfairerweise auch an den Kindern auslässt?

Undankbare Kinder

Ich weiß, dass das nicht fair ist, und ich weiß, dass man das nicht machen sollte. Dass man Kinder gerade dann in den Arm nehmen und sich ihnen zuwenden sollte. Aber ich konnte nicht. Ich war müde, ich war fertig und ich bin auch nur ein Mensch. Und habe Gefühle, die ich nicht einfach runter schlucken kann. Ich gebe zu: Ich wollte nicht mehr. Ich hatte soviel gegeben und meine Kinder waren scheinbar so „undankbar“. Motzten und weinten und maulten und schrieen und bissen und hatten (logo!) so gar kein Verständnis für mich. Und meine Müdigkeit.

 Unfaire Mama

Ich gestehe: Ich wurde unfair. Ich wütete und tobte und schrie rum. Der Mann bekam einiges ab, aber auch die Kinder. Ich hatte das Gefühl all das nicht mehr ertragen zu können. Und auch keinen Ausweg zu sehen. Denn wenn alle krank sind, dann klebt man eben aufeinander. Mit all seinen Launen. Mein Mann ist wesentlich ausgeglichener als ich, aber ich denke, meine hormonelle Situation, immerhin stille ICH ja das Kind, hilft in solchen Situationen auch nicht gerade. Ich kann es auch nicht beschönigen. Ich werde unfair und weiß mir keinen Rat und motze. Und motze und motze.  Und fühle mich elend und allein. Weil all die anderen ja nie ihre Kinder anherrschen. Weil ich immer lese, dass Kinder kooperieren wollen. Weil ich weiß, dass Kinder unschuldig sind und meine Kleinen all das eigentlich gar nicht verdient haben.

Ich motze nicht mit meinen Kindern…

Ich fragte Freundinnen, deren Kinder schon viel älter waren, wie sie das durchgehalten haben, diese schweren Zeiten. Und alle, wirklich alle erzählten, dass sie diese Phasen vergessen haben. Aber jetzt wo ich davon erzähle, ja da würden sie sich erinnern. Wie anstregend und kräftezehrend das damals war. Wie kaputt sie waren. Wie ungerecht ihren Kindern gegen über. Es würde mich nicht zu einer schlechten Mutter machen, wenn ich meine Kinder mal anmotze. Solange ich dem Runzelfüßchen meine Laune auch erkläre. Und solange das alles nicht Überhand nimmt.

Ihr seid nicht allein!

Wisst ihr, ich blogge darüber, weil ich das nicht vergessen will. Weil ich nicht andern Müttern irgendwann sagen will, dass das bei mir NIE so gewesen ist.  Weil es dazu gehört sich auch an die unangenehmen Sachen zu erinnern und sich vorzunehmen es beim nächsten Mal besser zu machen. Erfahrung macht schließlich klug.
Und, weil es ja vielleicht unter euch auch einige gibt, denen es so geht. Dann wisst ihr zumindest: Andrea geht es auch so. Die motzt ihre Kinder auch an. Und sie ist darauf nicht stolz. Aber es ist menschlich. Und diese schlechten Gefühle, die gehen nicht weg, wenn man drüber schweigt.

Für all die, die auch ihre Erfahrungen teilen wollen starte ich eine Blogparade: Lasst uns zeigen, dass niemand allein ist. Dass wir alle unser Bestes versuchen.

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30 Antworten

  1. Lisa sagt:

    Oh ja, und wie ich das kenne. Furchtbar, diese Tage, an denen einfach alles schlimm ist… Was ich mir allerdings geschworen habe ist, dass ich mich danach entschuldige. Ich erkläre, warum ich genervt bin. Manchmal schaffe ich das gleich, manchmal erst am Abend. Aber ich mache es immer. So kann ich Mensch bleiben und in der Situation auch mal laut werden dabei aber trotzdem Vorbild bleiben indem ich zeige, dass entschuldigen dazugehört und einem dabei kein Zacken aus der Krone bricht.

