GDL Streik und wieso das auch für Familien schwierig ist

GDL Streik und Auswirkungen auf Familien in Berlin Runzelfuesschen

Zur Zeit streikt die Deutsche Bahn. Das hat auch Auswirkungen auf meinen Alltag. Und das, obwohl ich keine Reise geplant habe und in der Großstadt wohne.

Berliner S-Bahn wird bestreikt

Das Problem ist: In Berlin gibt es viele verschiedene Arten der öffentlichen Verkehrsmittel. Tram, U-Bahn, S-Bahn, Bus, sogar Fähren. Und während die Berliner Verkehrsbetriebe vom Streik nicht vordergründig betroffen sind, sieht das bei der S-Bahn schon ganz anders aus. Die gehört zur Deutschen Bahn und wird folglich auch bestreikt. Auf dem gesamten S-Bahnnetz geht zur Zeit also sehr wenig. Das sollte mir eigentlich egal sein, weil das Runzelfüßchen und ich mit der BVG sehr gut zurecht kommen. Aber, wie so oft gibt es da eben einen Haken.

Kein Platz für Kinderwagen

Durch den Streik und die ausfallenden S-Bahnen fahren sehr sehr SEHR viel mehr Menschen mit der BVG. Die erhöht aber nicht den Takt, so dass mehr Menschen in die Bahnen müssen. Gestern stand ich 15 Minuten an der Haltestelle, dann kam der Zug und fünf (!) Kinderwagen waren bereits im Zug. Vier wollten noch rein. Ein Ding der Unmöglichkeit.
Die Stimmung unter den Fahrgästen ist ziemlich aggressiv, so dass ich nicht versucht habe auf einen Platz zu bestehen sondern die Bahn einfach habe fahren lassen. Und die nächste und die danach auch. Weil alle überfüllt waren und ich meiner Tochter das nicht antun wollte, das Drängeln und Schubsen.

GDL Streik hat Auswirkungen auf Familien

Die Menschen rollen die Augen wenn sie sehen, dass ich mit dem Kinderwagen eben auch in die Bahn will, weil es eng ist und warm. Mir ist klar, dass der Wagen viel mehr Platz weg nimmt als einzelne Menschen. Aber deswegen habe ich auch ein Recht darauf an mein Ziel zu kommen. 
Natürlich ist das lächerlich klein im Vergleich zu all den Menschen die irgendwo in Deutschland nur schwer von A nach B kommen, deren Züge ausfallen, die nach Alternativen für Reisen suchen müssen. Aber es belastet mich dennoch, auch in der priviligierten Situation des Lebens in der Großstadt. Weil mir nur die Lösung bleibt auf ein Fahrrad umzusteigen oder sehr lange Wartezeiten in Kauf zu nehmen. Weil Familien mit Kinderwagen als etwas unglaublich Störendes empfunden werden.

Frau kneift Kind – was tun?

Als wir dan endlich in der Tram waren, das Runzelfüßchen und ich, eingekesselt von gefühlten 1000 Menschen, hat meine Tochter angefangen den Menschen zuzuwinken und ja, sie auch anzufassen. Das mag Einzelne stören, soweit kann ich folgen. Ich habe ihr gesagt, dass sie ja mit mir spielen könne. Um sie herum lachten alle, zwinkerten meiner Tochter zu, die Stimmung war genervt aber ok.  Das Runzelfüßchen griff nach einer älteren Frau, die eben in Handreichweite stand. Und was machte die: SIE HIELT MEIN KIND AM ARM FEST! Nicht doll, das konnte ich sehen, aber dennoch. Die Frau meinte „Na, wie gefällt dir das, wenn ich dich so anfasse. Nicht schön, oder?!“ Und ich? Ich war sprachlos. Und tatenlos. Ich bin vom guten Glauben abgefallen und habe mich fieberhaft gefragt was ich nun tun soll. Eine Szene machen, die Frau zurechtweisen? Sie grob angehen, anmotzen oder einfach aussteigen? Um ehrlich zu sein, ich habe nicht viel mehr gemacht als die Frau darauf hinzuweisen, dass ich nicht möchte, dass sie meine Tochter anfasst. Ganz sachlich und beherrscht. Dabei brodelte es in mir. Aber weil ich mich schon so fehl am Platz und unverwünscht fühlte, wusste ich mir keinen anderen Rat. Was hätte ich tun können? Tun sollen? 

