Faul sein in der Schwangerschaft

Ok, ich gebe zu, dieser Betreff ist etwas ketzerisch gewählt. Denn natürlich bin ich nicht „faul“ in der Schwangerschaft. Aber ich gebe zu, ich mache sehr sehr wenig. Sehr zu meinem eigenen Leidwesen.
Denn eigentlich bin ich gern aktiv, unternehme Sachen, gehe spazieren, arbeite und schmeiße den Haushalt. Zur Zeit mache ich eigentlich nichts davon. Beziehungsweise nur das Nötigste.

Müde, kaputt, ausgelaugt in der Schwangerschaft

Ich bin einfach immer müde, kaputt und angespannt. Ich schlafe so viel und so oft wie ich kann. Das ist mir manchmal unangenehm, denn ich musste schon öfter meinen Mann anrufen und fragen, wann er nach Hause kommt. Oder den Kindern ein Hörspiel anmachen und auf dem Sofa schlafen, während sie Bibis neuen Abenteuern lauschten.

Mein Mann muss im Haushalt helfen

Wir sind nur noch nicht im absoluten Chaos versunken weil mein Mann jeden Tag das Nötigste übernimmt. Geschirrspüler ausräumen, Kinderchaos am Abend beseitigen, Staubsaugen, Wäsche, denkt euch jede mögliche Haushaltstätigkeit. Ich mache sie alle nicht. Oder fast nicht. An guten Tagen kümmere ich mich ums Auf- und Abhängen der Wäsche, muss dann aber wieder Pause machen bevor ich die Sachen in die Schränke räume.

Ich muss schlafen

Manchmal wollen Menschen, Freund_innen mit mir telefonieren. Vor 11:00 Uhr gelingt das selten, denn ich bin müde. Nach 20:00 Uhr bin ich ebenfalls nicht mehr aufnahmefähig. Ich helfe meinem Mann morgens die Kinder fertig zu machen, in dem ich Haare bürste, kuschel oder Anweisungen gebe welche Kuscheltiere mitgenommen werden dürfen. Zu mehr bin ich nicht zu gebrauchen.

Schnell überfordert in der Schwangerschaft

Ich koche nicht und bin damit überfordert zu entscheiden was es zum Abendbrot geben soll. Ich arbeite wenig, weil ich nicht in der Lage bin mich über lange Strecken zu konzentrieren. Sitze ich zu viel am Computer wird mir schlecht. Stresse ich mich wegen irgendwelcher Deadlines muss ich brechen. Vergesse ich das Essen und Trinke dann bekomme ich Sodbrennen. Manchmal muss ich mitten im Telefonat mit Auftraggeber_innen auflegen, weil ich würgen muss. Das macht nicht eben einen professionellen Eindruck, weswegen ich zum Mail schreiben übergegangen bin. Und zum wenig arbeiten. Was mir wiederrum aufs Gemüt schlägt, weil ich meinen Job eigentlich sehr liebe und gerne (viel) schreibe.

Symphysenlockerung in der Schwangerschaft

Wenn ich die Kinder aus dem Kindergarten abhole brauche ich besonders viel Kraft. Denn zu meiner mentalen Erschöpfung und dem ständigen Erbrechen kommt seit Neustem auch wieder eine Symphysenlockerung dazu. Das hatte ich bei Herrn Annika bereits und es gibt leider wenig, was da hilft. Außer langsam laufen, Geduld haben, Physiotherapie. Tja, all das versuche ich, bis jetzt ohne nennenswerten Erfolg. Ich habe also Schmerzen bei jedem Schritt.
Was gar nicht geht: Mich bücken oder eines der Kinder tragen. Das führt dazu, dass wir sehr sehr lange brauchen bis wir von der Kita zuhause sind, weil Herr Annika zwischendurch immer wieder klar stellt, dass er keine Lust auf Laufen hat. Oder Bahn fahren. Oder was weiß ich.

Schwanger, nicht krank – aber irgendwie doch

Ich weiß, dass all dies zu einer Schwangerschaft dazugehören KANN. Dass es Einer nicht gut geht und dieser blöde Spruch „Du bist schwanger und nicht krank“ manchmal einfach nicht stimmt. Meine Hebamme meinte auch, dass ich eben einfach Pech habe und aus meiner Situation nun das Beste machen soll. Kein Sport, kein Bücken, kein Heben. Nur machen, was mir gut tut und großzügig mit mir sein. Sagt mein Mann ürigens auch. Zwischen seinen kleinen Ausrastern, dass eben alle Familienarbeit an ihm hängen bleibt.

