Einfach innehalten
Neulich war mein Runzelfüßchen über alle Maßen kuschelbedürftig. Nicht, dass ein Baby nicht permanent immer nur getragen und bekuschelt werden möchte, aber zum Schlafen will sie doch meist allein liegen. Diesmal aber war es anders. Sie war satt und zufrieden und kuschelte sich auf meinem Arm ein. Ganz ruhig wurde sie plötzlich, so als wolle sie die Situation ganz in sich aufnehmen.
Ich habe mich mit ihr aufs Sofa gelegt und sie hat sich sofort in meine Halsbeuge gekuschelt und ist langsam weggedämmert.
Anders als in den ersten Wochen nach der Geburt, wo sie praktisch auf ihrem Papa und mir gewohnt hat. Sie kuschelte sich in vollem Bewusstsein an mich und genoss die Nähe zu mir.
Zuneigung vs Freiheit
Was mir dabei auffiel: So schön und wunderbar wie das war, dass meine Tochter mir ihre Zuneigung zeigt, ich fühlte mich so unnütz. Ich wünschte mir eine Zeitschrift, in der ich blättern konnte, während das Kind seinen Mittagsschlaf da auf mir hielt. Oder mein Handy, um das Ereignis niederzuschreiben. Um ein Foto zu machen, oder diesen besonders innigen Moment wenigstens auf Twitter zu verbreiten. Wie ich da so lag und darüber nachdachte, wieso ich diesen Augenblick nicht einfach genießen konnte, dämmerte es mir.
Innehalten ist out
Ich bin es schlicht nicht mehr gewohnt, dieses Innehalten. Ständig lenkt mich irgendetwas ab. Das Handy, eine Zeitschrift, Twitter, Freunde, Arbeit… Mein Leben ist sehr schnell, ich bin selbständig und habe demzufolge nie so richtig freie Zeit. Immer muss ich gucken, ob ich nicht hier und da nur noch ganz schnell, nur noch mal ganz kurz was optimiert werden kann. Das schlaucht und vernebelt zunehmend die Wahrnehmung für das, was wirklich wichtig ist.
Sofort genießen
Denn jeder dieser Augenblicke mit meinem Kind ist unwiederbringlich verloren, wenn ich ihn nicht im Hier und Jetzt sofort genieße. Weil sich ein kuscheliger Moment, ein lautes glucksendes fröhliches Lachen oder ein kleiner Schmatzer auf die Wange nie wieder genau so nachholen lassen. Sicher, es wird 1000 dieser Gelegenheiten geben. Aber bedeutet das, dass ich mir nur eine davon entgehen lassen sollte?
Ins Herz geschlossen
Das Runzelfüßchen verdient meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Und ich selbst habe mir die auch verdient. Statt mich also über meine Unbeweglichkeit zu grämen und Pläne zu machen, was zu zu tun ist wenn das Kind nur endlich wieder wach ist, tat ich das, was mich glücklich macht. Ich streichelte über ihren dicken Windelpo, schloss die Augen und war ganz bei mir und meinem Kind. Ein Innehalten, dass mich für den ganzen Tag stärkte und ein Moment, den ich in mein Herz geschlossen habe.