Republica mit Kindern – das sagen andere Eltern
Am Mittwoch habe ich darüber berichtet was mich auf der Republica mit Baby gestört hat und auch. wieso ich darin ein gesellschaftliches Abbild sehe.
Allerdings ist meine Meinung ja nur eine Meinung von vielen, deswegen habe ich mich natürlich auch auf die Suche nach anderen Stimmen gemacht.
Ganz vorurteilsfrei sprach ich Mütter und Väter direkt auf der Re:publica an und bat sie um ein Statement. Ich habe das alles nicht kommentiert, nicht argumentiert, nur nachgefragt. Und das werde ich auch an dieser Stelle nicht tun. Denn es geht ja darum zu erfahren wie andere etwas empfinden, nicht ihnen meine Meinung aufzudrängen.
Wie kinderfreundlich findet ihr die Re:publica?
Die Antworten waren so unterschiedlich wie unsere Gesellschaft eben ist. Es waren viele Eltern dabei, die der Meinung waren, dass Kinder nicht auf eine solche Konferenz gehören. Man würde nicht zum Zuhören kommen, Netzwerken, nicht mal Kaffee trinken. Die Re:publica sei Arbeit und da hätten Kinder nichts zu suchen. Man würde, so verriet eine Mutter, ja auch sein Kind nicht mit ins Büro nehmen. Wieso dann also auf eine solche Konferenz.
Babys auf der Republica
Ich fragte nach wie sie im Falle eines Babys verfahren würden, immerhin hatte ich Herrn Annika ja dabei. Schon hier teilte sich die Meinung wieder. Die einen waren konsequent fürs Fernbleiben, dann müsse man eben ein, zwei Jahre pausieren. Im Prinzip sei das wie Elternzeit in der man ja auch nichts im Job macht. Andere wiederrum schränkten hier ein, ja, so mit Baby, das wäre schon ok, nur die älteren Kinder, die eben nicht. Babys würden ja auch schlafen und wenig Anforderungen stellen. (Nun, da kann man geteilter Meinung sein, aber gut)
Kinderfreundliche Teilnehmer_innen
Einige freuten sich über die Kinderfreundlichkeit der anderen Teilnehmer_innen, sie berichteten, dass sie mit ihrem Kinderwagen immer vorgelassen wurden. Alle, die mit Kindern unterwegs waren lobten, dass die vielen Helfer_innen der Re:publica ihnen den Weg zu den Wickelräumen gezeigt hätten. Ich war da wohl tatsächlich die eine Ausnahme und habe den Raum erst durch die Hilfe anderer auf Twitter gefunden. Er war zwar ausgeschildert, aber letztlich doch „versteckt“ auf der Rollstuhltoilette. DA habe ich mich aber gar nicht getraut zu suchen.
Genau diesen Punkt merkte auch eine Teilnehmerin an. Sie hätte niemanden von dort verdrängen wollen, hätte Verständnis dafür, dass es hier eben auch mal länger dauern würde. Nach 15 Minuten Warten hatte sie ihr Baby dann doch einfach im Kinderbereich auf dem Gelände gewickelt.
Wunsch nach Rückzugsort & Familientickets
Viele Eltern berichteten, dass sie sich einen Rückzugsort gewünscht hätten, eine Art Indoor-Spielplatz. Hier könnte dann der Partner / die Partnerin das Kind betreuen und man sich abwechseln. Allerdings sei es dafür auch wichtig die Preise für Familien anders zu gestalten, oder sicherzustellen, dass der das Kind betreuuende Teil keinen Eintritt bezahlt. Dafür darf die Person dann aber auch nicht an den Panels teilnehmen, logisch.
Kleiner Kinderbereich
Einige der Befragten stimmten mit mir überein, sie fanden den Bereich zu klein, fühlten sich verlassen von den Veranstalter_innen und hatten den Kinderbereich aus der Zeit von Coworking Toddler (die vor zwei Jahren dafür zuständig waren) wesentlich besser, kinderfreundlicher in Erinnerung. Im Vergleich zum Bällebad eines Ausstellers sei das aufgestellte auch eher mager, obwohl ich sagen kann: Mein Sohn hatte da einen riesen Spaß.
