Regretting motherhood – Je ne regrette rien – wieso es toll ist, Mutter zu sein

regrettingmotherhood - Runzelfuesschen

Ich wollte diesen Post nicht schreiben. Weil ich meist nicht viel anfangen kann mit aktuellen Debatten. Die sind nicht mein Thema – nicht, weil sie mich nicht interessieren, sondern vielmehr, weil ich das Gefühl habe, dass jede_r etwas dazu sagen will und innerhalb kürzester Zeit sich alles in zwei Lager aufgespalten hat – die einen sind dafür, die anderen dagegen. In vielen Debatten fehlen mir die Grauschattierungen, die, die zeigen wie das Leben wirklich ist. Nicht schwarz, nicht weiß sondern grau. Oder in meinem Fall viel mehr bunt.

#regrettingmotherhood

Auf die ganze Vorgeschichte zu #regrettingmotherhood will ich nicht eingehen. Ich finde, es ist dazu hinreichend geschrieben worden.
Was mich erschreckt sind die Reaktionen. Ich kann das durchaus verstehen, dass Eltern von ihrer Elternschaft ermüdet sind, dass ihnen alles zuviel wird und sie sich eine Auszeit wünschen. Das sind legimtime Dinge, auch ich denke nach einer durchwachten Nacht nicht „man, war das schön“ sondern viel eher „maaaah, ich bin sooo müde, wieso Kind, wieso schläfst du nicht einfach?“ ABER: Ich bereue nicht eine Sekunde, dass meine Tochter auf der Welt ist.

Mütter bereuen es, Kinder zu haben

Ich habe nicht viele der Bekenntnisse gelesen, das gebe ich zu. Weil ich es schlicht nicht ausgehalten habe. Da wird betont wie sehr man sein Kind liebt, ABER, es wäre doch schön seine Freiheit zurückzuhaben. Seine Entscheidungsgewalt zu tun und zu lassen was man möchte. Sich nicht mehr verantwortlich zu fühlen für einen anderen Menschen, weniger Verantwortung, mehr Spaß. Das kann ich verstehen, es gibt vermutlich kein Elternteil, was nicht nach einem Tag mit zahnendem Kleinkind mal dachte „ich mag nicht mehr“. Aber bereuen, dass dieser kleine Mensch da ist? Nein, nie!

Elternschaft – ein Wechselbad der Gefühle

Eltern sein ist anstrengend, es ist fordernd, es ist wunderschön! Es ist ein Wechselbad der Gefühle. All das kann ich verstehen. Auch, dass in der allerersten Anfangszeit nicht alles Eitel Sonnenschein ist. So war es bei mir auch, ich dachte in der ersten Woche, dass ich dieses Leben mit Kind nicht schaffe. Darüber habe ich mit jedem, der es hören wollte geredet. Weil reden hilft. Auch heute noch erzähle ich davon, biete Neumüttern damit auch an zu ihren Gefühlen zu stehen. Denn ich weiß sehr wohl um den Druck, dass alles sich perfekt und wie auf Wattewolken anfühlen soll und eben doch in der Realität nicht tut. Ich kann all das verstehen. Aber ich kann nicht verstehen, dass man nach Jahren bereut Mutter geworden zu sein. Da reden wir ja nicht davon in dem neuen Leben als Familie anzukommen, sondern von einem ablehndenden Gefühl dem Kind gegenüber.

Elternschaft ist keine Wattewolkenwelt

Ich finde es vollkommen in Ordnung auch darüber zu schreiben, dass es Momente im Elternsein gibt, in denen man sich eine Auszeit wünscht. Eltern müssen offen darüber diskutieren, dass sie am Limit sind. Niemand lebt in einer Wattewolkenwelt in der alles immer zu jeder Zeit toll,toll,toll ist. Die Realität ist eine andere und es ist gut, dass darüber geschrieben wird. Weil dadurch auch die eigenen Gefühle einordenbarer werden. All die negativen Gefühle sind auch Teil der Elternschaft. Was für mich aber zur Elternschaft nicht dazuzählt ist, zu bereuen, dass es dazu kam. Kinder sind das Größte! Ohne Wenn und ohne Aber.

Kinder fordern Eltern heraus

Mutterschaft BEREUEN ist für mich etwas, dass mir durch und durchgeht, weil ich mir das Leben ohne Kind nicht mehr vorstellen kann. Ich habe bereits darüber gebloggt wie gern ich Mutter bin und wie sehr ich darin aufgehe. Und klar, es ist nicht immer leicht, aber meine Tochter schafft es jeden Tag hundertfach mich zum Lachen zu bringen. Ich bin oft vollkommen erschöpft, weil sie die Nacht nicht schläft, weil sie mit Inbrunst zum zwanzigsten Mal Dinge vom Tisch fegt, weil sie natürlich auf mein „NEIN!“ nicht hört. Sie fordert mich jeden Tag, sie testet ihre Grenzen und irgendwie auch meine. Ich bin fertig, ich bin kaputt und ich bin am Limit. Das ja. Aber es sind Momentaufnahmen.

