Papa bloggt: Wieso reden so wichtig ist

Mein kleiner Sohn Herr Annika ist ja gar nicht mehr so klein, sondert tapert auf seinen kleinen Füßen durch seine kleine Welt. Mitterweile redet er auch ein wenig mehr als „Papa“,  ich kann nicht immer verstehen, was er sagen möchte, aber grundsätzlich bemüht er sich sehr. Was ich manchmal vergesse: auch wenn so ein kleines Wesen relativ wenig sagen kannn, so ein Kleinkind versteht doch ziemlich genau, was seine Mama oder ich ihm sagen wollen. 

Wenn Mama oder Papa einfach mal gehen

Als wir vor kurzem im Urlaub waren und die Donau mit einem Schiff bereisen durften, reisten wir mit dem Auto an. Dabei fuhren wir erst zu einem Parkhaus, um von dort mit anderen Gästen mit einem Bus zu unserem Schiff gefahren zu werden. Ich hatte die Familie vor dem Parkhaus mit all dem Gepäck abgestellt und wollte das Auto ins Parkhaus fahren. Und ich wollte natürlich wieder schnell zurück sein. Als ich wiederkam, oder besser, schon als ich aus dem Auto ausstieg, konnte ich meinen Sohn lauthals schreien hören. Ich hatte den größten Fehler gemacht, den ich fast machen konnte. Ich hatte meinem Sohn nicht „auf Wiedersehen“ gesagt und ihm erklärt, dass ich wiederkommen würde. Seinen Frust ließ er natürlich bei meiner Frau aus, die mich mehr als strafend anblickte, als ich wiederkam. Nachdem ich wieder da war, war die Welt natürlich wieder schnell in Ordnung.

Erklären ist wichtig

Bei einem Baby ist das anders. Als Herr Annika kleiner war, war es relativ einfach: Hauptsache, eine seiner Bezugspersonen war bei ihm. Aber einem Kleinkind muss man schon erklären, was man macht. Daher wird jeder Gang zu den Mülleimern erklärt, jeder kurze Supermarkteinkauf oder der Besuch beim Bäcker: wenn einer von uns das Haus verlässt, muss er meinem Sohn erklären, wieso er das tut und wann er wiederkommt. Allerdings, das muss man auch sagen. Erklären kostet Zeit. Manchmal viel Zeit. Das merke ich auch morgens beim Anziehen.

Kleinkind mag die Handschuhe nicht

Neulich war es wieder soweit:  Herr Annika mochte seine Handschuhe nicht. Wenn man zurzeit seine Nase nach draußen hält, merkt man aber, dass Handschuhe Pflicht sind. Erwachsene können sich ihre Eisfinger noch in der Jacken- oder Hosentasche aufwärmen oder sich einen „Kaffee to go“ kaufen, ein Kleinkind braucht bei so einem Wetter Handschuhe. Das sah mein Sohn fundamental anders. Während sich meine Tochter morgen natürlich wie selbstverständlich die Handschuhe selbst sucht und anzieht, war bei meinem Sohn kein Weiterkommen. Einfach drüberstülpen, bei Fäustlingen geht das ja, war keine gute Idee. Jedesmal, nachdem ich die linke Hand fertig hatte und den rechten Handschuh anziehen wollte, zog er sich den angezogenen Handschuh sofort wieder aus. Seine Laune dabei wurde auch nicht besser. Ich war kurz vor der Verzweifelung und dachte schon an aufgeben oder (das darf man zumindest ja denken) an „irgendwie“ festmachen. Und dann fiel mir der Königsweg ein.

Mit Kleinkindern reden

Natürlich hatte ich ihm erklärt, dass wir Handschuhe brauchen und die ihn vor Kälte schützen. Aber da hatte ich immer noch versuchte, ihm die selbigen gleichzeitg anzuziehen. Also fing ich nochmal von vorne an. Ich packte die Fäustlinge erstmal weg und erklärte ihm, dass es kalt ist, dass seine Schwester Handschuhe hat, dass sein Papa Handschuhe hat und dass die ihm ganz toll helfen, seine Hände warm zu halten. Und siehe da: nachdem ich ihm drei Minuten lang erklärt hatte, wieso diese Fäustlinge gut sind, durfte ich ihm tatsächlich die Handwärmer anziehen.