  2. Sabine sagt:

    Ich drück dich fest! Und weiss ganz genau was du meinst. Auch ich motze in Stressmomenten meinen Sohn an, wüte rum und bin ungerecht und unfair. Und ich glaube das es jedem Elternteil so geht. Wir sind Menschen, keine Maschinen! Und wenn man sich hinterher wieder verträgt und dem Kind erklärt was los war dann hat das Kind etwas wichtiges gelernt: Es ist ok Gefühle zu zeigen und auch mal auszurasten wenn man sich wieder versöhnt. Und: Jeder Mensch ist mal am Ende seiner Nerven, auch Mama und Papa. Alles Gute euch!!

  3. Anonym sagt:

    Vielen Dank für diesen ehrlichen Text! Ich kann mich so gut wieder finden! Wie oft fühle ich mich durch diese dauerpräsente scheinbare Perfektion in Social Media alleine mit diesen Gefühlen. Es tut so gut deinen Beitrag zu lesen. Wir sind doch alle nur Menschen & haben Gefühle, die wir nicht dauernd unterdrücken können… Danke nochmal für den Beitrag! Liebe Grüsse, Klaudia

  4. Anonym sagt:

    Danke! Ehrlich, Danke! Ich weiß zwar, dass ich keine Vollblut-Mama bin, weil ich eigentlich nie den Plan hatte Kinder zu haben, aber ich will auch gern diese immer ausgeglichene und geduldige Mutti sein. Ich kann es aber nicht. Mein Zwerg ist kaum ein Jahr alt und ich war schon so oft, so motzig zu ihr und es tat mir am Ende immer so Leid. Ich entschuldigte mich und weinte und tröstete. Ich hoffe immer, dass sie mir verzeihen kann. Ich will eine tolle Mutter sein, aber immer perfekt? Nein, das werde ich wohl nie können.

  5. Anonym sagt:

    Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich dir zustimme. Durch Zufall bin ich auf deinen Post gestoßen und bin froh, dass ENDLICH mal jemand sagt, wie es sein kann. Ich habe momentan eine ähnliche Phase, allerdings aus anderen Gründen und finde mich zum kotzen! So wollte ich nie werden, und doch ist eine Mutter eben auch nur ein Mensch, der Fehler macht. Das für mich selbst zu verinnerlichen, nicht zu streng mit mir selbst zu sein und auf der anderen Seite aus dem Motzkreislauf herausfinden ist gerade meine persönliche Challenge. Und gerade dieses Schöngerede auf den meisten Blogs und fast allen Onlineartikeln sind für das Selbstbewusstsein vieler Mütter (mich eingeschlossen) nicht wirklich förderlich. Danke dir für deine Ehrlichkeit!

  6. rage sagt:

    Danke. :*
    Ich habe K1 zehn Minuten vor dem Rutsch ins Neue Jahr auch so angemotzt. Klar, es hat rumgealbert, nicht auf meine Zugewandtheit reagiert, war aufgedreht und hat mir volle Lotte in meiner Müdigkeit ein Spielzeug ins Gesicht geworfen. Das tat richtig sch*** weh! Ich war furchtbar sauer. Als ich sah, wie es plötzlich bei all meinem Motzen um die Mundpartie zu zittern begann, weil es ihm leid tat und es in Tränen ausbrach vor Schuld- und Angstgefühlen… es war furchtbar.

    Mein Rutsch ins neue Jahr sah so aus. Und seines auch.

    Wir haben uns vertragen, entschuldigt, ich habe mich erklärt, es ganz, ganz fest in den Arm genommen… Aber hej – ich fühle mich noch immer so furchtbar und werde das nicht vergessen. Damit fühle ich mich auch sehr oft allein. Mit diesem Gefühl auf ganzer Linie, ganz anders als der große Rest, versagt zu haben…

  7. Alraune sagt:

    Danke für deinen ehrlichen Text! Da kann ich mich zu 100℅ wiederfinden.