Das Leben mit Kind ist schön

Viel öfter zergehe ich vor Glück. Weil sich ihre kleinen Arme um mich schlingen. Weil sie frech ist und laut. Weil sie in ihrem unnachahmlichen Mischmasch-Wörterkauderwelsch mit mir redet. Weil wir uns ein Brötchen teilen. Weil sie sich kribbelig lacht über wilde Geräusche, die ich mache. Weil sie sich Weintrauben vom Tisch stibizt und dabei schelmisch grinst. Weil sie mich anschaut mit diesem komplizenhaften Blick der sagt „Mama, das ist ganz schön toll mit dir“. Weil jeder Tag mit ihr schön ist. Was sollte ich daran bereuen?

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14 Antworten

  1. Genau so ist es – Punkt!
    Danke!!

  2. Dani sagt:

    Liebe Andrea,
    Ich sehe es auch so und hab auch so dazu geschrieben, auch wenn ich mich raushalten wollte da wie du es sagst immer 2Lager und Unverständnis entsteht und doch wollte ich sagen was ich denke.
    Danke
    Dani

  3. <3 Wir sind Glückspilze, weil wir so empfinden können! Und es werden auch Jahre der Elternschaft kommen, wo wir von diesen Gefühlen zehren müssen. Wo es wichtig ist, dass die Basis unsere Eltern-Kind-Beziehung eine tiefe unerschütterliche Liebe ist (Glaub ich zumindest im täglichen Machtkampf mit meinem Pubi). Dass wir uns erinnern an die wunderbaren ersten Jahre, wo alles so klar ist zwischen uns. Liebe ändert sich, auch die zwischen Eltern und Kind. Aber das Fundament bleibt dasselbe, unzerstörbar gegossen in diesen magischen Jahren, wo sie zu uns aufgucken und an unserer Hand gehen. Wo alles was wir sagen, ihre Wahrheit ist! Die einzige.
    Das größte Abenteuer meines Lebens: Meine Nieselpriemchen 😉

  4. Vivi sagt:

    Ich habe vorhin angefangen, darüber zu schreiben, obwohl ich auch nie aktuelle Debatten mit Lagerspaltung aufgreife. Für mich ist das Leben eben auch nicht schwarz und weiß, sondern hat alle Farben des Regenbogens, die meine Tochter mir gezeigt hat! Ich habe den Entwurf wieder gelöscht, werde nicht auch noch dazu bloggen. Eigentlich ist schon alles gesagt worden. Aber auch ich hatte ein ganz mulmiges Gefühl beim Lesen von Artikeln mit der Überschrift regretting motherhood… Du hast das gut zusammengefasst!

  5. Hey,
    ich gebe Dir Recht, das Leben ist nicht schwarz oder weiß. Aber ich finde schon, dass es eben Mütter gibt, die ihr Glück eben nicht im Mutterdasein finden.

    Und wenn Du schreibst "Da reden wir ja nicht davon in dem neuen Leben als Familie anzukommen, sondern von einem ablehndenden Gefühl dem Kind gegenüber." dann möchte ich da kurz widersprechen.
    In den meisten Beiträgen, die ich las, geht es eben nicht um das Kind im speziellen, sondern um die Situation. Und ich verstehe deren Betonung auf "Man liebt das Kind", weil dieses eben nichts dafür kann – denn das ist nicht "schuld" an der Reue. Es geht ja nur darum, dass man es eben nicht noch mal so machen würde. Das bedeutet ja nicht, dass man das Kind von sich weißt.
    So denke ich, jeden falls 🙂

