Das Leben mit Kind ändert alles – stimmt das?
Bevor das Runzelfüßchen auf die Welt kam habe ich einen Satz so oft gehört wie nie: „Das Leben mit Kind ändert alles“. Und immer dachte ich: Ach, kommt schon, lasst mal die Kirche im Dorf – ja, da ist dann ein Mensch mehr, aber das ändert doch nicht alles.“ Und heute, über ein Jahr später muss ich sagen. Es stimmt doch. In Teilen. In vielen Teilen.
Das Leben mit Kind – was ist anders als gedacht
Mein Leben hat sich sehr verändert. Alina rief zur Blogparade, weil sie wissen möchte, wie sich das Leben mit Kind ändert und was man vorher so nie erwartet hat.
Ehrlich gesagt lässt sich das für mich in einem Satz zusammenfassen:
Ich hätte nie gedacht, dass ich so gerne Mutter bin.
Das klingt irgendwie total doof, deswegen habe ich lange gerungen, ob ich den Post wirklich schreiben will. Ich finde, es wirkt, als hätte ich gedacht, dass mein Kind halt so mitläuft. In Wirklichkeit ist es aber so, dass ich bereit bin meiner Tochter alles unterzuordnen. Und das nicht, weil ich müsste, sondern, weil es mir Spaß macht. Es bedeutet selbstverständlich nicht, dass ich meiner Tochter jeden Wunsch erfülle und sie den Ton angibt. Es heißt aber eben sehr wohl, dass ich meine Arbeit um sie herumverteile, so dass wir viel Zeit gemeinsam verbringen.
Jede Familie erzieht die Kinder anders
Was ich vorher auch nicht gedacht habe: Das es 10Milliarden Erziehungskonzepte gibt und fast jedes seine Berechtigung hat. Ich dachte, das Kind kommt auf die Welt und dann schaut man mal, wie man das macht. Irgendwie glaubte ich, es gäbe da enge Bahnen in denen sich das bewegt. Nun aber weiß ich, es gibt soviele Konstellationen und soviele Gründe wer was wie macht. Wir gehen unseren Weg und andere ihren. Ich freue mich über diese Vielfalt, statt sie zu verurteilen.
11 Dinge, die anders sind, als vor dem Leben mit Kind
Was noch anders ist, als ich mir das ausgemalt habe?
- Wie schnell Kinder wachsen. Dieses „Sie werden so schnell groß“ hat mich immer abgeschreckt. Jetzt denke ich „Schon wieder neue Klamotten? Herje, das Kind wächst ja wie Unkraut.“ Wie tolles Unkraut, versteht sich.
- Wie toll Stillen ist – für mich, das mag für andere anders sein. Nachdem die ersten Schmerzen überwunden sind (DAS sagt einem auch niemand!!!), war es für mich die einfachste und schönste Art mein Kind zu ernähren.
- Mit wie wenig Schlaf man zurecht kommt – ja, das hört man oft, aber deswegen glaubt man es doch nicht zwangsläufig.
- Wie konsequent man wird: Wenn etwas nicht passt, dann passt es nicht. Vorher habe ich versucht es passend zu machen. Jetzt lasse ich es sein. Das gilt für Kindergärten aber auch für Menschen
- Dass ich das Kino mal wirklich vermissen werde. Ich verbringe gern Zeit mit meiner Tochter. Aber ich liebe auch Filme und Kino. Allein oder mit Freunden könnte ich ja gehen, aber mit dem Mann (noch) nicht. Langsam wird es Zeit
- Dass Reise mit Kind total gut geht. Lange und viel sind wir verreist und werden das auch in Zukunft machen. Weil meine Tochter unterwegs soviel lernt und wir eine tolle Zeit haben.
