Für mehr Sprachlosigkeit im Kino: „Posion – Eine Liebesgeschichte“

Also eins vor weg: Wenn ihr euch „Poison – Eine Liebesgeschichte“ anschauen wollt, dann erwartet alles, aber keine RomCom. Denn witzig und leicht ist an diesem Film nichts, nicht mal der Drehort. Aber trotzdem rate ich euch dringend dazu, für den Film ins Kino zu gehen, denn er öffnet den Raum für tiefe Gespräche und Austausch.

Filmkritik Poison Eine Liebesgeschichte
© Filmwelt Verleihagentur

„Posion“ ist auch deswegen ein passender Titel, weil Gift ja oft langsam wirkt. Und genau das ist auch das Erzähltempo in diesem Film. Es ist ruhig, die Geschichte baut sich erst nach und nach auf. Das Wetter spielt dabei eine große Rolle, ebenso die Orte, an denen wir uns befinden. Im Vordergrund steht ein Friedhof, denn Lucas (Tim Roth) und Edith (Trine Dyrholm) treffen sich hier, am Grab ihres verstorbenen Kindes.

Schon allein dieser Gedanke, der an ein totes Kind, ist für die meisten Menschen unvorstellbar. Und doch erleben Eltern, erleben Angehörige dieses Leid. Sie gehen damit unterschiedlich um, und das zeigt „Poison – Eine Liebesgeschichte“ eben auch. Lucas und Edith sind kein Paar mehr, zuviel ist passiert, steht zwischen ihnen. Beide trauern auf ihre Weise, darüber sprechen können sie erst jetzt, auf dem Friedhof.

Was mit dem Kind passiert ist, wird nicht gezeigt, überhaupt gibt es im Film nur die Interaktion zwischen Roth und Dyrholm. Und das ist intensiv, denn beide tragen soviel Wut und Trauer und Schmerz in sich. Wer würde das nicht, angesichts eines solchen Schicksals. Es lässt sich nicht sagen, wie jede*r einzelne von uns mit solch einem Verlust umgehen würde, hoffen wir, dass wir es nie herausfinden müssen. Schon allein deswegen denke ich: Alles hat seinen Platz: Ediths Verzweiflung, ihre Suche nach Erlösung und auch Lucas Wunsch, weiterzumachen und es nicht zu können.

„Posion – Eine Liebesgeschichte“: Ein Film, der weh tut

Wenn ihr den Kinosaal verlasst, dann, soviel kann ich vorwegnehmen, werdet ihr nicht leichter, erlöster sein. Denn Trauer bleibt schwer. Aber vielleicht öffnet es den Raum für Austausch. Denn das, was mich bei dem Film am meisten abgeholt hat, war die schmerzhafte, aber ehrliche Unterhaltung, die das Ex-Paar dann doch unternommen hat. Das ist nicht schön, vieles ist hässlich und verletzend. Aber gerade in Zeiten in denen wir manchmal vielleicht gar nicht mehr so genau wissen, was Lüge ist und was Wahrheit, sind solche harten Gespräche wichtig. Weil sie zumindest den Raum bieten, wieder in den Austausch zu kommen. Um danach eben nicht mehr in vergifteten Umfeldern umherzuirren, sondern klar und gereinigt weiterzulaufen.

Filmkritik Poison Eine Liebesgeschichte
© Filmwelt Verleihagentur /Markus Jans

„Posion – Eine Liebesgeschichte“: Das Regiedebüt von Désirée Nosbusch

Mir hat das Regiedebüt von Désirée Nosbusch gut gefallen und ich freue mich, dass auch solche Filme und Themen Platz im Kino finden. Über das Wiedersehen mit Tim Roth war ich ebenfalls sehr froh, auch wenn ich mir kaum vorstellen kann, wie die Dreharbeiten für den Schauspieler gewesen sein müssen. Denn er musste im wahren Leben leider seinen Sohn bereits beerdigen.

Ich kann die Stimmung hier nicht in die Höhe ziehen, „Poison – Eine Liebesgeschichte“ ist ein Film über die Trauer, voller Trauer und Schmerz und Ungerechtigkeiten. Den beiden Schauspielenden bei ihrem Ringen um eine vergangene Liebe (auf mehreren Ebenen) zuzusehen, ist aber wunderschön.

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Eine Antwort

  1. Februar 2, 2025

    […] Film, der so ziemlich das Gegenteil von Wohlfühlkomödie ist, ist „Poison – Eine Liebesgeschichte„. Und doch möchte ich euch auch den Film ans Herz legen. Wie „Es geht um Luis“ […]

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