Mein Kind isst nicht

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 Heute habe ich mal etwas Neues für euch – ich habe einen Blogpost geschrieben, über Herrn Annika und seine (Un)Lust am Essen. Und dann habe ich diesen Artikel meiner Freundin Inga geschickt, die nicht nur Schwangerschaftsconcierge bei Maternita sondern außerdem ehrenamtliche Stillberaterin und Beikostfachfrau ist. Sie bietet auch Beikostworkshops und private Beikostberatung an. Inga hat sich die Zeit genommen und meinen Artikel mal aus ihrer professionellen Sicht kommentiert. Damit ihr wisst: Alles nicht so wild. Vertraut euch und euren Kindern. Ein paar Tipps hat sie aber auch noch im Gepäck. Für die Lesbarkeit sind ihre Kommentare blau hinterlegt.

„Sonst geht es meinem Sohn aber gut. Er wird noch voll gestillt, aber wir bieten ihm immer wieder etwas zu essen an. Er mag nur nicht!“

Wieso noch? Er stillt voll, wie schön, dass Du Dein Kind in dieser tendenziell stillunfreundlichen Gesellschaft voll stillst, ganz nach Eurem ureigeneinen Bedürfnis.

Denn wir sollten uns immer wieder verdeutlichen, dass Muttermilch die natürlichste Nahrung für das Kind und optimal auf die Bedürfnisse des Kindes abgestimmt ist. Bei Jungen ist sie etwas fetthaltiger als bei Mädchen, sie passt sich den Außentemperaturen an, wird zum Beispiel wässriger wenn es sehr heiß ist und gibt alle wichtigen Nährstoffe und Antikörper mit, die Dein Sohn gerade braucht. Ein Wunderwerk der Natur und warum solltest Du dies nicht so lange geben wie Dein Sohn und Du es möchten, übrigens auch über das zweite Jahr hinaus? Und vor allem, ist es nicht einfach toll, was Du da als Mutter für Dein Kind leistest?

Oh, wie ich mich für meinen vorauseilenden Gehorsam hasse. Denn ehrlich, was geht das bitte irgendwen an, ob ich meinen acht Monate alten Sohn noch voll stille oder ob er schon Brei / Brot / Obst isst. Richtig, niemanden. Und trotzdem ertappe ich mich dabei, ständig.

Wen geht es an? Du sagst es: niemanden außer Euch selbst.

Leider können wir uns oftmals trotzdem von der Meinung anderer nicht loslösen, wir Menschen sind einfach Herdentiere und wer mag schon gerne aus der Reihe fallen? Vor allem wenn es um das Kind geht? Genau da sollten wir Mütter ansetzen. Es geht um UNSER Kind, nicht um das Nachbarskind, nicht um ein wildfremdes Kind. Wir schauen unser Kind an, achten auf seine und unsere Bedürfnisse und dann ist es fast ganz einfach: Mutter und Kind machen das was IHNEN gut tut. Punkt.Innerer und äußerer Druck weg, Entspannung her.

Beikost bis spätestens sieben Monate?

Denn es ist nun mal so, überall lese ich, dass man mit fünf, sechs, allerspätestens aber sieben Monaten anfangen muss mit der Beikost. Und, dass es sonst zu erhöhtem Allergieriskio kommt. Und Babys nicht mehr von Muttermilch satt werden.

Ja, was wären wir Menschen ohne Regeln an denen wir uns festhalten können? Um diesen im Hinblick auf die Beikost auf die Spur zu kommen: in Deutschland gibt es das Forschungsinstitut für Kinderernährung, welches seit Jahren die Regeln rund um die Säuglings- und Kleinkindernährung herausgibt, an denen sich u.a. Kinderärzte in ihren Empfehlungen an die Eltern orientieren. Hierin heißt es, dass es mit Beginn des 5. Monats Beikost in Form von Brei eingeführt werden sollte und dies spätestens bis Ende des 7. Monats. Zwar wird dieser Plan seit Jahren weitergegeben, aber tatsächlich wissenschaftlich fundiert ist er nicht, wie Herbert Renz-Polster ausführlich hier erläutert: http://blog.kinder-verstehen.de/zoff-ums-beifuettern/


Wenn wir also versuchen Pläne und Normen zur Seite zu legen, dann bleibt einzig und alleine der Blick auf unser Kind:


Sollten wir nicht davon ausgehen, dass unser Kind weiß was es benötigt? Und wenn es wächst, gedeiht und zufrieden ist, nicht einfach darin vertrauen, dass es anzeigen wird, wenn sich seine Bedürfnisse ändern und wir dann nur darauf reagieren müssen?

Zum Glück sind unsere Kinder von Natur aus auf das Überleben programmiert. Sie essen dann, wenn sie soweit sind und so viel sie eben brauchen. Dafür müssen sie die Möglichkeit von ihrer Umwelt bekommen und dies mit so wenig Zwang wie möglich. Nicht zu einem bestimmten Termin, nicht die von außen vorgegebene Menge, nicht erst Gemüse-Kartoffel-Fleisch-, dann Milch-Getreidebrei…


Im Hinblick auf das Allergierisiko: Das Stillen ist die beste Vorbeugung gegen Allergien. Die Beikost sollte bestenfalls unter dem Schutz des Stillens eingeführt werden.

Ich bin also eine schlechte Mutter, weil ich meinem Sohn weiterhin die Brust gebe statt ihn zum essen zu zwingen. Ist natürlich Quatsch, aber genauso fühlt es sich an. Und deswegen erkläre ich jedenm, wirklich jedem, dass wir das mit dem Essen ja versuchen würden, aber Herr Annika nun mal nicht wollen würde. Sondern angewidert den Kopf weg dreht.

Mein Kind will nicht essen

Kopf wegdrehen ist für mich ja ein sehr deutliches Signal was da lautet: Nein, stopp, ich will das nicht. Und das respektiere ich. Ohne erneutes Probieren. Denn nein heißt immernoch nein.

Spannenderweise hatte ich die Gelegenheit Herrn Annika einmal zuzusehen, als Andrea Mittag gegessen hat. Neben dem Interesse an seine Mama hat er auch Interesse daran gezeigt, wie bzw. was sie isst. Als sie ihm ein Stück Gurke und Salat angeboten hat, griff er danach und steckte es in seinen Mund, um dann darauf rum zu kauen und es nach einiger Zeit dann vollständig wieder auszuspucken. Für mich ein Zeichen dafür, dass er in diesem Augenblick bereits Interesse am Essen hatte, aber noch nicht soweit ist es vollständig zu essen.

Wichtig ist doch, dass Du ihm am Essen teilhaben lässt, er Dich dabei beobachten kann und Du ihm Essen immer wieder anbietest.Wenn er soweit ist, wird er probieren, sich für oder gegen das angebotene Essen entscheiden und nach einigen Probierrunden auch irgendwann das Essen herunterschlucken, früher oder später.


In diesem Zusammenhang liest man öfter über die sogenannten Beikostreifezeichen. Worauf sollten Mütter also achten?


Das Baby führt Gegenstände zu seinem Mund und macht Kaubewegungen

Es zeigt Interesse an Essen

Es hat einen erhöhten Bedarf an Stillmahlzeiten

Es kann schon (mit wenig Hilfe) alleine sitzen

Es kann schon gut den Kopf halten, wenn es hingesetzt wird

Der Zungenstreckreflex mit dem das Baby Dinge aus dem Mund befördert ist nicht mehr vorhanden


Von seiner Schwester kenne ich dieses mangelnde Interesse an Essen nicht, ich glaube das ist es auch, was mich so enorm verunsichert.
Das Runzelfüßchen war knapp fünf Monate alt und wollte essen. Statt wie andere Kinder mal ein Löffelchen hier oder da zu nehmen war sie bereit für Beikost und aß vom ersten Tag an viel. Anfangs kochten wir in kleinen Gläsern mit 200ml für sie vor. Schnell aber war klar: Ihr reicht das nicht.