    Ich dachte auch oft dass ich eine schlechte Mutter sei weil ich auch mit meinen Kindern motze, je nach Phase sogar täglich (GsD sind das tatsächlich immer nur Phasen wie Trotzphasen etc). Und dann seh ich andere Mütter, denen trau ich gar nicht zu dass sie auch mal motzen, oder ich lese ständig wie liebevoll alle sind und ich denke mit wie kann das sein? Daher ist es toll mal zu lesen dass es auch bei anderen nicht immer nur gut läuft. ��

  8. Anonym sagt:

    Achja, ich kenne das auch, das Motzen wenn die Nerven blank liegen, kurz darauf wissend, dass das jetzt so ziemlich überflüssig war, weil, wie Du ja schon gesagt hast: die Kinder machen das nicht um mich zu ärgern, sie zeigen mir, dass sie gerade irgendetwas von mir brauchen, ich aber nicht blicke was es ist und in Ihrem Verhalten nur Dreck, Krach, Unordnung, Trödelei, Unlogik sehe (Ja, UNLOGIK!, das ist es, was mich am meisten am Kleinkindsein auf die Palme bringt. Ich bin in meinem Leben immer sehr weit mit Logik gekommen, aber Kinder sind manchmal so haarsträubend unlogisch, zumindest im Erwachsenen-Logik-Denken…)

    Und weißt Du was? Wir müssen noch nichtmal alle krank sein wie ihr, es reicht schon ein ganz normaler Tag, ein Tag an dem mir ein paar Läuse über die Leber gelaufen sind, mir mal wieder aufgefallen ist wie blöd meine überschüssige Bauchhaut über die Hose quillt, mir die neue Wollunterwäsche eingelaufen ist, die Kinder eineinhalb Stunden zum Einschlafen brauchen, ich schlecht geschlafen habe und mir morgens ab 5:30 Uhr der Zweijährige auf dem Gesicht rumklettert, während der Mann danebenliegt und schläft wie ein Stein… da muss dann nicht mehr viel passieren, und mir platzt die Hutschnur.
    Ziemlich bald darauf merke ich dann, dass das total daneben war, und nehme mir vor, nächstes Mal achtsamer zu sein, vorher durchzuatmen, versuchen zu sehen, was los ist.

    Neulich war ich ganz gerührt, als der Fünfjährige meinte: "Die Mama schimpft viel weniger als der Papa!" Seltsam. Ich empfinde meinen Mann viel gefasster als mich und denke immer, ich bin die ewige Motzkuh. Vielleicht sollte wir uns selber auch vergeben, wenn wir uns mal wieder als schreckliche Mutter fühlen – die Kinder sind scheinbar nicht nachtragend, wenn wir uns nach so einem Schimpfanfall auch aufrichtig bei ihnen entschuldigt haben.

    Danke für Deinen Blog, ich lese so gerne hier… Alles Gute, Judith

  9. Alraune sagt:

    Ich auch nicht. Bin auch keine Übermutti und werde auch nie eine werden.

  10. Anonym sagt:

    Gerade gestern habe ich meine "undankbare" Tochter nach dem Besuch im Tierpark im Auto angeschrien weil sie vom Park zum Parkplatz nur geheult und gewütet hat und das beim Autofahren fortsetzte. Der Tag war eh etwas explosionsgeladen. Aber wir hatten doch einen tollen Nachmittag, ihr zuliebe im Tierpark und nicht ausruhend auf dem Sofa (wo mein Mann lag weil "Tierpark ist nicht so meins") Direkt danach war die Wut raus aber das schlechte Gewissen da. Man denkt sich, wie kann man nur? Doofes Gefühl! 🙁

  11. Anonym sagt:

    Solange man sich noch selbst fragt ob man eine gute Mutter ist, mit all seinen Fehlern, solange ist man eine! Kinder wollen keine perfekten Eltern. Nur authentische.
    Nana+12J.+9J.+17m 🙂

  12. Anonym sagt:

    Du bist nicht allein. Danke für diesen Text. Auch ich motze und herrsche das Kind mal an. Ich entschuldige mich danach bei ihr und versuche ihr meine Gefühle zu erklären. Meist hilft mir der Gedanke, wie sieht sie mich jetzt – sie versteht nicht, warum ich jetzt motze und sie ist nicht der Auslöser, denn ich bin eigentlich nur genervt von mir selber. Es tut gut zu wissen, dass man nicht allein damit ist.

