„Bird“: Diesen Film vergesst ihr nicht so schnell
An sich mag ich das, wenn Filme Themen berühren, die auch mal weh tun, die schmerzhaft sind, die Licht auf Themen scheinen, über die zu selten gesprochen wird. Das ist bei „Bird“ auf jeden Fall so, denn hier werden wir mit Orten und Menschen konfrontiert, zu denen die allermeisten sicherlich kaum Kontakt haben. Und das ist unglaublich schmerzvoll. Und trotzdem so wichtig.

Bird: Der Plot
Die zwölfjährige Bailey (Nykiya Adams) lebt zusammen mit ihrem Halbbruder bei ihrem Vater Bug (Barry Keoghan) in einem besetzten Haus in Kent, in der Nähe von London. Bug interessiert sich meist vor allem für Drogen, seine Verlobte und eine südamerikanische Kröte, die ein Sekret absondert, aus dem er eine halluzinogene Superdroge herstellen und teuer verkaufen will. Bailey kommt zurecht, glaubt sie, aber sie braucht vor allem Zuneigung, Schutz und Unterstützung. Die findet sie weder bei ihrem Vater, noch bei ihrer Mutter. Denn die lebt zusammen mit Baileys anderen drei Halbgeschwistern und einem gewalttätigen Partner in der Nähe, kann sich aber weder um sich selbst, noch um die Kinder kümmern.
Bailey ist sich selbst überlassen und trifft auf Bird (Franz Rogowski) der eine ganz eigene Sicht auf die Welt und Bailey hat. Scheinbar aus dem Nichts taucht er auf und plötzlich fühlt die Zwölfjährige sich weniger allein. Aber was will Bird von Bailey und an diesem hoffnungslosen Ort?
Bird: Ein herausfordernder Film, der weh tut
Wie gesagt, ich mag Filme, die mich herausfordern, die Themen zeigen, die wenig repräsentiert werden. Für mich war es schwer, mir „Bird“ anzuschauen. Weil ich natürlich die ganze Zeit die Lebenssituation meiner Kinder im Kopf hatte, und auch den Gedanken „So sollte niemand groß werden müssen“ nicht abschütteln konnte. Ich weiß, dass es solche, andere, schlimmere Schicksale gibt. Mir ist klar, dass Bailey keine filmische Ausnahme ist, sondern eine Realität, wie sie an vielen Orten vorkommt. Das macht es nicht weniger schmerzvoll, sich damit auseinanderzusetzen.
Die schauspielerische Leistung von Nykiya Adams, Franz Rogowski und Barry Keoghan ist großartig. Man nimmt allen ihre Figuren ab, wird sofort reingezogen in die Orte, in die Handlung. Und das, obwohl stellenweise so wenig passiert. Das hat mich an „Kids“ erinnert, auch hier sehen wir ja eine Lebenswelt, die wenig einladend ist und das Erzähltempo ist ähnlich, auch wenn die Geschichte letztlich eine ganz andere ist. Aber auch „Kids“ war ein Film, den ich eigentlich nicht mochte, den ich aber auch nicht aus dem Kopf bekommen habe.
Darum solltet ihr „Bird“ sehen
Bei „Bird“ geht mir das ähnlich. Ich bin sicher, die Hoffnungslosigkeit, das Setting und die Figuren werden mich noch lange begleiten. Deswegen ist meine Empfehlung: Schaut euch „Bird“ an, auch wenn es kein Feel good Movie ist, wenn ihr danach dringend jemanden braucht, der euch in den Arm nimmt. Gute Filme können ja auch genau das, etwas zeigen, das kaum aushaltbar ist, und uns trotzdem hingucken lassen. Das macht „Bird“ und das ist wichtig. Der Film schenkt euch keine Hoffnung, aber ihn zu verpassen, wäre eine vertane Chance. Mein Tipp daher: Haltet das aus, als diese Gefühle von Unwohlsein, Bedauern, Schock. Denn wer weiß, vielleicht hat „Bird“ die Kraft, dann etwas zu verändern?
„Bird“ läuft ab 20. Februar in den Kinos.