Von wenig Nerven – das Wochenende in Bildern
Soll ich mal ehrlich sein: Ich wünschte mir, es wäre hier anders, als es ist. Ich wünschte, ich könnte schreiben, dass sich endlich mal alles entspannt hat und wir hier so friedlich und voller Lachen vor uns hinleben. Dem ist nur leider gar nicht so. Und das nervt mich selbst so unglaublich.
Samstag 27. April 2019
Ich bin auf dem Weg zur Rückbildung (jajaja, ich mach das immernoch. Oder wieder…) Dabei entdecke ich dieses tolle Poster für eine Ausstellung mit neuen feministischen Comics. Da die noch bis 19. Juni ist hoffe ich, dass ich es schaffe, mit das anzuschauen.
Und gleichzeitig überlege ich wie gern ich früher in Ausstellungen gegangen bin. Wann ich das letzte Mal war kann ich kaum erinnern. Es gibt einige Museumsbesuche, die sind mir in Erinnerung, weil mich das so beeindruckt hat. Aber das war alles vor den Kindern. Und ein bißchen wünsche ich mir das zurück. Die Zeit so „sinnlos“ zu vertun, einfach in den Tag hinein leben und ewig im Museum rumzuhängen, statt für drei kleine Menschen verantwortlich zu sein.
Der Sport tut mir gut, auch wenn ich kollossal unfit bin. Und fast ein bißchen schneller als mir lieb ist holt mich die Familie ab. Wir müssen Bücher zur Bibliothek bringen.
Nach dem Bibliotheksbesuch (der unerwartet früh endet, weil die Kinder nur streiten und ich keine Nerven habe) gehen wir dann einkaufen. Ich hatte mir am Freitag Abend die Fußnägel lackiert. Um mich irgendwie ein bißchen weniger schluffig zu fühlen. Im Ergebnis diskutieren die Kinder ewig, dass sie das auch wollen. Also lasse ich mich breit schlagen und jedes Kind darf sich einen Nagellack aus dem Bioladen aussuchen. Da sind weniger Giftstoffe drin, das ist mir schon wichtig. Und ich kann die schließlich auch nutzen.
Na, lange Rede kurzer Sinn, wir schaffen es tatsächlich die Nägel der Kinder und meine zu bemalen UND trocknen zu lassen, ohne Gezank und Gemaule und Genöle. Ich hätte das mehr genießen sollen. Denn kurze Zeit später ist schon wieder alles vorbei.
Mein Mann hat Kopfschmerzen und ich reagiere zunehmend empfindlicher auf die gereizte Stimmung. Es ist nicht einfach.
Abends gibt es selbstgemachte Spätzle (hier in einer Auflaufform, das sieht man nur irgendwie nicht). Mein Sohn sitzt daneben und geht ein Rezeptheft mit mir durch, das er sich irgendwo mitgenommen hat. Die Zeit ist auch schön. Dann biegt die große Schwester um die Ecke, sie kriegen sich wegen irgendwas in die Wolle, das Baby erzählt SEHR (wirklich SEHR) laut von seinem Tag und ich bin total durch.
Das Problem ist: Ich muss noch arbeiten. Das Baby schläft also auf mir ein und ich denke, na, nicht schlimm, gleich kommt mein Mann ja vom Kinder ins Bett bringen zurück. Aber Pustekuchen. Der ist so krank und müde, dass er erst zwei Stunden später (also als ich fast fertig bin) wieder auftaucht. Ein insgesamt eher mäßiger Tag.
Sonnta, 28. April 2019
Eigentlich könnte der Tag besser werden. Aber die Nacht war schon doof, das Baby wollte dauerstillen, ich bin gerädert und habe auch Kopfschmerzen. Alles brüllt mich wegen irgendwas an, so dass ich wirklich nichts essen kann. Ich kann einfach nicht, verliere meinen Hunger und überlege, was ich denn nur falsch mache.
Das Baby kräht fröhlich und steckt sich das Spielzeug seines Bruders in den Mund. Immerhin ist das alles so groß, dass er sich nicht verletzen kann.
Um mich irgendwie abzulenken miste ich aus. Die Zeit der Tragetücher scheint vorbei, das Baby möchte lieber in einer Trage getragen werden.
Wieder ein Abschnitt, der zuende geht. Und ich muss schmunzeln, denn nach Herrn Annika hatte ich alle Tragetücher weggegeben bzw. verkauft. Und nun sind wieder welche da. Aber auch die finden hoffentlich bald ein gutes Zuhause.
Die Kinder streiten und kreischen weil die Eine was hat, was der Andere will, weil das Zimmer chaotisch ist, oder ich verbiete, dass sich jemand kopfüber aus dem Fenster hängt. Ich fühle mich wie die Puppe auf dem Bild. Und merke, dass ich dringend Zeit für mich brauche. Mein Mann geht also mit allen drei Kindern um den Block. Und statt in der Zeit aus dem Fenster zu starren oder irgendwas für MICH zu machen, mache ich was? Genau, die Wäsche. Weil das ja auch gemacht werden muss. Und ob jetzt oder später ist doch irgendwie egal, oder?
