Erfahrungen im Kleinkindabteil der Deutschen Bahn
Die erste Reise im Kleinkindabteil stand an. Von Berlin nach Köln. Wir hatten im Vorfeld reserviert, da bin ich spießig. Ich wollte mich nicht noch mit einer Platzsuche rumstressen. Im Vorhinein hatte ich versucht Erfahrungsberichte zum Kleinkindabteil im Netz zu finden, aber da war nichts zu holen. Stelle ich mich als Einzige mal wieder zu sehr an?
Die Reise beginnt
Wir waren mit Sack und Pack viel zu früh rechtzeitig am Bahnhof, den Kinderwagen im Schlepptau, das Baby im Tragesystem. Ich dachte mir, wenn alle Stricke reißen und wir den Kinderwagen, nicht eben das kleinste Modell unter der Sonne, nicht in den ICE kriegen, dann verlieren wir wenigstens nicht unser Kind. Aber natürlich hat alles blendend geklappt. Mein Mann hat den Wagen die Stufen hochgestemmt, das würde man notfalls auch allein schaffen.
Kleinkindabteil im ICE
Im Kleinkindabteil dann die erste Überraschung. Da saß ein Mann… Mit ausgebreitetem Laptop, schick in Anzug und Krawatte. Und weit und breit kein Kind. Auf meine Nachfrage, ob er denn bitte gehen möge, ich würde gerne stillen meinte er, dass IHN das nicht stören würde. Ähm ja, aber mich!!! Wie kann man denn so dreist sein. Der Herr verschwand dann aber bald, dafür zog eine Familie ein. Vater, Mutter, Baby und ein 12jähriges Geschwisterkind. Und das war dann leider auch der Haken. Kann man selbstverständlich nicht ändern, nicht jeder reist mit nur einem Baby. Aber 12-Jährige sind nicht ruhig. Das sehe ich auch total ein. Der Nachteil war, dass jedesmal, wenn das Runzelfüßchen es fast geschafft hatte und wegdämmern wollte, das Mädchen wieder irgendwas zum Knabbern aus der Raschel-Knusper-Krachmachtüte zog. Und zack, hatte meine Tochter die Augen wieder auf.
Kaum Dunkelheit im Kleinkindabteil
Nicht eben förderlich ist es auch, dass sich das Kleinkindabteil nicht verdunkeln lässt. Es gibt zwar Jalousien die man runter lassen kann, aber das ist nur die halbe Miete. Damit ist die eine Sonnenseite dicht, durch das Abteilfenster nach draußen auf den Gang lächelt die Sonne aber weiter. Nur, es gibt keine andere Möglichkeit das Baby irgendwo hinzulegen. Entweder in den Kinderwagen, am zugewiesenen Platz, dann mit Sonneneinstrahlung, oder auf dem Arm. Unser Töchterchen mag zum Schlafen aber ausgestreckt verrenkt liegen. Also blieb nur der Versuch, sie bestmöglich vor der Sonne zu schützen. Denn diese Schatten, die das Wolkenfenster macht, sind für ein Baby unter Umständen viel zu spannend. Auch wenn ein Kleinkindabteil an sich eine riesen Erleichterung beim Bahnfahren ist, den ein oder anderen Mangel mussten wir leider doch feststellen.
Mängel im Kleinkindabteil
So ist es beispielsweise nicht besonders gut durchdacht, dass die Klimaanlage direkt über dem Kinderwagenstellplatz pustet. Leider kann man die auch nicht ausmachen, sondern nur auf Kühlschrankkalt oder Wüstenheiß drehen. Beides bei Babies eher nicht zu empfehlen.
Für zwei Kinderwagen gibt es Platz, einen dritten müsste man in jedem Fall auf den Gang parken. Bei unserer Reise war das kein Problem, weil nach der kleinen Familie nur noch eine Frau mit einem zuckersüßen dreijährigen Knirps und ein Einjähriger mit Kinderwagen zustiegen. Damit war das Abteil dann aber auch voll. Da man mit Kindern ja auch viel Gepäck hat, gab es kaum noch freie Fläche zum Treten.
Papa im Kleinkindabteil
Das es heutzutage nicht mehr Mutter-Kind-Abteil, sondern Kleinkindabteil heißt zeigt, dass Väter eben immer stärker in die Familie einbezogen werden. Auf der Hinfahrt war mein Mann der einzige Mann im Abteil, auf der Rückfahrt gab es noch einen weiteren Vater, der sich mit seiner 11 Jährigen einen Film ansah. Die hätten auch woanders sitzen können, aber dazu schreibe ich dann die Tage noch mal mehr.
Mein Mann schnappte sich, als das Runzelfüßchen ob der vielen neuen Eindrücke so gar nicht mehr zu beruhigen war die Tragehilfe und spazierte durch den gesamten Zug. Auf und ab, und auf und ab. Und ich? Ich genoss die Ruhe und las endlich mal ein bißchen in einer Zeitschrift. Oh himmliche Entspannung!