Bleib doch noch klein – und werde groß

Runzelfuesschen Elternblog Leben mit Kindern Kleinkind Baby lernt krabbeln

Gestern morgen legte ich Herrn Annika auf eine Decke und setzte mich neben ihn. Er bespielte ausgiebig sein buntes Kuscheltier und biss immer wieder beherzt in die quiekenden Nase.
So weit, so normal.
Dann drehte sich mein kleiner Mann, ich nahm einen Schluck Apfelschorle und schielte schon leicht sehnsüchtig in Richtung Zeitschrift, die zwei Meter von mir entfernt lag. Wenn das Baby sich so gut allein beschäftigen kann, dachte ich, dann kann ich doch auch ein wenig im Magazin blättern.

Baby hebt den Po

Auf einmal hörte ich meinen Sohn laut meckern. Das war kein Weinen oder Schreien sondern ganz offensichtlich eine Unmutsbekundung. Irgendwas passte ihm nicht. Ich sah zu ihm hin, er lag auf dem Bauch, die Arme aufgestützt, den Po hoch in die Luft gereckt. Ich wollte gerade zur Zeitschrift greifen als mir dämmerte: Moment mal, da stimmt was an dem Bild nicht.

Baby will krabbeln

Denn mein Viermonatsbaby bewegte sich vorwärts. Und das, was ihn da zum Motzen veranlasste, das war das „Fallen“ aufs Gesicht. Nun fällt man als Baby ja nicht wirklich weit und ich glaube, sein Unmut zeugte eher davon, dass es eben nicht genau nach seinem Willen ging.
Ich war baff, denn ehrlich, er ist doch noch so klein. Muss er denn schon krabbeln?

Schwester zeigt wie es geht

Seine Schwester hatte es ihm vorige Woche gezeigt. Sie kniete auf allen Vieren neben ihm und erklärte immer wieder: „So musst du das machen, guck! Erst den Arm, dann das Bein. Und dann andersrum.“ Mein Sohn strahlte seine Schwester an und ich konnte beobachten, wie er wirklich versuchte sie nachzuahmen. Aber da war der Po noch nicht einsatzbereit. Etwas, dass fürs Krabbeln aber schon von elementarer Bedeutung ist.

Baby, lass dir Zeit

Nun aber war es soweit und in meiner Brust kämpfen tatsächlich zwei Herzen. Zum Einen denke ich: Stop! Hör sofort auf damit! Du bist mein kleines Baby und du darfst lächeln und lustig sein, weinen und stillen und niedlich kreischen, laut lachen, deine Schwester an den Haaren ziehen und dein kleines Näschen kraus ziehen. Du darfst greifen und gucken und bestaunen und mir aus lauter Liebe kleine Knutschflecken ins Gesicht nagen. Du darfst deinen Papa wie ein Honigkuchenpferd anstrahlen und die Katze auf dem Sofa kritisch beäugen. Du darfst nach mir rufen sobald ich mich auch nur einen Zentimeter aus deinem Sichtfeld bewege und du darfst mit einem tiefen Seufzen in meinem Arm einschlafen.

Babys fester Wille

Aber du bist noch so klein, lass dir doch noch etwas Zeit. Bleib so wie du jetzt bist, denn genau so ist es wunderbar. Versuche nicht deiner Zeit vorauszueilen, bleib noch ein klitzekleines bißchen der kleine, vier Monate alte Herr Annika. So denke ich auf der einen Seite. Und auf der anderen freue ich mich unfassbar, dass mein kleiner Mann so riesige Meilensteine schafft. Dass er sich von seiner Schwester, die für ihn glaube ich das tollste, bewundernswerteste, großartigste Geschöpf auf der ganzen Welt ist, so inspirieren lässt. Dass mein Baby diesen Willen an den Tag legt es wieder und wieder und wieder zu versuchen. Auch wenn er zehnmal auf die Nase fällt, den Po noch ein elftes Mal gen Himmel zu recken, die Beine anzuwinkeln und sich abzudrücken.

Baby beobachtet und probiert aus

Das Runzelfüßchen hat viel später mit Krabbeln begonnen, dafür konnte sie es, warum auch immer, sofort. Ich kenne diese vielen Versuchsreihen, die Babys so unternehmen daher nicht. Meine Tochter hat sich offenbar alles immer solange besehen, bis sie überzeugt war: Ich kann das. Und so krabbelte sie los, so lief sie ohne Hinzufallen, so aß sie mit dem Löffel. Ihr Bruder ist da anders und ich liebe die Lektion, die er mir damit, ganz nebenbei, erteilt.

Baby erteilt Lektionen

Es ist nicht wichtig, dass etwas sofort klappt. Es ist wichtig, dass du es versuchst. Und: Immer einmal mehr wieder aufstehen als hinzufallen!
Mein kleiner großer Babyjunge, ich bin sicher, dass dir vieles im Leben gelingen wird. Das fängt beim Krabbeln an und wird niemals wieder aufhören. Denn du hast deine Schwester und uns an deiner Seite. Und wenn du es allein mal nicht schaffst, dann helfen wir dir beim Aufstehen.

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