Dass die Teilnehmer_innen den Kinderbereich immer wieder mit Schuhen durchquerten, auch nachdem sie darauf hingewiesen wurden stieß allen sauer auf.
Hier noch ein ausführliches Statement von Julian dazu:
„Für mich war es die mittlerweile siebte re:publica, mit Kind (2,5 Jahre) jedoch die erste. Während ich die Jahre zuvor also immer dachte, „ach, nett, um die kleinsten Besucher wird sich ja auch gekümmert“ nahm ich die Angebote für Kinder diesmal also tatsächlich aus der Elternperspektive wahr.
Und war ebenfalls überrascht, wie wenig es doch letztlich ist. Es mag meiner nun anderen Perspektive geschuldet sein, aber zu allererst dachte ich „huch, war der re:play-Bereich nicht schon mal größer?“. Ich könnte schwören, ich hatte vor einigen Jahren oder gar erst letztes Jahr eine riesige Menge Legos in einem definitiv größeren Bereich gesehen. Dass dieser Bereich dennoch mitten im „Affenfelsen“ und damit im lautesten und trubeligsten Teil der re:publica lag, war mir durchaus aufgefallen in den vergangenen Jahren, jedoch wurde mir jetzt erst klar, dass das für Babys und Kleinkinder nun nicht gerade eine freundliche Umgebung ist und in der Tat jede Menge Besucher gedankenverloren im Vorbeigehen Fotos und Videos von den spielenden Kindern machten.
Letztlich hatte das Kind dennoch Spaß, als wir für zwei Stunden gemeinsam auf der re:publica waren. Das lag dann jedoch hauptsächlich am Bällebad des MediaLab Bayern und dem großen bunten Maker-Bus der GIG-Leute. 😉
Meine Vorschläge für die #rp18 sind, den Ort der re:play-Area für ältere Kinder (mit Workshop-Angebot) beizubehalten, zusätzlich dazu jedoch einen Bereich einzurichten, an dem sich Babys und Kleinkinder aufhalten können. Ein Ort, der in einer ruhigeren Ecke der STATION eingerichtet wird und dem man direkt ansieht, dass dieser eben auch nur für diese Gäste reserviert ist.
Und vielleicht kann uns ja das MediaLab Bayern ein zusätzliches Bällebad sponsern..? 😉 –> https://twitter.com/julscho/status/862350125062123520„
Und auch bei Mathias Richel habe ich noch ein paar Überlegungen gefunden, finde auch die Diskussion darunter ganz spannend.
Für die Kinder, für die Zukunft
Ein Mann, kinderlos, den ich ansprach weil er als Einziger die Schuhe sofort auszog und versonnen meinen Sohn anlächelte meinte, dass er das alles als spannendes Sozialexperiment betrachtet. Für ihn würde sich da zeigen wie die Gesellschaft mit Kindern umgeht. Bähm, als hätte ich ihn dafür gecastet, dachte ich.
Der Mann meinte, dass wir Eltern es vielleicht auch falsch aufgezogen hätten mit unseren Verboten. Ihn hätte es interssiert wie die Leute reagiert hätten wenn wir ganz hippiesk Dinge wie „Den Kinder zuliebe“ oder “ Für unsere Kinder, unsere Zukunft“ auf den Boden geschrieben hätten.
Stimmen aus den Netz
Hier noch ein paar Stimmungen aus dem Netz, auf Twitter gab es zahlreiche Meldungen.