    Vielleicht ist Reue auch das falsche Wort? Man weiß es nicht.
    LG
    Petra

  6. Andrea sagt:

    Liebe Petra,

    vielen Dank für deinen Kommentar. Ich glaube, dass ich mich schon sehr an dem Wort bereuen störe. Weil es so stark und so mächtig ist. Und ich glaube, dass wir sehr unterschiedliche Beiträge gelesen haben. Ich habe ja geschrieben, dass es bei mir nur wenige waren, und aus denen las ich leider nichts über den gesellschaftlichen Umstand, der Elternschaft so schwierig macht, sondern das, was ich oben geschrieben habe. Vielleicht, das mag sein, ist es auch das, was ich in die Texte hineinlese. Aber dennoch, so steht es da.
    Ich gebe dir Recht, dass die Situation, heutzutage Elternzusein nicht einfach ist und es daran vieles zu verbessern gibt. Aber das habe ich so nicht herausgelesen, aus den Beiträgen. Sondern eher Ablehung gegenüber dem Kind.
    Trotzallem finde ich Aussagen die beinhalten, dass man mit dem Wissen von heute lieber keine Kinder bekommen hätte schon als bedrückend. Weil da eben nicht steht: Mit meinem Wissen von heute darüber, wie die Gesellschaft mit Eltern umgeht…
    Ich verstehe, was du sagst, und kann mich dort hineinversetzen. Ich kann es aber nicht in die Posts, die ich las. Wenn du also Linktipps hast, dann freue ich mich sehr darüber!

    Liebe Grüße,

    Andrea

  7. Hallo Andrea,

    danke für Deine schnelle Antwort – auch wenn Du unterwegs warst 🙂
    Aber ich musste schon sehr schmunzeln. Ich habe nie etwas über die gesellschaftliche Situation geschrieben 🙂
    Darum halte ich mich eigentlich aus solchen Diskussionen raus – über das Internet kann man eigentlich nur falsch verstanden werden.
    🙂 Das ist leider so.

    Ich meinte aber tatsächlich, den Umstand, die Situation, Mutter zu sein. Und damit fängt es schon an. Ich differenziere (für mich selber gesprochen, was andere meinen, weiß ich ja nicht) zwischen Mutter dasein und meinem Kind. Letzteres liebe ich sehr und nur, weil ich nicht gerne Mutter bin, heißt es nicht, dass ich es morgen abgeben möchte oder dass ich es ablehne. Im Gegenteil, auf diese Idee würde ich nicht kommen. Aber ich bin eben nicht gern Mutter. Und das ist etwas völlig anderes.
    Das Problem ist nur, wie Christine von Mama-arbeitet.de zum Beispiel schrieb, dass man als Frau ja denkt "ich probiere das aus, hinterher bereue ich es, dass ich keins habe". Nur, dass dies vielleicht auch keine gute Entscheidung war, das weiß man ja vorher nicht und man kann es auch nicht mehr ändern.
    Aber noch mal Mutter werden? Nein! Und ich bin froh, wenn Freunde mir erzählen, dass sie lieber nicht Mutter werden wollen. Weil ich denke, das wären eben genau diese Mütter, die "bereuen".
    Ich fühle mich nur deshalb auch so angesprochen, weil ich natürlich mein Kind liebe. Und keine Mutter, die nicht gerne Mutter ist, hat diese Gefühle gern. Denn, da stimme ich Dir zu, die Gesellschaft schon diese heile "wir lieeeeben es" Welt nahezu erwartet. Wenn diese Erwartung der heilen Welt nicht wäre, gäbe es diese Diskussion nicht…

    Oh je, ich glaube, ich habe mich verzettelt.
    Tut mir leid 🙂

    Schönen Sonntag Dir!
    Lg
    Petra

  8. Anonym sagt:

    Vielleicht sind die Frauen auch einfach nur froh, überhaupt mal solche Befindlichkeiten äußern zu können. Schnell wird ja dann der Stab gebrochen. Rabenmutter, wie kann man nur usw? Insofern würde ich vermuten, dass bei etlichen der Frauen die Mutterschaft eher "dazugehörte" und sie selbst damit gar nichts anfangen konnten und können. Da scheint dan ein starker Druck in Bezug auf "Werde Mutter" geherrscht zu haben, subtil oder nicht. Wenn da Frauen sagen "na ja, ich hab gedacht, beim zweiten Kind werd ich mich endlich reinfinden, aber nein…", dann klingt das für mich danach, dass sie selbst gar nicht diesen starken Kinderwunsch hatten oder haben, aber es irgendwie halt "unvermeidlich" schien.
    "n Israel, dem Heimatland Donaths, erhält diese Annahme durch die politisch-religiöse Situation vor Ort besonderes Gewicht; kein anderes westliches Land verzeichnet eine höhere Kinderzahl pro Frau, Israel gilt als Vorreiter im Bereich der künstlichen Reproduktionstechnologien. Im Rahmen der zionistischen Idee werde von Frauen schlicht erwartet, sich zu vermehren, schreibt Donath."

