Papa bloggt: Die Drei-Sekunden-Geburt
Ich muss zugeben, dass ich gerne Science Fiction-Sendungen sehe. Während Andrea das überhaupt nicht mag, stehe ich total auf Filme und Serien, die in der Zukunft spielen. Als ich letztens „Falling Skies“ schaute, musste ich mich doch sehr über die Darstellung der Geburt wundern.
Sciene Fiction zur Geburtsvorbereitung?
Bei „Falling Skies“ geht es um eine Gruppe Überlebende, die eine Alien-Invasion bekämpfen. So ein wenig ähnelt die Serie „The Walking Dead“, nur mit Aliens, weniger Gewalt, mehr Patriotismus und mehr „Romantik“. Wenn ich sie bewerten müsste, würde ich ihr wohlwollend sechs von zehn Punkten geben. Dabei passierte etwas, was in jeder TV-Serie irgendwann mal passieren muss. Der Held, der Anführer, und die Heldin, eine Ärztin, bekommen einen Kind. Ein paar Folgen war die gute Frau schwanger und bis zuletzt arbeitete sie daran, die menschlichen Kämpfer wieder mit ihrer Kunst zusammenzuflicken. Von Mutterschutz war keine Rede, aber vielleicht ist das dann so, wenn Aliens die Menschheit überfallen?
Keine Geburt ist so schnell wie die im Fernsehen
Ich weiß, dass man Geburten im Fernsehen nicht ernst nehmen soll. Aber es fällt immer wieder auf, wie schnell solche Entbindungen ablaufen. So auch bei Falling Skies: Die Fruchtblase platzte, sofort kamen ohne Ende Wehen. Kurz nach dem Hinlegen, Geburten im Fernsehen finden immer liegend statt, musste die Frau ein wenig pressen unter Schmerzen. Wenige Sekunden sah man die Mutter glücklich mit dem Baby auf dem Arm und alles ist wieder in Ordnung. Zumindest hatte das Baby bei Fallins Skies noch eine Nabelschnur, so weit ich mich erinnern konnte.
Verändern die Bilder unsere Wahrnehmung?
Ich habe bislang zwei Geburten erlebt, die von Herrn Annika und dem Runzelfüßchen, aber bestimmt schon hundert Geburten im Fernsehen oder im Kino. Je nach Genre sind diese lustig, dramatisch, ein wenig blutig (aber nur ein wenig), aber sie haben mit der Realität wenig gemeinsam. Ich frage mich, ob diese Bilder es Müttern und Vätern leichter machen, mit Geburten umzugehen als wenn es diese Darstellung nicht gäbe. Für manche Menschen sind auch Darstellungen, die wenig realistisch sind, vielleicht schon zu viel. Denn nicht alle Geburten sind schön. Für andere, die noch keine Geburt selbst erlebt haben, wird vielleicht eine falsche Erwartung ausgelöst. Als wäre alles ganz einfach und würde immer sehr schnell gehen. Ich dachte zum Beispiel, dass im Kreißsaal die ganze Zeit eine Hebamme bei einem ist. Aber eigentlich waren wir als Paar sehr lange einfach zu zweit.
Gab es schon mal ein Wochenbett in einer Fernsehserie?
Nachdem also die Geburt in dieser Serie ein Klax war, kam das Wochenbett. Es kam natürlich nicht, denn nach einer Woche arbeitete die Ärztin wieder Vollzeit in der Krankenstation. Die Aliens machten ja auch kein Wochenbett. Das Baby versorgte irgendjemand anders oderes sich selbst. Stillen war auch kein Thema.
Ob die Darstellung von Geburten dramatisch sinnvoll, emotional aufrührend oder überflüssig sind, kann ich gar nicht sagen. Aber ich glaube, dass diese Bilder in ihrer Wiederholung einen Einfluss darauf haben, wir Eltern Geburten wahrnehmen und wie sie darauf vorbereitet werden.
Ärgern euch Geburtsdarstellungen in Serien oder Filmen? Oder seht ihr euch das gerne an, wenn eine „Geburt“ gezeigt wird?
Ach ja, die guten alten Filmgeburten. Blase platzt, Wasserschwall, drei mal pressen, Baby da. Kein Schleim, kaum Blut, alle sehen gut aus und sind happy.
Dass das Nonsense ist, weiẞ ich spätestens seit dem Sexualkundeunterricht in der Schule. Nagut, vielleicht ein wenig später, als Kind/ Jugendlicher ist man ja noch etwas naiver, was solche Dinge angeht.
Für meine Geburt hat mich das nicht (oder zumindest nicht merklich) beeinflusst, eben weil mir die verschobene Darstellung in Filmen und Serien bewusst war. Wie so eine Geburt WIRKLICH aussieht erfährt man dagegen i.d.R. eigentlich nie. Erst der Geburtsvorbereitungskurs hat mir da ein bisschen mehr Informationen geliefert, denn wie GENAU das Ganze funktioniert wird sonst nie detailliert besprochen. Auch nicht im Freundeskreis, zumindest bei mir nicht. Es ist ja auch etwas sehr privates. Nicht nur im emotionalen Sinne. Auch was Körperfunktionen angeht. Die wiederum sind mit Scham behaftet, was ich jetzt nicht gut oder schlecht finde, sondern einfach als gegeben ansehe.
Zurück zur filmischen Darstellung. Dass Details nicht gezeigt werden finde ich vollkommen in Ordnung, ich würde mir das ehrlich gesagt nicht ansehen wollen. (Wäre aber vielleicht mal eine Idee für einen provokativen Kunstfilm, hallo Filmstudis!) Zu unrealistisch, quasi in 3 Sekunden abgehakt, finde ich aber auch doof – dann kann man es auch ganz weglassen. Ein gesundes Mittelmaẞ je nach Wichtigkeit im Film finde ich als beste Lösung.