Ich habe trotzdem ein schlechtes Gewissen und ärgere mich, dass ich nicht machen kann wie ich will, dass ich Hilfe brauche und im Prinzip alles liegen bleibt.
Wie ist oder war das bei euch? Fit bis zum Schluss oder auch mal sauer mit euch selbst?

Das könnte dich auch interessieren …

8 Antworten

  1. Thies sagt:

    Liebe Andrea,
    ich fühle sooo mit Dir! Halte durch und denk dran: Du bist nicht alleine!
    Auch ich erwarte mein 3. Kind. Wohingegen ich in den ersten Schwangerschaften top fit war, ist diese jetzt die Hölle.
    Sodbrennen, Symphysen Schmerzen, Müdigkeit, einfache Aufgaben im Haushalt werden zur riesen Hürde.
    Plus die zwei Kinder drum herum (4 und 2) …
    Und dann immer dieses "eigentlich" im Kopf. "Eigentlich…"
    …sollte ich die SS genießen
    …sollte ich die Zeit mit den Kindern noch allein genießen
    …sollte ich alles vorbereiten
    …hätte ich genug Zeit …
    …und eigentlich KANN ich gerade nicht!
    Alles gute für Dich!
    Thies

  2. Anonym sagt:

    Hallo! Ich hatte in Schwangerschaft Nr. 2 auch diese fiese Symphysenlockerung und konnte mich kaum bewegen. Wir haben dann über die Krankenkasse eine Haushaltshilfe beantragt und bekommen. Das war unsere Rettung. Vielleicht ja auch für euch eine Idee?
    Ich schicke viel Nerven und Kraft!

  3. Steffi sagt:

    Ach du Arme, das klingt wirklich wirklich anstrengend für dich! Klar, mit 2 kleinen Kindern ist das Ganze wohl nochmal eine völlig andere Hausnummer, und bei den gesundheitlichen Beschwerden hast du wohl echt viel Pech gehabt.
    Wie viele Wochen ist es denn noch hin bis zum berechneten Entbindungstermin?
    Bei mir sind es noch 8 Wochen und es ist meine erste Schwangerschaft, ich habe aber bisher noch viel Glück und bis auf Wassereinlagerungen, die meine Finger mal taub werden lassen und der typischen Kurzatmigkeit und abnehmender Leistungsfähigkeit (inkl. Konzentration) kann ich sonst noch gar nicht klagen, schlafe meine ~8 Stunden pro Nacht in der stabilen Seitenlage und es geht mir sonst wirklich gut.
    Alles Gute und hoffentlich kommt da nochmal ein großer Energieschub bei dir und wenn nicht, kannst du auch ohne sauer auf dich zu sein den Rest der Schwangerschaft "überstehen".
    Ganz liebe Grüße
    Steffi

  4. glaskerze sagt:

    Als hätte ich das geschrieben..
    Gerade auch schwanger mit Nr. 3, wie schon bei 1 + 2 wieder mit Hyperemesis (ständige Übelkeit und Kotzen von Tag 1 bis Ende). Dieses Mal aber hat der Mann seine Arbeitszeit reduziert und hat Haushaltshilfe übernommen. Durch die Krankenkasse gab es dann einen Ausgleich für den entgangenen Lohn. So war bzw ist er max 4 Stunden am Tag weg und die restliche Zeit Familienmanager. Klappt mal besser und, nunja, manchmal weniger. Alle Nervenkostüme sind etwas dünner als sonst. Beim Mann, weil es doch irgendwie ungewohnt ist, den ganzen Tag mit den Kindern zu verbringen, die auch noch beide unterschiedliche Ideen und Wünsche haben als der Papa; bei den Kindern, weil Mama nicht greifbar ist und Papa viel seltener Ja sagt als Mama und bei der Mama, weil die Schwangerschaft nervt. Mit viel Wehmut und schwerem Herz darüber, dass es die letzte Schwangerschaft ist und leider nicht mal diese genossen werden konnte.

    Mir fällt es auch schwer, dieses "Faulsein", das eigentlich keines ist, sondern eine Kraftlosigkeit und Erschöpftheit, die gerade so viel Energie übrig lässt, damit man etwas trinken und essen kann, hin und wieder den Kraftakt des Duschens schafft und nicht im Nachthemd vor die Tür geht. Dazu kommt das Unverständnis des Umfeldes, dass man nur 1 große Sache am Tag bewältigen kann – einkaufen gehen oder zum Arzt oder zur Spielverabredung oder mal die Wäsche machen, aber nicht alles zusammen; nicht mal zwei davon. Dass man nicht vor 14 Uhr gesellschaftsfähig ist. Dieses ständige "Aber diese Morgenübelkeit IST nach dem 3., spätestens 4. Monat vorbei". Es strengt an. Ich weiß, was du meinst..