Ich finde dieses Buch auf meinem „Zu Lesen“ Stapel und blättere kurz darin. Ob da wohl die Formel steht, wie das bei uns alles besser wird? Kennt ihr das, wenn man sich so an Strohhalme klammert, weil man selbst einfach keine Idee mehr hat. Tja, das ist dann vielleicht mein aktueller Strohhalm. Zum Lesen komme ich nicht, denn die Kinder sind schneller wieder da als ich Auszeit denken kann.
Nach dem Abendessen (ich esse wieder wenig, Geschrei und so) wollen die Kinder mir unbedingt ihr Osterbuch zeigen. Das hat Herr Annika geschenkt bekommen (nicht, dass ich das nicht wüsste, ich habs ja schließlich im Park versteckt…). Denn das Runzelfüßchen hat dieses Buch in der Bibliothek entdeckt und kombinierte: „Mama, der Osterhase hat alle neuen Bücher. Denn in der Bibliothek stehen die, die neu sind immer im Regal. Also hat er uns was Neues geschenkt.“ Im Nebensatz erwähnt sie dann noch, dass ihr schon klar sei, dass ich das geschenkt habe, auch, weil es ja von ihrem „Lieblingsverlag aus Hamburg“ ist. Offensichtlich kann meine Fünfjährige das Carlsen-Logo mittlerweile erkennen.
So, irgendwie stelle ich schon beim Schreiben fest, dass dieses Wochenende ganz schön anstrengend war. Wie viele Tage in der letzten Zeit. Was ich nicht weiß ist, wie das besser werden soll.
Wenn ihr also einen (oder mehrere ) Tipps habt, dann sagt gern Bescheid!
Liebe Andrea, direkt und zwischen den Zeilen lese ich deine Sehnsucht nach ein bisschen mehr "Ich"-Zeit. Gibt es bei euch in Berlin vielleicht im Seniorenbüro die Möglichkeit, sich ein Leih-Großelternteil mit ins Boot zu holen? Ich lebe in einer süddeutschen Kleinstadt und kenne einige berufstätige Familien, die so eine Wahlverwandtschaft gefunden haben, die für alle ein Segen ist. Die Kinder haben eine neue Bezugsperson, die Wahloma oder der Wahlopa Familienanschluss und die Eltern eben auch mal Zeit für sich oder Zeit mit weniger Kindern. Ich schicke dir ein dickes DANKE für deine Ehrlichkeit und Authentizität- Leben mit Kindern ist eben echt und nicht lifestylemagazintauglich. Ganz liebe Grüße von Isabella
Ich glaube der einzig sinnvolle Tip ist aushalten und durchhalten. Wo das möglich ist Auszeiten alleine schaffen (und auf keinen Fall die Wäsche machen!!! Wäsche machen ist eh doof, da macht es nix wenn noch schreiende Kinder nebenbei rumhüpfen). Du hast ja drei kleine Kinder grade, die alle viel Aufmerksamkeit wollen und weil das halt nicht geht die durch Brüllerei einfordern.
Falls ihr könnt, vielleicht immer mal ein bisschen Einzelzeit mit jeweils einem Kind (vor allem den beiden größeren) einrichten. Und wirklich das bisschen Zeit dass du mal für dich hast auch für dich nutzen, mit irgendwas, was dir Spaß macht. Ich hab als meine beiden Kinder so klein waren (also Baby und drei) irgendwann angefangen abends Yoga mit YouTube zu machen, anfangs echt nur 10 Minuten, weil mehr nicht drin war. Vielleicht findest du irgendwas in der Art, was zu dir passt. Und irgendwann kommen bessere Zeiten, ganz bestimmt. Zwischendurch dachte ich wirklich es war ein Fehler die Kinder in dem Abstand zu bekommen. Ich war so fertig. Mittlerweile sind sie 6 und 8 Jahre alt und es ist (meistens) toll mit den Beiden!
Ich habe leider auch keine Tipps. Wollte dir nur verkünden, dass du nicht die einzige bist. Ich habe 'nur' 2 Kinder. Die große wird 5 und kommentiert meist alles nur noch in Schreilaustärke, der kleine wird 2, entdeckt die Welt und die macht nicht immer was er will. Und dann rasseln sie noch ständig aneinander. Dann wären da noch ein 40h Bürojob und mein Mann, der wegen einer Borreliose und der zugehörigen Infusionstherapie zwei Wochen ans Krankenhaus gefesselt ist. Das einzige, was tatsächlich bei uns immer klappt ist die Wäsche. Weil der kleine so gerne mitsortiert und zusammen legt ��
Hach, danke für diesen und viele andere Blogbeträge! Ich erkenne so viel wieder. Heute Abend habe ich nach einen überflüssigen Streit mit dem großen Kind erstmal eine Weile im Hof gesessen und mich gefragt, warum das eigentlich alles so anstrengend ist. Warum andere Familien so viel entspannter wirken. Warum nicht mal etwas einfach leicht und unkompliziert ist. Und dann habe ich tief durchgeatmet, mich gesammelt und bin dem Kind hinterher in die Wohnung. Mit meinem Mann gestritten, Abendbrot gegessen. Und noch viel mehr. Und nun schlafen die Kinder hoffentlich bald ein. Alle (na ja, fast alle) haben sich wieder vertragen und es ist friedlich und schön.
Ich sitze im Kinderzimmer und versuche nicht an all das zu denken, was andere Eltern angeblich alles "mal eben schnell" machen, wenn die Kinder abends schlafen.