    ""Schauen Sie, es ist kompliziert zu erklären. Ich bereue es, Mutter geworden zu sein, aber ich bereue nicht meine Kinder. Ich liebe sie. Ich bereue es, Kinder bekommen zu haben – aber ich liebe die Kinder, die ich bekommen habe. Ich wünsche mir nicht, dass sie nicht hier wären, ich möchte einfach keine Mutter sein.""
    http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/unglueckliche-muetter-sie-wollen-ihr-leben-zurueck-1.2419449-3

    Ich habe bis auf eine sehr kurze Phase nicht den Wunsch gehabt, Mutter zu werden. Es hat mich schlichtweg nicht interessiert, es war nichts für mich, ich will das nicht. Aber der Druck nahm schon während der ersten Ehe zu als die Schwiegereltern doch stetig fragten, wann denn nun die kleinen Enkel kämen, meine Mutter fragte regelmäßig, ob ich nicht doch Mutter werden wollte, ich wäre ja jetzt auch nicht mehr die Jüngste, der Ehemann wollte plötzlich von Jetzt auf Heute Kinder usw. Ich habe bis heute keine und bin glücklich darüber – aber dieser Lebensentwurf wird und wurde von vielen misstrauisch beäugt.

    das hier finde ich zum Thema passend:
    https://aufzehenspitzen.wordpress.com/2015/04/08/regrettingmotherhood/

    ich finde es wichtig, dass, auch wenn man diese Menschen vielleicht nicht versteht, ihnen Raum gibt sich zu artikulieren. Ohne Verurteilung, wie es oft schnell getan wird. (damit meine ich nicht, dass dies hier getan wird)

  9. Anonym sagt:

    Mir ist vollkommen schleierhaft, in wiefern die hier geposteten, vollkommen subjektiven Empfindungen die ebenso subjektiven Empfindungen der besagten Mütter falsifizieren können?
    Ich meine, es ist ja toll, wenn die schreibenden Frauen hier ihre Mutterschaft so schön empfinden.
    Aber: bringt das den Rest der Welt irgendwie weiter?
    Und: was sagt uns das über die Empfindungen der anderen?

  10. Andrea sagt:

    Liebe (r) Anonym,
    es geht ja nicht um richtig oder falsch – jedenfalls nicht in meinem Post. Es geht um meine Sicht der Dinge. Ich erhebe in keinem Moment den Anspruch für alle anderen zu sprechen. Und ich sage, dass ich nachvollziehen kann, dass jede_r von seiner/ihrer Elternschaft auch mal eine Auszeit wünscht. Aber die eigenen Kinder bereuen, dass verstehe ich nicht. Ich freue mich aber sehr darüber, dass es Menschen gibt, die mir hier ihre Sicht der Dinge offen legen, so dass ein Dialog geführt werden kann. Das schätze ich!

    Liebe Grüße,
    Andrea

  11. Andrea sagt:

    Liebe Anonym,

    vielen Dank für Ihren Kommentar. Ich hoffe, dass mein Beitrag niemanden verurteilt. Denn das ist nicht mein Ziel. Ich wollte mit meinem Post nur ausdrücken, dass ich eben nicht verstehen kann, wieso jemand sagt, er oder sie bereut ihr Kind (obwohl ich keinen väterlichen Post dazu gefunden habe, was aber vermutlich eher an der expliziten Erwähnung Mutterschaft liegt). Wie ich im Post schrieb, ich finde das Wort bereuen zu groß. Ich kann nur im Ansatz begreifen welchen Kommentare Sie für Ihre Kinderlosigkeit gegenüberstehen. Dabei liegt die Entscheidung darüber einzig und allein bei Ihnen. Ich werde Ihrem Linktipp folgen, danke dafür.

    Liebe Grüße,

    Andrea

  12. Andrea sagt:

    Liebe Petra,

    du hast dich gar nicht verzettelt, sondern mir einen wetrvollen Einblick gegeben, danke dafür. Und was das Implizieren in Texte angeht, davor ist glaube ich leider niemand gefeiht. Ich hoffe sehr, dass ich dir nicht zu nahe getreten bin mit meiner Interpretation deiner Worte, denn das war nicht mein Ansinnen. Auch wenn ich glaube, dass es wichtig ist Dinge auch öffentlich anzusprechen bin ich mir sicher, dass wir uns in einem persönlichen Gespräch besser austauschen könnten.
    Ich danke dir sehr für deine Offenheit und deine Bemühungen hier zu kommentieren.

    Liebe Grüße,

    Andrea

  13. Danke Dir Andrea!
    Das waren sehr liebe und sehr einfühlsame Worte!
    <3
    LG
    Petra

  14. Liebe Andrea,

    Du wolltest doch noch nen Link, wenn ich einen guten Text hast:
    http://www.welt.de/vermischtes/article139586131/Ich-fuehle-mich-gefangen-im-Kaefig-der-Mutterschaft.html
    Den fand ich sehr gut!

    LG
    Petra

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