Lokführerstreik macht Menschen aggressiv

Der Streik wird noch bis zum Wochenende andauern, folglich wird sicher vorher auch die Situation in Berlin nicht entspannen.
Durch den Streik sind Menschen gereizt, ich bin mit Kind das störendste Glied in der Kette. Und da entlädt sich dann gern mal alles. Klar, ich finde das ätzend, aber ich weiß mir auch keinen anderen Rat, als aufs Rad (ha, Wortspiel!) umzusteigen. Also schnell einen Fahrradsitz kaufen und unabhängig sein. So bin ich flexibler, aber gleichzeiti finde ich es befremdlich, dass ich der Situation nur durch „Flucht“ entgehen kann.

Wie seid ihr vom Streik betroffen? und wie geht ihr damit um?

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11 Antworten

  1. JesSi Ca S sagt:

    Liebe Andrea,
    bislang hatten wir immer Glück was das Streiken angeht, doch dieses Mal sind wir mehr als betroffen. Ixh musste meine Fahrkarte stornieren und hab nicht mal eine Rückmeldung ob ich mein Geld wieder bekomme. Ich musste meine bequeme Reise auf eine lange und wirklich anstrengende Autofahrt umplanen – allein mit Kind war die Reise fast vier mal so lang und anstrengend. Nun gestern standen wir auch mit zwei Kinderwagen (Buggys) in der U Bahn und es war so voll und genervt von allen Seiten. Das kannten wir zuvor aus Berlin nicht. Die Motte war richtig erschrocken doch hab es nun keine Möglichkeit mehr als es ihr zu erklären und zum Glück haben sie und der zehn Monate alte Sohn ihrer Paten sich angestrahlt…..daher werde ich heute auch mit dem Auto kommen. Ich traue es mir einfach nicht zu heute abend so spät so weit zu fahren mit der Maus…..und mir graut es schon vor der Rückfahrt am Samstag
    Liebste Grüße und ich freu mich auf Dich und das Runzelfüsschen
    Jessi

  2. Anonym sagt:

    Was Du beschreibst klingt ja furchtbar. Einfach unglaublich bei einem kleinen Kind so handgreiflich zu werden.
    Aber ich hätte wahrscheinlich sehr ähnlich reagiert. Vielleicht hätte ich die Dame aber auch mal am Arm gepackt? Wer weiß..man versucht ja die überschäumenden mütterlichen Gefühl rational zu kontrollieren… 😉

    Haben denn andere Fahrgäste reagiert? Deine Antwort kann ich mir -leider- wohl schon denken.

    Der kleine Fratz und ich benutzen aktuell auch das Auto oder laufen oder verschieben unsere Vorhaben.

    LG & fühl Dich gedrückt!!

  3. Anonym sagt:

    Ich glaube ich wäre dezent ausgeflippt. (und mit Zwillingswagen wäre es vermutlich ein Ding der Unmöglichkeit bei euch im Moment in den Bus zu kommen, oder?

  4. Sabine sagt:

    Nicht jeder mag es, angefasst zu werden. Auch nicht von Kindern, mögen sie auch noch so niedlich sein.

    Gegenseitige Toleranz bedeutet für mich auch, die Tatsache zu akzeptieren, daß nicht jeder mein Kind so mag, wie ich das tue. Und damit muß ich auch tolerieren, daß sich andere von meinen Kindern gestört fühlen und z.B. nicht von ihnen angefasst werden möchten. Umgekehrt möchte ich ja auch nicht unbedingt, daß die fremden Personen meine Kinder anfassen.

    Die Reaktion der Frau in der Bahn war sicher nicht kindgerecht, vielleicht hat sie keine und weiß daher nicht mit ihnen umzugehen. Ich finde, das muß man akzeptieren. Du hast ihr sachlich zu verstehen gegeben, daß Du nicht möchtest, daß sie Dein Kind anfasst, das war sicher richtig so. Aber vielleicht kannst Du dem Rnzelfüßchen auch erklären, daß die Frau auch nicht von ihr angefasst werden möchte.

    Kinder sind ganz schön schlau, die verstehen und lernen das.

  5. Gordana sagt:

    Liebe Andrea,

    die Situation ist Mist. Man wird ja auch ohne Streik genervt angeschaut mit einem Kinderwagen in Bus oder Bahn. Und Deine Sprachlosigkeit kann ich auch gut nachvollziehen. Hut ab vor Deiner besonnen Reaktion!