    Wenn die Übelkeit noch arg schlimm ist und wenig auszuhalten – es gibt ein Medikament, Agyrax, das man sich in Belgien bestellen muss. Ist aber noch besser verträglich als Vomex. Ohne das hätte ich die Schwangerschaft nicht so gut geschafft.

    Alles Gute für dich! Es ist ein Ende in Sicht 🙂
    Und für den gestressten Papa 😉

  5. Anonym sagt:

    Ach mann… ist das noch normal von der Müdigkeit oder schläfst du auch in der Nacht schlecht? Ich habe nur noch die Näxhte mit Herrn Annika im Kopf. Wurde das besser? das mit der Symphyse hatte ich leider alle 3 Mal. "Schön" schwanger war ich nie.. es war eben ein notwendiges Übel. Ich finde das gut, dass ihr es so organisiert habt, dass du eben nur machst, was du schaffst. Ging bei uns nicht so, allerdings hatten wir eine Putzhilfe. Ja und nach 3 Mal kann ich ehrlich sagen, ich möchte tatsächlich nie mehr schwanger sein. Ich würde es körperlich und mental nicht mehr schaffen… aber einfach auch, weil meine 3. Schwangerschaft ungewollt traumatische Ausmaße
    annahm. wünsche dir alles Gute! ihr packt das!!!

  6. Anonym sagt:

    Liebe Andrea, ich versuche mit dir zu fühlen – denn das kenne ich zum Glück gar nicht. Ich war in der Schwangerschaft der Typ "Bäume ausreißen". Aber wenn es dir so geht – dann steh dazu! Und ich denke, mit diesem Text machst du anderen Mut, denen es ebenso geht. Kannst du evtl. eine Haushaltshilfe über die Krankenkasse beantragen? Damit nicht alles an deinem Mann hängen bleibt? Und ich denke, das es auf jeden Fall in Ordnung ist, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wenn ich in der Nähe wohnen würde, würd ich spontan mal den Wocheneinkauf vorbei bringen. 😉
    Fühl dich fest gedrückt!

  7. Sqirrel sagt:

    Ohje
    Klingt sehr nach meiner zweiten Schwangerschaft.
    Ich war entweder vollkommen erschöpft, oder hatte Migräne, oder habe gekotzt. Mir tat ständig das Becken weh.
    Es war so furchtbar!
    Ich habe natürlich trotzdem gemacht und getan und bekam dafür die Quittung in Form dramatischer Entwicklungen.
    Seitdem kann ich den Spruch "du bist schwanger, nicht krank" nicht mehr leiden. Ja, er ist wahr aber er ist leider auch unwahr. Denn die Symptome – ständige schmerzen, ständiges Kotzen, chronische Erschöpfung – die sind ja da und es sind die gleichen wie bei ernstzunehmenden Krankheiten.
    Ich rate Schwangeren daher immer eher zu Pausen, zum Ausruhen und schlafen wenn der Körper danach verlangt.
    Klar, manchmal geht das nicht und es ist eine Belastung für die Familie, wenn ein Mitglied nicht mehr ansatzweise so mitziehen kann, wie es das sonst tut, aber ey das geht ja vorbei und die Gesundheit geht nunmal vor.
    Das schlechte Gewissen hatte ich auch, habe ich ja auch wenn ich wegen Migräne ausfalle. Dagegen habe ich noch kein Mittel gefunden aber ich finde mich inzwischen besser damit ab, das ich eben manchmal nicht kann und bin meinem Mann sehr dankbar das er dann übernimmt.

    Schon dich. Bald hast du es ja geschafft.
    Und Grüße an den Mann, der tut was er kann um dich zu unterstützen, das ist ganz wunderbar! Auch du hast es bald geschafft und dann geht es hoffentlich bald allen besser und ihr könnt wieder Babygeruch genießen und kuschelt zu fünft. 🙂
    Liebe Grüße,
    Claudia

  8. Essalein sagt:

    Mir geht es jetzt bei meiner sechsten Schwangerschaft so.
    Ich habe meistens das Gefühl ich breche bald zusammen. Und von allen Seiten bekomme ich nur Vorwürfe. Ich habe überhaupt keine Unterstützung und muss jetzt auch noch das neue Haus renovieren weil mein Mann es nicht tun möchte. Ich möchte hier aber alles fertig haben bevor das Baby in voraussichtlich 9 Wochen kommt. Wenn ich hier nichts tue passiert hier überhaupt nichts. Und die Kinder muss ich jetzt auch noch zuhause unterrichten.

    Es ist einfach alles nur fürchterlich…
    Ich habe einfach keine Energie mehr und keiner versteht es.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert