Mein Kind isst nicht
Heute habe ich mal etwas Neues für euch – ich habe einen Blogpost geschrieben, über Herrn Annika und seine (Un)Lust am Essen. Und dann habe ich diesen Artikel meiner Freundin Inga geschickt, die nicht nur Schwangerschaftsconcierge bei Maternita sondern außerdem ehrenamtliche Stillberaterin und Beikostfachfrau ist. Sie bietet auch Beikostworkshops und private Beikostberatung an. Inga hat sich die Zeit genommen und meinen Artikel mal aus ihrer professionellen Sicht kommentiert. Damit ihr wisst: Alles nicht so wild. Vertraut euch und euren Kindern. Ein paar Tipps hat sie aber auch noch im Gepäck. Für die Lesbarkeit sind ihre Kommentare blau hinterlegt.
„Sonst geht es meinem Sohn aber gut. Er wird noch voll gestillt, aber wir bieten ihm immer wieder etwas zu essen an. Er mag nur nicht!“
Oh, wie ich mich für meinen vorauseilenden Gehorsam hasse. Denn ehrlich, was geht das bitte irgendwen an, ob ich meinen acht Monate alten Sohn noch voll stille oder ob er schon Brei / Brot / Obst isst. Richtig, niemanden. Und trotzdem ertappe ich mich dabei, ständig.
Leider können wir uns oftmals trotzdem von der Meinung anderer nicht loslösen, wir Menschen sind einfach Herdentiere und wer mag schon gerne aus der Reihe fallen? Vor allem wenn es um das Kind geht? Genau da sollten wir Mütter ansetzen. Es geht um UNSER Kind, nicht um das Nachbarskind, nicht um ein wildfremdes Kind. Wir schauen unser Kind an, achten auf seine und unsere Bedürfnisse und dann ist es fast ganz einfach: Mutter und Kind machen das was IHNEN gut tut. Punkt.Innerer und äußerer Druck weg, Entspannung her.
Beikost bis spätestens sieben Monate?
Denn es ist nun mal so, überall lese ich, dass man mit fünf, sechs, allerspätestens aber sieben Monaten anfangen muss mit der Beikost. Und, dass es sonst zu erhöhtem Allergieriskio kommt. Und Babys nicht mehr von Muttermilch satt werden.
Ich bin also eine schlechte Mutter, weil ich meinem Sohn weiterhin die Brust gebe statt ihn zum essen zu zwingen. Ist natürlich Quatsch, aber genauso fühlt es sich an. Und deswegen erkläre ich jedenm, wirklich jedem, dass wir das mit dem Essen ja versuchen würden, aber Herr Annika nun mal nicht wollen würde. Sondern angewidert den Kopf weg dreht.
Mein Kind will nicht essen
Kopf wegdrehen ist für mich ja ein sehr deutliches Signal was da lautet: Nein, stopp, ich will das nicht. Und das respektiere ich. Ohne erneutes Probieren. Denn nein heißt immernoch nein.
Von seiner Schwester kenne ich dieses mangelnde Interesse an Essen nicht, ich glaube das ist es auch, was mich so enorm verunsichert.
Das Runzelfüßchen war knapp fünf Monate alt und wollte essen. Statt wie andere Kinder mal ein Löffelchen hier oder da zu nehmen war sie bereit für Beikost und aß vom ersten Tag an viel. Anfangs kochten wir in kleinen Gläsern mit 200ml für sie vor. Schnell aber war klar: Ihr reicht das nicht.
Stillen und Beikost
Sie aß mit Begeisterung und Freude auch mal ein 400ml Glas leer. Und dann eine Woche lang wieder wenig. Soviel sie eben mochte. Gestillt wurde parallel dazu, aber meine Tochter entscheid bald, dass sie mehr essen und weniger stillen wollte. Mit 14 Monaten wollte sie gar nicht mehr an die Brust und war beim Familientisch angekommen. So einfach, ohne je ein Problem zu haben.
Interessant zu wissen ist, dass das biologische Abstillalter irgendwo zwischen 2,3 – 6-7 Jahren liegt. Das bedeutet, dass das Abstillalter von Kindern je Kind, je Kultur und je sozialem Umfeld variiert. In den westlichen Ländern stillen wir eher kürzer, was wohl u.a. mit unserem Lebensstil und Ansprüchen zusammenhängt. Die WHO empfiehlt ganz klar das Stillen bis zum Ende des 2. Lebensjahres und bei Wunsch und Bedarf auch darüber hinaus.
Und nun ist da mein Sohn. Der eigentlich auch kein Problem ist, nur eben nicht essen will.
Acht Monatsbaby ist nicht – ist das normal?
Darum sorge ich mich. Weil ich den Druck verspüre, er müsste doch jetzt mal. Es sei ja nicht normal, dass Kinder acht Monate (oder länger, wer weiß das schon) ausschließlich gestillt werden. Es kommen schon viele Blicke und Nachfragen, ob er denn richtig satt würde. Dabei sehen all die Menschen doch mein Kind. Das groß ist, und schwer. Nicht dick, aber kräftig. Auf jeden Fall nicht mangelleidend.
Der Kinderarzt ist zum Glück vollkommen entspant und meint, dass wir mal mindestens bis zum ersten Lebensjahr Zeit haben. Und, dass noch jedes Kind irgendwann essen wollte.
Was für ein Glück, dass Du so einen Kinderarzt hast, dass können nicht viele behaupten, denen der Essensplan mit Druck unter die Nase gehalten wird. Und mit dem Druck von außen steigt leider auch der eigene Druck und damit fehlt immer mehr der entspannte Umgang mit dem Thema Beikost. Das ist unnötiger Stress und schade für alle Beteiligten.
Dennoch, ich ärgere mich darüber, dass ich das nicht einfach so hinnehmen kann. Sondern mich immer erklären möchte. Dabei ist doch eigentlich alles gut so wie es ist.
Genau, lehn Dich entspannt zurück, freue Dich über Dein gesundes Kind und gib ihm die Zeit die er braucht und nicht mehr allzu lange und er wird dir am Familientisch die Haare vom Kopf essen 🙂
Wie ist das bei euch? Kennt ihr diese Gedanken auch? Wann haben denn eure Kinder angefangen zu essen?
Mein Tipp für Eltern, zu überprüfen ob ihr Kind wirklich nicht isst:
Dann haben wir ja noch was gemeinsam außer schlechtschlafende Kinder 😉 Meine Große habe ich 7 Monate voll gestillt und dann auch noch weiter bis zum 1.Geburtstag. Da dachte ich schon, das wäre lang. Sie ist aber eine gute Esserin. Meinen Sohn habe ich dann 11 Monate voll gestillt. Er wollte nichts anderes. Das fand ich grenzwertig. Er ist auch heute noch mit knapp 4 ein schlechter und Wenig-Esser. Weiß nicht wieso, ist halt so. Tips habe ich keine, außer dass ich sicher bin, dass ihr schon Euren Weg findet.
LG von Anni
Oh! Das tut SO gut!!!
Danke:)
Dieser Hype ums Essen ist so schrecklich.
Ich bin ja der festen Überzeugung, dass es alles mit dem Marketing der bekannten Babynahrunghersteller zusammenhängt. Denn ohne "Bedarf" bzw. Werbung dafür, lassen sich auch keine Gläschen ab 4.Monat verkaufen. Welch finanzieller Verlust für die Firmen!
Bevor ich mein erstes Kind bekam, war es irgendwie auch in meinem Kopf verankert, dass Kinder nur bis 6Monate stillen und dann essen. Nach einer Stillzeit von insgesamt 1.5Jahren würde ich eines besseren Belehrt:)
Mein 2. Kind isst auch keinen Brei, das höchste der Gefühle ist Apfelmus. Wir stillen noch und es isst das normale Essen. Gemüse. Nudeln. Reis. Obst. Brot. Käse.
Entspannung und Vertrauen auf das Bauchgefühl in diesem Punkt tut gut!
Liebe Grüße
Danke für diesen Beitrag… er bekräftigt mich doch noch lange über das 1. Lebensjahr (jetzt erst 3.5 Monate) hinaus zu stillen 🙂 Auch wenn ich jetzt bereits (!) schief angeschaut werde, wenn ich erzähle mind. 12 Monate zu stillen … bekloppt.
Bei meiner großen habe ich mir mega-Druck gemacht. Ich hatte eine Beikostberatung, in welcher mir die Hebamme mir einen Plan gab, dass alle 4 Wochen eine neue Mahlzeit eingeführt wird und dann ist das Kind abgestillt. Sie sagte, dass die Kinder nach 1 Woche ein Gläschen essen werden und dann ist die Mahlzeit quasi ersetzt. – Pustekuchen! Die Tochter hat 2 Monate eine Breischlacht veranstaltet, bevor sie begriffen hat, dass das satt macht. Und ich habe mir und ihr permanent druck gemacht, dass das jetzt möglichst schnell gehen muss. Rückblickend war diese "Beikostberatung" das schlimmste, was ich je an "Rat" bekommen habe. Immerhin isst sie jetzt alles, was man ihr anbietet – außer Kuchen! 😉
Ich bin gespannt, wie es jetzt bei 5-Monats-Baby läuft. Denn ich habe beschlossen, gar keinen Druck mehr zu machen – auch wenn er in einem halben Jahr in der Kita kaum etwas isst und sich seine Nahrung nachmittags holt, wenn ich ihn aus der Kita hole.