Papa bloggt: Wieso muss ich mich immer so hetzen?

Sonnenblume

Letztens fragte mich ein Kollege, warum ich denn im Moment später als vor einiger Zeit ins Büro komme. Dabei muss ich sagen: als wir nur ein Kind hatten, war ich oft einer der Ersten, jetzt bin ich eher im Mittelfeld. Ich erklärte ihm, dass ich vor der Arbeit die Kinder noch in den Kindergarten bringe. Als ich dann noch erzählte, dass ich erst um 7:45 aufstehe und kurz nach 9 schon im Büro war, konnte er mir das nicht glauben. Selbst ohne Kinder wäre ihm das zu knapp, um schon so früh auf der Arbeit zu sein. Das brachte mich zum Nachdenken.

Lieber nicht wecken

Wenn ich manchmal höre, dass bestimmte Kinder in der Woche und am Wochenende schon vor sechs wach sind und nicht mehr schlafen wollen, bin ich froh, dass unsere Kinder etwas länger schlafen. Aber meistens, und da bin ich auch froh, wachen sie so auf, dass wir uns fertig machen können. Denn eigentlich möchte ich das Runzelfüßchen oder Herrn Annika nicht wecken. Es würde auch keinen Unterschied machen. Denn, ob wir 45 Minuten oder anderhalb Stunden zum Anziehen und Zähne putzen haben, die Zeit scheint nie zu reichen. Wir wollen ja zu einer bestimmten Zeit im Kindergarten sein, denn die Bringzeiten sind auch fest.
Bis auf kleinere Ausnahmen sind wir eingespieltes Team. Aber, das muss ich auch zugeben, ich achte darauf, dass wir nicht zu spät loskommen und pünktlich da sind. Das hat tatsäichlich etwas von einem Antreiber. Letztens fragte ich mich, ob das wirklich so sein muss.

Wenn die Pläne mal nicht funktionieren

Herr Annika braucht noch ein wenig Hilfe beim Anziehen, aber das Runzelfüßchen kann sich schon sehr schnell anziehen. Wir gaben es uns alle Mühe, fertig zu werden, hetzten zum Bus und was passierte da? Der Bus hatte natürlich Verspätung. Der Nächste kam zwanzig Minuten zu spät und war viel zu voll, um mit zwei kleinen Kindern zu stehen. Der danach war schon besser, wir saßen so und ich überlegte hin und her, ob wir es noch in der Bringzeit schaffen könnte. Das Runzelfüßchen war auch ganz schön aufgeregt, weil sie natürlich auch gern in den Kindergarten gehen will. Als wir dann ausstiegen, war es natürlich schon zu spät.

Das Beste daraus machen

Da stand ich an der Haltestelle und fragte mich, was ich tun sollte. Zum Glück gab es noch eine zweite Bringzeit, die 30 Minuten später war. Weil es kühl war, gingen wir einfach in ein nahes Café. Da saß ich nun mit meinen zwei Kindern. Sie kamen zu spät und das war nicht schlimm. Ich kam ein wenig später zur Arbeit und das war eigentlich auch nicht schlimm. Ich trank meinen Kaffee, sah ihnen zu, wie sie an einem Croissant knabberten und fühlte mich seit langem zum ersten Mal entspannt. Mein Sohn erzählte mir kleine Kleinkindanekdoten und meine Tochter erzählte mir von ihren Freundinnen und Freunden im Kindergarten. Einen besseren Tagesanfang konnte man in der Woche kaum haben.

Weniger Stress und trotzdem besser ankommen?

Seitdem der Bus uns im Stich gelassen hat, versuche ich mich morgens daran zu erinnern: Was passiert, wenn wir etwas zu spät sind? Wir gehen in ein Café oder auf einen Spielplatz und ich komme etwas später auf die Arbeit. Es gibt Schlimmeres.
Natürlich möchte der Kindergarten, dass wir pünktlich da sind und nicht zu spät kommen. Und natürlich möchte ich früher auf der Arbeit sein, um nicht noch später Feierabend machen zu können. Und das werden wir auch weiterhin versuchen. Aber ob der Bus zu spät kommt oder die Kinder und ich es einfach nicht schaffen, davon geht die Welt nicht unter. Seitdem ich mir das jeden Morgen vor Augen führe, rede ich mir ein, dass wir weniger gehetzt sind und tatsächlich ohne Mühe trotzdem pünktlich sind. Vielleicht ist der Trick, es einfach weniger zu wollen?