  13. Anonym sagt:

    Wir haben seit Weihnachten die gleiche Situation. Erst wird mein Mann und meine Kleine krank und nun habe ich die Rolle übernommen. Hilfe gibt es keine, denn meine Eltern möchten mit einem Besuch lieber warten bis wir alle gesund sind, denn sonst würden sie sich ja anstecken. Machte mich etwas traurig, weil ich gerne mal jemand hier hätte der sagt "komm wir spielen mit der Kleinen"…
    Nunja mittlerweile motze ich auch und obwohl ich es doch nie wollte klingen kleine bitten wie Befehle. Nur meine Maus reagierte gestern damit, dass sie mich im arm nahm und sagte "arme Mama".
    Ich glaube, dass mal etwas motzen auch ok ist. Die Kleinen werden es schon überstehen, solange es nicht zur Gewohnheit wird.
    Gute Besserung

  14. Evelyn sagt:

    Ach, der Artikel hätte passender nicht kommen können, und ich kann mich auch einreihen in den "Motz-Club". Und wie es oben schon jemand schrieb: Ich muss nicht mal krank sein, um so richtig motzig zu sein.
    Und meine Kleine spiegelt mich dann so wunderbar, dass wir in einen regelrechten Motz-Kreislauf geraten.
    So ganz rational betrachtet, weiß ich dann auch, wie dämlich ich mich verhalte – aber emotional ist eben nicht so einfach, aus dem Motzen auszubrechen.
    Ich denke mir, solange man sein Verhalten reflektiert und sich bewusst macht, dass es gerade nicht so gut läuft, solange man mit dem Kind darüber redet und eingesteht, dass man manchmal eine doofe Mutter ist, solange ist es doch nur menschlich. Und keiner von uns ist ja absichtlich eine Motzkuh, oder?!
    Solidarische Grüße
    Evelyn

  15. Anonym sagt:

    Vielen Dank��

  16. Carola sagt:

    Vielen Dank auch von mir für diesen ehrlichen Text. Du sprichst mir so aus der Seee. Es ist mitten in der Nacht und der heutige Tag stachelt mich immer noch auf. Aus der Entfernung betrachtet war alles im Einzelnen nicht schlimm. Manchmal macht es die schiere Menge an Kleigkeiten, die mich dann gegen Abend explodieren lassen.
    Wir sind alle nicht perfekt. Unsere Kinder sind großartig. Aber an manchen Tagen wäre es auch als Mutter einfach schön, man könnte ne Krankmeldung einreichen und jemand anders kümmert sich, bis man wieder genügend Energie hat.

  17. Unknown sagt:

    Liebe Andrea,
    Danke für deinen Bericht, ich habe auch gerade so einen Morgen und dabei sind wir nur alle erkältet, das Baby hat schlecht geschlafen und will nur auf den Arm, der 3 Jährige sitzt am Tisch, quasselt in einer Tour und streichelt mich dabei pausenlos und der 10 Jährige mault, weil er nur seine Ruhe will und mir gleichzeitig von Harry Potter erzählen möchte und dann schmeiße ich den Napf vom Hund noch um, von außen betrachtet sieht es wahrscheinlich komisch aus, aber ich möchte so gern mal kurz für mich sein und finde mich gleichzeitig eine schreckliche Mutter. Euch allen da Draußen einen guten Tag und seid nett zu euch selbst!!

  18. Anonym sagt:

    Danke ♡ Dein Text tut gut ♡ Ich bin nicht allein!

  19. Sabrina sagt:

    Ein toller Post! Leider kenne ich das nur auch zu gut. Besonders wenn ich gestresst bin. Junior redet dann noch in einer Tour, hört nicht und irgendwann platzt mir der Kragen. Es ist als wird ein Schalter umgelegt und ich mutiere zum Mamamonster. Motze, bin unfair und total gemein. Ich kann mich dann auch nicht selber leiden und bereue es später unendlich, aber in dem Moment ist ein Automodus an, aus dem ich nicht rauszukommen scheine 🙁 Es beruhigt zu hören, wenn es anderen auch so geht. Danke für Deinen Text!

  20. Liebes,

    ich fühle mich angesprochen wegen der kooperierenden Kinder und des Zuwendens statt Abwenden in Krisenzeiten. Ich glaube aber nicht, geschrieben zu haben, man solle immer freundlich mit seinen Kindern sprechen. Mir ist total klar, dass das unmöglich ist. Auch ich motze meine Kinder ungerecht an! Ich denke, dass das menschlich ist. Ich glaube auch nicht, dass das Anmotzen schädlich ist. Es leert den Glückstank unserer Kinder, ja, dh sie werden selber motzig. Aber es ist nicht so, dass sie, wenn sie von uns ungerecht angemotzt werden, psychologische Schäden davon tragen.

    Das würde nur passieren, wenn sie für das Ausdrücken ihrer negativen Gefühle bestraft werden (zb mit Liebesentzug) und sie diese deshalb unterdrücken oder gar abspalten. Wenn sie niemanden haben, zu dem sie sagen können: 'Mama ist doof, die hat heute ungerecht mit mir geschimpft. Voll blöd ist sie!' Wenn sie ihre Aggressionsimpulse nicht bearbeiten können, sondern sie runterschlucken müssen. Ich bezweifle, dass das so bei euch der Fall ist.

    Ihr habt eine hammerharte Zeit hinter euch und lauft alle auf dem Zahnfleisch. Ihr habt keine Kraft mehr übrig. Die Kinder spüren, dass ihr nicht mehr ganz ihr selbst seid und das verunsichert sie. Es beängstigt sie, wenn die Eltern kein starker Hafen mehr sind und sie provozieren so lange mit auffälligem Verhalten, bis die Eltern ihre letzten Kraftreserven anzapfen, um die Bedürfnisse der Kinder doch noch zu befriedigen. Dann sind die Kinder für einen kurzen Moment wieder beruhigt: die Eltern sind ja doch stark.

    Dein Motzen ist ein Zeichen – das weißt du ja. Es bedeutet, dass seit einiger Zeit deine eigenen Bedürfnisse völlig untergegangen sind. Dein Tank ist völlig leer. Du brauchst Schlaf, Harmonie, Ruhe, Entspannung, Liebe, um ihn wieder aufzufüllen. Aktiviere dein Dorf! Lass das Runzelfüßchen an einem Nachmittag bei einer Freundin spielen und gib Herrn Annika an deinen Mann, leg dich hin und schlaf. Und dann nochmal und nochmal. Und wenn du ausgeruhter bist, lass deinen Mann schlafen. Ihr müsst gesund werden. Dann hört das Motzen von ganz allein auf. Es ist nur das Symptom fehlender Bedürfnisbefriedigung und kein Zeichen dafür, dass du eine 'schlechte' Mutter bist.
    <3 Snowqueen

  21. Liebe Andrea, danke für diesen brutal ehrlichen Text. Wir sind alles nur Menschen und keine Mütter Maschinen. Wir dürfen auch mal fertig sein. Erlauben wir uns das doch einfach. Auch wenn es schwer fällt und ungerecht ist und überhaupt.
    Viele Grüße
    Alicja

  22. Anonym sagt:

    Das hat wahrscheinlich jede Mama mal. Wir sind alle nur Menschen und keine Engel.
    Was vielleicht helfen würde, ist anderweitig Aggressionen rauslassen, draußen mal kurz rumbrüllen oder was werfen, ist nur leider oft auch nicht möglich.
    Was ich mich immer frage, was für Konsequenzen es haben soll, eine schlechte Mutter zu sein. Alle Muttis wenden doch so viel Energie wie möglich auf um die Kinder zu versorgen. Manchmal reicht es eben nicht ganz.
    Wenn ich mir dessen sicher bin, brauche ich mir doch keine großen Gedanken zu machen. Ansonsten wäre ja die Entkonsequenz die Kinder ins Heim zu geben.

  23. Kat Walks sagt:

    also ich motze auch. und fühle mich natürlich total schuldig dabei. allerdings messe ich da nicht anhand von social media sondern eher freundinnen mit kindern. viele von denen sind auch ziemlich motzig unterwegs, aber ich wäre eben gern wie die ganz lieben, die immer souverän über allem stehen 🙂

  24. Anonym sagt:

    Ganz ehrlich, das ist das normale Leben und nicht das, was einige Menschen rumerzählen…wir sind keine Maschinen und das ist auch gut so. Die Kinder dürfen auch erfahren, dass Eltern nicht perfekt sind und auch schlechte Tage haben.