- Wie wichtig und toll der Austausch mit anderen Eltern ist. Am Anfang, als das Runzelfüßchen noch gar klein war habe ich regelmäßig Nummern von anderen frischgebackenen Müttern gesammelt und mich jeden Tag mit jemandem verabredet. Und das einzige Thema: Wie ist es bei euch? Ich habe mich nie, nicht eine Sekunde dabei gelangweilt! Ehrlich!
- Dass es Fragen gibt, die man einfach nicht mehr hören kann. „Junge oder Mädchen?“ ist eine davon. Habe ich im Leben vor dem Kind nie gefragt, aber oft von anderen Eltern gehört, dass es nervt. Und gedacht: Nun stellt euch mal nicht so an… Nun ja.
- Wie sehr man die kleinen Zuneigungsbekundungen vom Kind liebt. Sie fällt mir um den Hals, sie gibt mir einen Kuss und ich schmelze dahin. Egal ob sie verschnupft ist oder nicht, ich lasse mich da fallen und werde butterweich.
- Wie viel Kraft Mütter haben. Das meine ich ganz physisch. Früher war mir ein 10Kilosack Katzenstreu zu schwer. Heute trage ich das Kind, einen Kasten Wasser und die Einkäufe ohne drüber nachzudenken.
- Dass ich plötzlich Lust auf Näharbeiten fürs Kind habe – das habe ich vorher gemieden wie der Teufel das Weihwasser. Jetzt liebäugel ich mit einer Nähmaschine! ICH! Ich bin noch immer fassungslos.
Wie ist das bei euch? Was hat sich verändert, was habt ihr vorher nicht erwartet?
Wow,, du sprichst mir aus der Seele. Das geht mir bei ganz vielen Dingen genauso. Die elf Punkte, die du beschreibst treffen fast alle auf mich zu, das mit der Kraft zum Beispiel finde ich auch interessant. Mit Kind auf der Hüfte und dem Einkauf in der anderen Hand könnte ich heute noch locker Wäche aufhängen 🙂 Auch das mit dem Reisen haben wir von Anfang an gemacht, auch, weil es nicht anders ging und ich war sehr überrascht, dass es doch recht entspannt war.
Ein sehr schöner Text von dir!!!
Viele Grüße von AndalusienMutti aka Susanne
Ich habe nicht erwartet, dass mich diese tiefe Liebe mit Punkt der Geburt zu diesem kleinen Menschen regelrecht überrollt. Ich stehe manchmal am Bettchen und bin tieftraurig das ich dieses kleine wundervolle Geschöpf nicht vor allem Bösen beschützen kann. Damit hätte ich nie gerechnet 🙂
Liebe Susanne,
vielen Dank für das Lob. Und ich freue mich sehr, dass es dir genauso geht. Ich hatte wirklich Zweifel, ob das nicht total komisch rüberkommt, was ich da schreibe. Aber wenn es dich erreicht, dann bin ich beruhigt, dass ich doch was richtig geschrieben habe. 🙂
Liebe Grüße,
Andrea
Oh wie schön, dass du so überrollt wurdest. Das ist wunderbar!
Diese Gedanken "Ich kann mein Kind nicht vor allem beschützen" kenne ich gut. Und stimmt, das habe ich vorher auch immer als "Quatsch" abgetan. Dabei ist es so.
Ich wünsche dir alles Liebe,
Andrea
Ich unterschätzte, wie wenig Freizeit man auf einmal hat und wie abhängig das kleine Wesen ist. Das hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen und kostete mich viel Kraft. Darauf war ich nicht vorbereitet.
Beim zweiten Kind wusste ich zum Glück, was auf mich zukommt. Daher kann ich nun vielen Dingen gelassener entgegentreten.
Hätte mir das mal einer vor dem ersten Kind gesagt!