@LeJeck @Runzelfuesschen @republica Ein Familienticket wäre auch ein Anfang, wenn eine Person von zweien auf ein Kind aufpassen muss. Sponsoren lassen sich schnell finden.— Susanne Mierau (@fraumierau) 9. Mai 2017
@Runzelfuesschen @republica Für mich kam das Mitbringen überhaupt nicht in Frage, weil es fürs Töchterchen (5J) viel zu laut ist und es zu wenig Angebote für sie gibt.— ulrike klode (@FrauClodette) 10. Mai 2017
@Runzelfuesschen @republica Der Kinderbereich in der Mitte des größten Getümmels ist für mich komplett nutzlos, Kind braucht mehr Ruhe und mehr Platz (wäre doch da?)— anorakkapuze (@anorakkapuze) 9. Mai 2017
@Runzelfuesschen @republica Ach, aber was toll ist: die HelferInnen sind sehr sehr hilfsbereit, BesucherInnen auch, man wird so oft angelächelt mit Kind!— anorakkapuze (@anorakkapuze) 9. Mai 2017
@anorakkapuze @Runzelfuesschen @republica Und ich finde das ständige, ungefragte fotografiert werden, u.a. beim Stillen auch ungünstig. Ein hierfür ruhigerer Bereich wäre angenehm— Susanne Mierau (@fraumierau) 9. Mai 2017
@Runzelfuesschen @republica Laut und viele Eindrücke hier… Für Größere gibt’s ein Bällebad & Duplokiste. Eine Weile ist es sicher spannend. Aber ganzen Tag…. Für— Katja Piefke (@FrauPiefke) 9. Mai 2017
@Runzelfuesschen @republica Ich finde das Angebot auch sehr sparsam und hätte einige Vorschläge.— NoRisk. NoMum. (@_norisknomum) 9. Mai 2017
@Runzelfuesschen @republica Ich erwarte nicht mal externe Betreuung. Aber kindgerechter Bereich, der auch an Kinder 0-3 denkt…— anorakkapuze (@anorakkapuze) 9. Mai 2017
Kein Wunsch nach Kinderbetreuung
Keine der über 50 Befragten (mit und ohne Kindern vor Ort) hatte übrigens ein Interesse an einer extrernen Kinderbetreuung. Es geht also nicht darum, dass im nächsten Jahr (oder auf ähnlich gelagerten Konferenzen) die Kinder vom jemand anderem betreut werden sollen, während die Eltern die Panels besuchen. Vielmehr sollen Wege gefunden werden, wie Familien gemeinsam mit ihren Kindern Teil der Re:publica sein können.
Mitnichten geht es, wie mir in einem Kommentar vorgeworfen wurde darum, dass uns der rote Teppich ausgerollt wird. Wir wollen einfach nur dabei sein und unsere Kinder nicht wegorganiseren.
Wenn ihr weitere Links und Diskussionen findet, dann meldet mir die gern. Ich will sie gern alle sammeln um 2018 einen besseren Familienbereich zu ermöglichen.
"Mitnichten geht es, wie mir in einem Kommentar vorgeworfen wurde darum, dass uns der rote Teppich ausgerollt wird. Wir wollen einfach nur dabei sein und unsere Kinder nicht wegorganiseren."
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Das ist eine schöne Zusammenfassung. Ich wollte eigentlich auch noch schreiben, hab das aber vergessen und hole das deswegen nach. Wobei eigentlich alles gesagt wurde: Etwas ruhiger und nicht mittendrin wäre schön, evt. die Ecke vor dem Restaurant? Dann ist man auch dabei aber eben nicht in der Mitte wo alle lang laufen. Denn eigentlich mochte ich dass man dort zufällig viele Leute traf und nebenher die Kinder spielen.
Ich habe mir selbst eine ruhige Ecke zum Stillen gesucht, nicht für das Baby aber für mich, denn wie gesagt wurde, war mir da einfach zu viel Trubel so mittendrin. Wenn man dafür einen Raum anbieten könnte, umso besser.
Eine externe Betreuung erwarte ich auch nicht, aber schön wäre es schon, wenn ein/e Erzieher/in, Babysitter o.ä. da wäre, die/der nebenher mit auf die Kids schaut. Kinder lassen sich ja leicht mal ablenken und die Eltern können sich auch mal in Ruhe unterhalten und Gespräche zu Ende führen (klassisches Elterndilemma).
Ich stimme auch nicht ganz zu, dass die Kinder/Babies da nicht hingehören. Schließlich ist das eine Gesellschaftskonferenz und wer sie mitnehmen möchte, sollte das auch tun. Ich habe zwar an dem Tag mit Baby kaum Talks gesehen, aber mich sehr nett unterhalten und möchte diesen Tag und die Gespräche aber nicht missen!