  25. Anonym sagt:

    Meine Mutter sagt immer: "Du musst viel ruhiger werden! Du darfst das nicht so an dich ranlassen!" … Wenn es doch nur so einfach wäre! Denn manchmal GEHT es einfach nicht, ich kenne das zu gut! Letztes Jahr war es besonders schlimm, aufgrund der Trennung von meinem Partner, dem Papa unserer gemeinsamen Tochter (4 Jahre). Ich habe viel von meinem inneren Stress am Töchterchen ausgelassen, ich weiß, ganz mies und noch immer kommen mir manchmal die Tränen hoch, wenn ich an die ein oder andere Situation zurückdenke … *hmpf* ABER: Nach nun fast acht Monaten sind wir inzwischen zu einem super Team zusammengewachsen. Und wenn ich doch mal motze, sagt Töchterchen oft mit übertriebenem Augenrollen: "Mama, Du bist heute wieder echt stressig!" … dann muss ich grinsen, nehme sie in den Arm, wir reden über das Gemotze (wieso, weshalb, warum) und sagen uns, dass wir uns lieb haben. Das hat bisher gut geholfen und so manche Situation wieder entschärft! 🙂

  26. Ja genau. Was @snowqueen sagt.

    Das kann ich natürlich jetzt so einfach vor mich hinquasseln, dabei bin ich selbst total schlecht darin, meinen eigenen Bedürfnissen nachzukommen. Interessant wurde es, als ich mich mal zu fragen begann, WARUM ich so schlecht darin bin – daraus entstanden immerhin Ansätze zur Veränderung.

    Aber egal, was ich eigentlich sagen wollte, ist: Ja, ich motze auch. Ich brülle sogar auch mal sinnloses Zeug, wenn mir der Kragen platzt. Nicht dauernd, aber es kommt halt mal vor. Und manchmal heule und wüte ich aus lauter Ohnmacht und Verzweiflung, obwohl ich ganz genau weiß, dass das niemandem hilft. Aber auch wenn wir Erwachsene sind, haben die meiste von uns dennoch kindliche Anteile in sich, die nach Befriedigung rufen. Und das kann einen ganz schön an den Rand des Wahnsinns bringen.

    Und Krankheit ist eh nochmal so eine Ausnahmeerscheinung. Fieber und Übelkeit sind Dinge, die einem furchtbar zusetzen. Da ist man kein Mensch mehr.

    Überhaupt, ich glaube gar keinen Leuten, die behaupten oder sonstwie den Eindruck erwecken, sie seien pausenlos zugewandt und geduldig mit ihren Kindern. Das macht nur Druck. Und Druck fressen Freude auf.

  27. Kathenya sagt:

    Also mir geht das ja auch so. Und ich denke, ein immer-freundlich-Sein ist einfach über-menschlich und das ist keiner von uns.
    Ich mache mir in solchen Situationen klar, dass wenn ich mehr Unterstützung erfahren würde in solchen Situationen, dass ich dann sicher entspannter wäre.
    Da dem aber nicht der Fall ist, und dies ist bei den allerwenigsten denn der Fall, wenn man sich mal besinnt, dass wir eigentlich eine "kooperativ aufwachsende Art sind", sollte das eigentlich nicht verwundern (tut es trotzdem, ist klar).
    Ich kann hierzu das Thema "Selbstmitgefühl" (gibt es Bücher zu) sehr empfehlen.
    Das macht die Wut und Erschöpfung nicht weg, aber gibt Ideen, wie es gelingt auf all den Stress nicht oben drauf noch eine beissende Selbstkritik zu packen, sondern sich selbst Dinge zu sagen/geben, die man einer guten Freundin in dieser Situation sagen würde.
    Ich finde deinen Text allerdings schon sehr selbstmitfühlend, das fand ich wirklich beachtlich und toll – und die Kommentare hier inspirieren zu mehr davon 😉

    Meine Eltern haben früher auch recht viel gemotzt. Das weiß ich noch. Dafür war aber nicht das Motzen für mich selten ein Thema, sondern eher wie im Nachhinein damit umgangen wurde oder OB es überhaupt nachbesprochen wurde.
    Kinder flippen ja auch immer wieder aus. Da wollen wir, dass okay ist und sein darf. Wieso sollten wir an uns vielfach höhere/unrealistischere Maßstäbe haben?