Mein kleines Unkraut ist jetzt schon 10 Jahre alt und wächst und wächst und wächst. Im Moment in einer Geschwindigkeit das ich alle 4 Wochen neue Hosen kaufen muß. Meine Turnschuhe muß ich verstecken weil men Kind die selbe Schuhgröße hat wie ich 😉 . Bevor ich schwanger wurde konnte bei mir jeder Zeit Besuch kommen und meine Bude war sauber. Diese Prioritäten haben sich etwas verändert. Als Junior dann da war, kreuzten ständig Wollmäuse meinen Weg, meine Augenlider hingen in den Kniekehlen und Besuch hat sich angemeldet damit ich etwas vorlaufzeit hatte um mich und die Wohnung aufzuhübschen. Es hat sich schon ne menge verändert mit Kind
Ah, ein schöner Artikel.
Und ich sitze hier und nicke zu jedem einzelnen der 11 Punkte…
Wobei, reisen war hier eher schwierig. Jetzt sind die Kinder schon größeres Unkraut und es wird langsam…
Ich würde noch ergänzen mit: Wie plötzlich sich Glück und Erschöpfung abwechseln können. Da hast du eben noch erschöpft vor dem Kilimanscharo-Wäscheberg gestanden und geseufzt. Und dann kommt eins oder beide Kinder angehüpft und erzählen dir mit breitem Lächeln was – und das Glück ist da. Einfach so.
Liebe Sarah,
das mit der wenigen Freizeit stimmt natürlich. Ich habe das Glück, dass mein Mann und ich uns abends mit der Kinderbetreuung abwechseln, so dass einer von uns auch mal was machen kann. Gelassenheit ist übrigens immer gut – sonst schaffen wir alle das nicht. 🙂
Liebe Grüße,
Andrea
Liebe Sabrina,
vielen Dank für dein Nicken, das freu mich sehr. Und auch für die Ergänzung. Das stimmt total, dieses Gefühlschaos. Ich bin so froh, dass du das angesprochen hast, DANKE dafür! Inmitten des größten Chaos ein Lächeln oder ein kleiner Kuss, und schwupps, ist alles anders.
Liebe Grüße,
Andrea
Wow, ich hatte gehofft, dass das mit dem Wachsen irgendwann langsamer läuft. Aber öhm… nun ja. Dann nehme ich diese Herausforderung mal an und lerne bis dahin vielleicht doch wie man mit der Nähmaschine umgeht. 🙂
Was die aufgeräumte Wohnung anheht: Das gibt es bei mir nicht. Der Mut zur Lücke und so. Wenn Leute vorbeikommen, dann erkläre ich kurz, dass ich nicht gewillt bin aufzuräumen, weil das hier eben das Leben ist und gut ist.
Sich selbst aufzuhübschen ist aber immer eine gute Idee. 🙂
Liebe Grüße,
Andrea
Bei mir war es witzigerweise so, dass ich auch nach der Ankunft von J. noch immer dachte, ne es hat sich nix verändert. Aber nach 1,5 Jahren muss ich sagen doch. Etwas hat sich verändert: ich. Meine Prioritäten sind andere geworden, meine Bedürfnisse, meine Grenzen von zumutbarem Schmutz, mein Verständnis für meine Mutter und ihre Entscheidungen, mein Verantwortungsgefühl.
Was mich total überrascht hat und worüber ich mir vorher nie Gedanken gemacht hatte war das Stillen und wie das dann abläuft usw.und wie sich die Zeit verteilt und plötzlich einmal alleine in Ruhe aufs Klo gehen in der ersten Zeit das Highlight ist.
JAAA! Das mit der Toilette stimmt. Am Anfang war ich sehr sehr oft auf dem Klo. Inzwischen, nun ja, da kommt das Kind ja hinterher. 🙂
Ich finde es schön zu lesen, dass du nach 1,5 Jahren diese Bilanz ziehst. Es ist eben doch alles im Fluss. Was den Schmutz angeht: Da bin ich, wie schon geschrieben, sehr großzügig,
Wie hat sich das Verständnis für deine Mutter denn geändert?
Liebe Grüße,
Andrea