Wie geht ihr morgens damit um, halbwegs pünktich aus dem Haus zu kommen? Habt ihr vielleicht einen Trick? Oder seit ihr mogens auch eher gestresst?

Das könnte dich auch interessieren …

3 Antworten

  1. Unknown sagt:

    Wenn es kein Problem ist später ins Büro zu kommen, haben Sie ja Glück gehabt. Es ist aber nicht immer so rosig.
    Wenn man in die Uni muss, die um 8 Uhr anfängt und danach die Türen abgeschlossen werden, der Kindergarten um 7:30 Uhr den Frühdienst aufmacht, die beiden "Großen" (5 und 3) keine gute Laune haben und gerade die Sachen anziehen wollen, die in der Wäsche sind?
    Was würden Sie dann raten? Wie soll ich mich entspannen? Einfach immer zu spät kommen und die Zeit genießen?
    Meine Meinung dazu: es passiert nix Schlimmes, wenn ich morgens mal genervt bin und die Kinder antreibe und mal laut werde. Im Zweifelsfall nimmt man das Kind auch mal mit Pyjama aus dem Haus, damit Tatsachen klar werden.
    Wenn am Nachmittag die Kinder aber hören und fühlen, dass sie geliebt werden, wenn man mal ein Buch vorliest und kuschelt – entsteht kein Trauma! Dadurch lernen die Kinder einfach nur, dass es Momente gibt, wo man keine Möglichkeit hat auf Wünsche einzugehen und stundenlang geduldig dem Geschrei zuzuhören. Fertig.
    Kein Trauma, keine Beziehungsminderung, kein gar nix. Einfach nur klar und deutlich: jetzt nicht.

  2. Alexander sagt:

    Hallo,

    ich finde das sehr nett, dass Sie mich siezen, aber wir sind hier doch unter uns. 🙂
    Natürlich behaupte ich nicht, dass jeder immer zu spät kommen kann. Bei mir gibt es natürlich auch Tage, an denen ich nicht zu spät kommen kann oder will. In meinem Fall habe ich gemerkt, dass ich mir sehr viel Stress einfach selber mache. Ob das für jeden übertragbar ist, kann und ich will mir gar anmaßen. Ich schreibe ja nur aus meiner Sicht.

    Eltern sind auch nur Menschen. Warum sollten sie nicht zeigen dürfen, wenn sie etwas ärgert? Was ich dem Zusammenhang nicht gut finde (und ich behaupte nicht, dass du das tust): Kinder anbrüllen oder beleidigen.
    Genauso wenig wie ein Erwachsener von seinem Vorgesetzten auf der Arbeit angebrüllt werden möchte, weil irgendetwas falsch gemacht wurde, sollte man seinen Stress an den Kindern auslassen. Um bei dem Beispiel zu bleiben: Wenn das mit dem Chef einmal passiert und der Chef sich dafür entschuldigt, findet man das vielleicht noch akzeptabel. Wenn das öfters passiert, würde ich mir auf Dauer einen anderen Job suchen, um nicht von der Arbeit krank zu werden. Kinder können das leider nicht.

    Viele Grüße
    Alex

  3. Unknown sagt:

    Ohja. Darauf bin ich auch schon gespannt..wie das wohl bei mir laufen wird wenn beide Kids betreut werden und ich arbeiten gehe(n muss). Bin jemand der gerne pünktlich ist, aber es auch – so wie du – ganz schrecklich findet die Kids so zu drängeln. Ich sauge auch immer diese Momente auf wo man einfach nur 'da' ist und zeit hat für die kleinen. Hoffe ich bekomme es auch hin an einigen Tagen einfach später da zu sein. Lg

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert