„Der Pinguin meines Lebens“: Was wir lernen können
Es ist kein Geheimnis, ich mag Filme, die inspirieren. Die etwas auslösen, mir etwas Neues beibringen, mir einen blinden Fleck zeigen, von dem ich bisher gar nichts wusste. Und auch wenn der Pinguin in „Der Pinguin meines Lebens“ natürlich sehr sehr niedlich ist, ich habe mich beim Schauen versucht weniger auf ihn zu fokussieren und mehr auf das, was an dem Film eigentlich wirklich wichtig ist. Denn, wie zu erwarten ist: Der Pinguin, den es so in echt an einer Schule in Argentinien in den 1970er Jahren wirklich gab, ist gar nicht der Hauptplot in der Geschichte.
Wenn ihr euch den Trailer anschaut, dann fällt natürlich der Pinguin zunächst ins Auge. Weil er so ein ungewöhnliches Haustier ist, weil Lehrer Tom Michell (Steve Coogan) eigentlich kein Haustier haben darf und weil natürlich viele denken: Oh Gott, wie toll. Und natürlich ist der tierische Darsteller auch toll und ich würde gern wissen, wie so ein Dreh mit dem Vogel wohl abläuft, wie gut sie sich trainieren lassen und wie oft die Schauspielenden auch einfach mit dem Tier mitgehen mussten, auch wenn das eigentlich nicht der Plan war.

„Der Pinguin meines Lebens“: Argentinien in den 1970er Jahren
Aber die Geschichte um den mürrischen Lehrer Tom Michell. einem Engländer, der in den 1970er Jahren nach Buenos Aires kommt, um an einem Internat für Jungen Englisch (und Rugby) zu unterrrichten, hat eine ganz andere Tiefe. Und erinnert an Ereignisse, die viele von uns kaum in Erinnung haben dürften. Den Militärputsch in Argentinien, von dem wissen wir vielleicht noch… Aber, dass vor Ort auch über 30.000 Menschen zum Teil spurlos verschwunden sind, das ist in unseren Köpfen weniger präsent. „Der Pinguin meines Lebens“ erinnert auch daran. Und verwebt gleichzeitig ein Einzelschicksal mit universellem Erleben.
Tom hat wenig Lust auf seine Aufgabe als Lehrer, die Jungs sind frech und sowieso eher der Störfall der Schule. Bei der erstbesten Gelegenheit macht sich der Lehrer also erstmal aus dem Staub, nach Uruguay, wo er nach einer durchtanzten Nacht einen ölverschmieten Pinguin am Strand findet. Und den dann irgendwie nicht mehr los wird, auch wenn das alles ganz anders geplant war.
Wie werden wir mutig?
Der Lehrer lernt, durch den Pinguin, Menschen in sein Leben zu lassen, die Last der Vergangenheit zu teilen und im Gesamten auch mutiger zu werden. Es gibt eine Szene, in der Tom nicht das richtige tut und die hat mich wirklich sauer gemacht. Aber vielleicht liegt das auch daran, dass ich weniger Lebenserfahrung als der ältere Lehrer habe. Aber wir sind eben auch alle unterschiedlich und müssen vielleicht durch Austausch, Zuvertrauen und Unterstützung lernen, wie wir zum Wohle aller mutiger werden können. Denn alleine mutig sein, das macht manchmal auch ziemlich einsam. Und dabei kann einem dann auch ein Pinguin nur bedingt helfen.

Der Film erzählt in sehr ruhigen Bildern aus dieser Zeit, mir war er stellenweise etwas zu langsam vom Erzähltempo. Aber das ist kein Makel, ich habe mich nicht gelangweilt, sondern so die Zeit gefunden, für mich zu überlegen, wie Entscheidungen getroffen werden. Oder auch genauer hinzuschauen und zu entdecken, was Kostüm und Setdesign so zu bieten haben. Lasst euch auf das Tempo also ruhig ein, auf die Lehrergeschichte, die mich ein bisschen an „Club der toten Dichter“ erinnert hat, und auf den kleinen Pinguin. Für eher kühlere Frühlingsabenden, wie wir sie diese Woche ja erleben, finde ich „Der Pinguin meines Lebens“ einen super Film.
„Der Pinguin meines Lebens“ ab 24. April in den Kinos.