    Ich war vom Streik betroffen als "Fernreisende" Frankfurt am Main-Berlin. Am Mittwoch bin ich schon zur Blogfamilia angereist – mit der Bahn. Hat ganz wunderbar geklappt mit dem Ersatzfahrplan. Ich war also guter Dinge was die Rückfahrt angeht. Tja, die war dann heute an einem Freitag. Bereits in Berlin-Spandau hat sich der Lokführer geweigert weiterzufahren wenn nicht Leute aussteige würden und sich eine andere Verbindung suchen. Seine Begründung war, dass die Sicherheit gefährdet sei. Ja, es war voll, aber sooo voll? Nein. Das hat er noch an einer weiteren Station gemacht. Leute mit Gutschein oder mit Zeitkarten sind vom Personal explizit aufgefordert worden den Zug zu verlassen. Die Gänge sollten leer sein. Haha, nichtmal vor dem Klo anstehen oder was?! Spaß beiseite, ich war fassungslos und habe auch überlegt ob es krass egoistisch sei zu bleiben und darauf zu bauen dass Andere den Zug verlassen? Hmm, vielleicht war es das, aber ich wollte einfach zu Mann und Kind und das direkt. Wer hätte mit den garantieren können, dass ich beim Umsteigen nicht genauso dumm dastehe (buchstäblich) in Hannover oder so?! Und was wäre dann?
    Mit 30 Min. Verspätung kam ich dann an, aber es war ein Horrortrip. Weniger schlimm alles als meine Tochter mit einem Blumenstrauss auf mich zugerannt kam und nur kuschelte und mein Mann strahlte. Kitschig? Vielleicht, aber es war so und so schön.
    Das Fahrrad mit Sitz kann ich nur empfehlen! Es gibt Freiheit und macht Spaß.
    Liebste Grüße,
    Gordana

  6. Andrea sagt:

    Liebe Sabine,

    ich schrieb ja, dass ich durchaus Verständnis dafür habe, dass Menschen nicht angefasst werden wollen. Aber für die Reaktion haben ich null Verständnis.
    Meine Kind zu erklären, dass sie die Frau nicht berühren darf ist aber dennoch denke ich noch keine Lösung. Klar, Kinder sind schlau. Aber sie ist erst 1,5 Jahre alt und das ist in meinem Augen etwas viel verlangt. Ich habe es ja durchaus versucht, vielleicht kam das im Text nicht so raus.
    Dennoch, ich stimme dir zu, gegenseitige Toleranz ist das A und O.

    Liebe Grüße,

    Andrea

  7. Andrea sagt:

    Zwillingswagen in einer Tram? Eher nicht. Also es geht schon, aber dann brauchst du Nerven wie Drahtseile und jede Menge Durchsetzungsvermögen. Obwohl, das traue ich dir alles zu. 🙂

  8. Andrea sagt:

    Die anderen Fahrgäste haben einfach gar nicht reagiert. So ist das ja aber leider oft.
    Irgendwie finde ich es einerseits absurd mich ständig diesen Situationen auszusetzen, andererseits habe ich ja jedes Recht dazu auch mit den Öffentlichen zu fahren. Ich hoffe einfach, dass es sich im Sommer bald endlich mal entspannt. Mehr Radfahrer und so. 🙂

    Ich drück zurück 🙂

  9. Andrea sagt:

    WOW, das ist ja krass. Die wollten echt, dass die Leute aussteigen? Ich stelle mir diese Situation gerade mit Kinderwagen vor. Oder vielleicht besser nicht.
    Sind denn Leute ausgestiegen? Ich glaube, dass alle gern nach Hause wollte. Und wer sind wir denn, dass wir richten was nun mehr Recht hat: Du, die du zu deiner Familie wolltest oder jemand anderes, der zur Katze wollte. 🙂 Solange das alles mit gegenseitiger Rücksichtnahme passiert finde ich das vollkommen in Ordnung. Aber daran haperte es in meiner Situation ja sehr.

    Kitschig finde ich das nicht, dass du dich so auf deine Familie gefreut hast. Im Gegenteil: Es ist toll! Genieß es!

    Ich habe mich sehr gefreut, dass wir uns (sehr kurz!) kennengelernt haben!

  10. Andrea sagt:

    Ich glaube, das Ausweichen aufs Auto war eine gute Entscheidung. Leider!
    Ich habe mich sehr gefreut dich wiederzusehen! Schön wars!

  11. JesSi Ca S sagt:

    Ich denke auch. Natürlich finde ich es mit der bahn immer viel entspannter und Berlin ist irgendwie auch spannender ohne Auto, aber dieses Mal war es die bessere Entscheidung. Andrea ich hab mich auch gefreut – danke und ja es war echt schön !! Bis bestimmt bald.

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