Stillen und Beikost

Sie aß mit Begeisterung und Freude auch mal ein 400ml Glas leer. Und dann eine Woche lang wieder wenig. Soviel sie eben mochte. Gestillt wurde parallel dazu, aber meine Tochter entscheid bald, dass sie mehr essen und weniger stillen wollte. Mit 14 Monaten wollte sie gar nicht mehr an die Brust und war beim Familientisch angekommen. So einfach, ohne je ein Problem zu haben.

Interessant zu wissen ist, dass das biologische Abstillalter irgendwo zwischen 2,3 – 6-7 Jahren liegt. Das bedeutet, dass das Abstillalter von Kindern je Kind, je Kultur und je sozialem Umfeld variiert. In den westlichen Ländern stillen wir eher kürzer, was wohl u.a. mit unserem Lebensstil und Ansprüchen zusammenhängt. Die WHO empfiehlt ganz klar das Stillen bis zum Ende des 2. Lebensjahres und bei Wunsch und Bedarf auch darüber hinaus.

Und nun ist da mein Sohn. Der eigentlich auch kein Problem ist, nur eben nicht essen will.

Acht Monatsbaby ist nicht – ist das normal?

Darum sorge ich mich. Weil ich den Druck verspüre, er müsste doch jetzt mal. Es sei ja nicht normal, dass Kinder acht Monate (oder länger, wer weiß das schon) ausschließlich gestillt werden. Es kommen schon viele Blicke und Nachfragen, ob er denn richtig satt würde. Dabei sehen all die Menschen doch mein Kind. Das groß ist, und schwer. Nicht dick, aber kräftig. Auf jeden Fall nicht mangelleidend.
Der Kinderarzt ist zum Glück vollkommen entspant und meint, dass wir mal mindestens bis zum ersten Lebensjahr Zeit haben. Und, dass noch jedes Kind irgendwann essen wollte.

Was für ein Glück, dass Du so einen Kinderarzt hast, dass können nicht viele behaupten, denen der Essensplan mit Druck unter die Nase gehalten wird. Und mit dem Druck von außen steigt leider auch der eigene Druck und damit fehlt immer mehr der entspannte Umgang mit dem Thema Beikost. Das ist unnötiger Stress und schade für alle Beteiligten. 

Dennoch, ich ärgere mich darüber, dass ich das nicht einfach so hinnehmen kann. Sondern mich immer erklären möchte. Dabei ist doch eigentlich alles gut so wie es ist.

Genau, lehn Dich entspannt zurück, freue Dich über Dein gesundes Kind und gib ihm die Zeit die er braucht und nicht mehr allzu lange und er wird dir am Familientisch die Haare vom Kopf essen 🙂

Wie ist das bei euch? Kennt ihr diese Gedanken auch? Wann haben denn eure Kinder angefangen zu essen?

Mein Tipp für Eltern, zu überprüfen ob ihr Kind wirklich nicht isst:


Wer seinen Eindruck einmal mit der Realität überprüfen möchte, der kann zum Beispiel ein Esstagebuch führen und alles, aber wirklich alles aufschreiben, was über den Tag verteilt vom Kind in den Mund genommen wird.



Interessanterweise ist es in vielen Fällen so, dass die Eltern nur dem Eindruck erliegen, dass ihr Kind nicht isst. Es stellt sich daher die Frage ob das Kind wirklich gar nichts isst bzw. probiert oder ob das Essverhalten einfach nicht mit der eigenen Erwartung übereinstimmt.


Beim Thema Beikost denken viele daran eine bestimmte Menge in das Kind zu „transportieren“ z.B. ein Gläschen Brei, ist die Beikost aber kein Brei, sondern eine Gurke, ein Stück Brot oder ähnliches, lassen sich Mengen nicht kontrollieren. Wirft das Kind dies dann auch noch aus dem Mund, dann hat man das Gefühl: es isst nicht. Tatsächlich aber kommen zumindest die Nährstoffe durch den Speichel in den Körper.

