Wieso der Film „Der Spitzname“ was besonderes für mich ist

Ich vermute, die meisten von euch kennen die „Namen“-Trilogie von Sönke Wortmann. 2018 kam der erste Film, „Der Vorname“ in die Kinos, 2022 der zweite Teil „Der Nachname“. Und jetzt könnt ihr seit wenigen Tagen den dritten (und vermutlich letzten) Teil, „Der Spitzname“ in den Kinos gucken. So weit, so normal. Trilogien gibt es immer mal wieder, Filme über Familien sind auch nichts wirklich Neues. Warum der dritte Teil der Familie Berger-Böttcher-Wittmann-König trotzdem für mich so besonders ist? Well …

Interviews zu Der Spitzname Runzelfuesschen

Ich gebe an der Stelle direkt mal zu, dass ich den ersten Teil überhaupt nicht im Kino gesehen habe. 2018 hatte ich anderes im Kopf und schlicht keine Zeit für Kinobesuche. Die Kinder waren sehr klein, ich gerade schwanger, Kino war da einfach kein Thema. Irgendwann, ich schätze 2020 oder 2021 habe ich die DVD dann mal aus der Bibliothek ausgeliehen. Ganz vage erinnerte ich mich, da mal was über den Film gelesen zu haben, warum also nicht mal mitnehmen?

Ein paar Tage später trafen wir uns mit Freund*innen und sprachen über den Film. Die Freund*innen hatten ihn lustigerweise auch kürzlich erst gesehen und so entspann sich eine nette Diskussion über den Film, die Namensvergabe von Kindern und deutsche Komödien. Ehrlicherweise glaube ich, dass ich mich nur deswegen überhaupt noch daran erinnere, weil der Tag mit den Freund*innen so nett war, Kinder und Babys wuselten durch die Gegend, es war Sommer und Corona gerade mal kein Thema.

Im Kino zu „Der Nachname“

2022 kam „Der Nachname“ ins Kino. Ich hatte gar nicht unbedingt vor, den zu schauen, auch wenn ich Teil 1 wie gesagt schon gut fand. Als der Film im Kino lief, war ich gerade auf einer Kur. Es war alles ein bisschen viel gewesen in den Jahren davor und ich brauchte diese Zeit allein. Ein paar Kurmitstreitende hatten die Idee sich den Film im Kino anzuschauen und ich dachte: Na gut, warum nicht. An Teil 2 erinnere ich mich vor allem, weils bitter kalt war, ich glaube sogar es schneite dort, wo ich war, und im Film befindet sich der Cast auf Lanzarote. Ich mochte den Schlagabtausch zwischen den Schauspielenden und ehrlicherweise vor allem die Tatsache, dass ich mal nicht über mich selbst nachdenken musste. Denn: Andere haben es ja auch nicht immer leichter.

Interviews zu „Der Spitzname“

Nun also ist Teil 3, „Der Spitzname“, aktuell im Kino. Als ich ihn gesehen habe, war es wirklich ein bisschen wie zu einer sehr weit entfernten Familie zu kommen, um die man bei Feierlichkeiten gleichzeitig einen Bogen machen will und in der Nähe bleiben, weil sie sich so lustig streiten. Was genau diesen Film aber zu so etwas besonderem für mich macht, ist die Tatsache, dass ich dieses Jahr fast den gesamten Cast aus dem Film interviewt habe. Ich habe mit Iris Berben, Caroline Peters, Janina Uhse, Christoph Maria Herbst und Florian David Fitz über den Film, über vermeintliche Tabus, Feminismus und Kindererziehung gesprochen.

Jetzt könnt ihr natürlich sagen: Na und, ist doch nichts besonderes, du interviewst doch ständig Leute.Und ja, das stimmt. (Was für ein Satz ist das bitte?!) Aber manchmal brauchen wir ja Erinnerungen daran, wie sehr sich unser Leben verändert hat (darüber habe ich mal mit jemand anderem gesprochen, aber davon ein andermal mehr). Denn als ich damals den ersten Teil geschaut habe, war ich journalistisch noch ganz woanders unterwegs und hätte nie im Leben gedacht, dass mich mein Weg mal hierhin führen würde. Nicht, weil ich das für mich ausgeschlossen habe, ich hatte es nur nie im Sinn. Interviews habe ich damals kaum bekommen, da wurden eher andere mit betraut und ich hatte meinen Fokus auch auf ganz anderen Themen.

Im Videointerview: Caroline Peters, Janina Uhse und Florian David Fitz

Austausch mit Iris Berben, Christoph Maria Herbst, Caroline Peters, Janina Uhse und Florian David Fitz

Sechs Jahre später sitze ich Iris Berben gegenüber und spreche mit ihr übers Gendern, über Feminismus, darüber, was Frauenbünde bewegen können. Sechs Jahre später treffe ich Christoph Maria Herbst nicht nur zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres, sondern spreche mit ihm über Sprachlosigkeit, Kindererziehung und unsere Liebe zur Sprache und Literatur. Ich höre Caroline Peters dabei zu, wie sie überlegt, wie sich ihre Filmfigur weiterentwickeln könnte, spreche mit Janina Uhse über Werte und mit Florian David Fitz über Sätze, die andere wie auf Knopfdruck explodieren lassen. All das könnt ihr auf familie.de nachlesen.

Manchmal vergessen wie, wir weit wir schon gekommen sind

Was ich damit sagen will: Manchmal vergessen wir vielleicht im Kleinklein, was wir schon alles geschafft haben. Weil sich Tage, Wochen oder auch Monate so unfassbar eintönig anfühlen. Mir ist das jedenfalls nicht fremd und natürlich kenne ich Zweifel, das Gefühl nicht gut genug zu sein. Vermutlich sogar öfter als mir lieb ist, eben weil ich mich mit anderen vergleiche, statt mit mir selbst von früher. Aber genau deswegen ist „Der Spitzname“ für mich so besonders. Weil ich zufällig an genau diesem Film festmachen kann, dass ich mich eben doch entwickelt habe, dass ich, auch wenn es sich manchmal wie auf der Stelle treten anfühlt, vorwärts komme.

Ob ich jetzt gut genug bin oder nicht, spielt hierbei gar keine Rolle (denn natürlich könnte ich euch direkt wieder von Zweifeln erzählen, die ich auch in diesen Interviews hatte). Was ich aber sagen will ist: Vergleicht euch mit euch selbst. Haltet doch genau jetzt mal inne und überlegt, was vielleicht euer Moment sein könnte, an dem ihr festmachen könnt: Ja, doch, da hat sich was verändert.

Wir sind alle viel zu gut darin, uns selbst klein zu reden. Dabei machen wir vieles richtig gut. Schreibt mir gern, was ihr gut gemacht habt (wenn ihr euch nicht traut, es hier direkt als Kommentar zu posten).

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