  28. Anonym sagt:

    Habe Grade diesen Text gefunden,nachdem ich heute morgen so richtig fies und gemein meine armen unschuldigen Kinder angemotzt hab.und mich schon genau in dem Moment als furchtbarste Mutter aller Zeiten gefühlt habe.es erleichtert so zu wissen, dass man nicht allein ist!Ich lese viel zu Attachment parenting Grade und lebe das auch wenn möglich, aber ich bin eben nicht immer zugewandt zu den Kindern, sondern wenn ich fertig bin oder gestresst auch mal fies.und schäme mich so dafür.aber manchmal packe ich es einfach nicht,nur angebrüllt zu werden.wie bleibt man da offen und zugewandt?Keine Ahnung.rational weiß ich ja die Kinder machen nichts mit Absicht,nerven nicht mit Absicht, aber manchmal hilft das wissen nichts,will ich nicht immer einstecken, runterschlucken, tapfer sein.kindisch, ich weiß.aber so isses.zum Glück geht das auch anderen so. Das macht mein Verhalten nicht besser, aber ich fühle mich weniger allein.danke!

  29. Andrea sagt:

    Ich habe nicht auf all die tollen Kommentare geantwortet, aber genau jetzt, da will ich mal sagen: DANKE! Ich lese eure Kommentare übrigens in meinen schwierigen Zeiten immer wieder. Weil sie mir zeigen, dass ich nicht allein bin. <3

  30. Anneke sagt:

    Motzen als authentische Reaktion 🙂

    Ihr Lieben – auch von meiner Seite ein großes Dankeschön für diesen Blog und die vielen Kommentare. Die Vorstellung, einer stets ausgeglichenen, pädagogisch wertvoll reagierenden Mutter als erstrebenswertes Ideal ist meiner Meinung nach ein Symptom unser Simmulationsgesellschaft und somit bei näherer Betrachtung völlig absurd und "unmenschlich".
    Wir zeigen uns unseren Kindern gegenüber "menschlich", wenn wir bei Überforderung auch mal "ausrasten". Wir haben die Möglichkeit, mit unseren Kindern anschließend darüber zu sprechen, uns zu entschuldigen und zu erklären. Kinder verstehen es sehr gut, wenn wir ihnen mitteilen, dass wir z. B. müde waren und deshalb ungerecht reagiert haben. Wir können uns versöhnen und in den Arm nehmen. Die Kinder lernen, es ist ok, ein Mensch zu sein, mit allen Schwächen und Fehlbarkeiten, die dazu gehören. Kinder sind ja selbst auch oft "müde" und überfordert und rasten aus. Es ist doch schön, wenn sie erfahren, dass es Erwachsenen nicht anders geht und dass ein jeder Mensch trotzdem oder vielleicht gerade wegen seiner Fehlbarkeiten liebenswert ist. Es gibt nichts grausameres als die "perfekte" Mutter oder Vater. Daneben muss sich doch ein Kind zwangsläufig minderwertig fühlen!!! Also – dies soll kein Freischein für regelmäßiges Ausrasten sein und auch ich habe es schwer, mich zu akzeptieren, wenn ich ausraste!! Aber dennoch – Ausrasten ist wichtig!!! Überforderung mit den dazugehörigen Verhaltensmustern wie z. B. ausrasten ist einfach Teil des Menschseins, es liegt ein Schatz darin, auch diese Eigenschaft in uns selbst und in unseren Kindern liebend zu umarmen. Ausrasten ist vor allem auch authentisch und somit wie ich finde 1000 mal "gesünder" (weil wahr) als eine aufgesetzte (somit gelogene) Gelassenheit.

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