Daher probiert es doch mal aus und schaut Euch am Ende des Tages an, was Euer Kind so probiert hat. Ihr werdet staunen!

Hier noch ein Lesetipp für alle die sich zu dem Thema, mein Kind isst nicht weiter belesen möchten: https://www.amazon.de/Mein-Kind-will-nicht-essen/dp/3932022122

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4 Antworten

  1. Anonym sagt:

    Dann haben wir ja noch was gemeinsam außer schlechtschlafende Kinder 😉 Meine Große habe ich 7 Monate voll gestillt und dann auch noch weiter bis zum 1.Geburtstag. Da dachte ich schon, das wäre lang. Sie ist aber eine gute Esserin. Meinen Sohn habe ich dann 11 Monate voll gestillt. Er wollte nichts anderes. Das fand ich grenzwertig. Er ist auch heute noch mit knapp 4 ein schlechter und Wenig-Esser. Weiß nicht wieso, ist halt so. Tips habe ich keine, außer dass ich sicher bin, dass ihr schon Euren Weg findet.
    LG von Anni

  2. Chris sagt:

    Oh! Das tut SO gut!!!
    Danke:)
    Dieser Hype ums Essen ist so schrecklich.
    Ich bin ja der festen Überzeugung, dass es alles mit dem Marketing der bekannten Babynahrunghersteller zusammenhängt. Denn ohne "Bedarf" bzw. Werbung dafür, lassen sich auch keine Gläschen ab 4.Monat verkaufen. Welch finanzieller Verlust für die Firmen!
    Bevor ich mein erstes Kind bekam, war es irgendwie auch in meinem Kopf verankert, dass Kinder nur bis 6Monate stillen und dann essen. Nach einer Stillzeit von insgesamt 1.5Jahren würde ich eines besseren Belehrt:)
    Mein 2. Kind isst auch keinen Brei, das höchste der Gefühle ist Apfelmus. Wir stillen noch und es isst das normale Essen. Gemüse. Nudeln. Reis. Obst. Brot. Käse.
    Entspannung und Vertrauen auf das Bauchgefühl in diesem Punkt tut gut!
    Liebe Grüße

  3. rose hip sagt:

    Danke für diesen Beitrag… er bekräftigt mich doch noch lange über das 1. Lebensjahr (jetzt erst 3.5 Monate) hinaus zu stillen 🙂 Auch wenn ich jetzt bereits (!) schief angeschaut werde, wenn ich erzähle mind. 12 Monate zu stillen … bekloppt.

  4. Anonym sagt:

    Bei meiner großen habe ich mir mega-Druck gemacht. Ich hatte eine Beikostberatung, in welcher mir die Hebamme mir einen Plan gab, dass alle 4 Wochen eine neue Mahlzeit eingeführt wird und dann ist das Kind abgestillt. Sie sagte, dass die Kinder nach 1 Woche ein Gläschen essen werden und dann ist die Mahlzeit quasi ersetzt. – Pustekuchen! Die Tochter hat 2 Monate eine Breischlacht veranstaltet, bevor sie begriffen hat, dass das satt macht. Und ich habe mir und ihr permanent druck gemacht, dass das jetzt möglichst schnell gehen muss. Rückblickend war diese "Beikostberatung" das schlimmste, was ich je an "Rat" bekommen habe. Immerhin isst sie jetzt alles, was man ihr anbietet – außer Kuchen! 😉
    Ich bin gespannt, wie es jetzt bei 5-Monats-Baby läuft. Denn ich habe beschlossen, gar keinen Druck mehr zu machen – auch wenn er in einem halben Jahr in der Kita kaum etwas isst und sich seine Nahrung nachmittags holt, wenn ich ihn aus der Kita hole.

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