An dem Tag kamen wir zu spät zum Termin, aber in dem Augenblick war mir das egal. Meine Sohn hatte von mir Verständnis bekommen und bereitwillig seine Handschuhe angezogen. Das war mir wichtiger als pünklich ankommen.

Wir vergessen manchmal im Alltagsstress, dass unsere ganz kleinen Kinder toll sind. Sie verstehen uns, sie „hören“ auf uns und sie sind auch bereit zu kooperieren. Aber wir müssen uns die Zeit nehmen, mit ihnen zu reden und Dinge zu erklären.

Habt ihr auch das Gefühl, die Kleinen verstehen viel mehr als sie sagen können?

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5 Antworten

  1. Falko sagt:

    Eh Leute, eure Zeit möchte ich haben. Wenn die Kurzen keine Handschuhe wollen, stecke ich sie ein und raus geht's. Irgendwann werden sie merken, dass Handschuhe doch eine prima Sache sind. Ein Problem, dass sich danach voraussichtlich nicht wiederholt. Jawohl, ich bin ein böser Papa.

  2. Anonym sagt:

    Das ist ein schöner Traum, der hier beschrieben wird. Hatte in den letzten Tagen scheinbar zuviel Zeit und hab deine Methode einfach mal ausprobiert. Also hab ich meiner Tochter mehrfach erklärt, dass Handschuhe eine tolle Sache sind. Aber überzeugen konnte ich sie nicht. Sie wollte ohne Handschuhe raus.
    Und, Leute, ich kann sie verstehen. Sie möchte lieber den Schnee MIT DER BLOSSEN HAND anfassen und fühlen, wie kalt er ist, die kleinen Steine lieber MIT DER BLOSSEN HAND aufheben und wieder wegwerfen und so weiter. Mit Fingerhandschuhen oder gar Fäustlingen kann sie ihre wichtigsten Werkzeuge, ihre Hände, draußen schlichtweg nicht mehr benutzen. Und wenn die Hände kalt genug sind, steckt sie sie immer noch lieber in ihre Jackentaschen zum Aufwärmen, als Handschuhe anzuziehen.
    Also versuche ich auf die Wünsche meiner Tochter einzugehen und sie darf ohne Handschuhe raus. Natürlich stecke ich die Handschuhe für alle Fälle ein, habe sie aber noch nie gebraucht.

    Und in Zukunft wird es keine Diskussion mehr wegen der Handschuhe geben. Dann werden die Hände eben kalt, mir auch recht. Böser oder lieber Papa hin oder her – mir doch egal.

    Peter

  3. Alexander sagt:

    Hallo Falko,

    ich glaube mir ging es in dem Blogbeitrag weniger um die Handschuhe (es hätte auch ein anderes Beispiel sein können), sondern darum, dass mein kleiner Sohn mehr versteht als er selber sagen kann.
    Ich glaube viele Eltern kennen das Problem, dass sich Kinder nicht anziehen wollen – speziell in der kalten Jahreszeit. Wie man damit umgeht, hängt von so vielen Faktoren ab (Alter des Kindes, Temperament, Umstände).
    Ich bin überhaupt kein Experte und würde mir niemals anmaßen, irgendeine Erziehungsmethode als "böse" zu bezeichne.

    Viele Grüße
    Alex

  4. Alexander sagt:

    Hallo Peter,

    darf ich fragen wie alt Deine Tochter ist?
    Wie ich schon oben im Kommentar an Falko beantwortet habe, es ging mir gar nicht so sehr um die Handschuhe. In meinem Fall ist Herr Annika mit seinen anderthalb Jahren auch einfach zu klein, die Hände in die Tasche zu stecken.
    Meine Tochter zieht hingegen auch gerne die Handschuhe aus, wenn sie auf dem Spielplatz ist. Sie bewegt sich gerne, klettert viel – da wird ihr automatisch warm und da sind fehlende Handschuhe auch weniger das Problem.

    Dieser Blog ist kein Erziehungsratgeber. Wenn hier etwas steht, was vielleicht für den einen oder anderen nützlich sein mag, dann ist das ok, aber ich erhebe nicht den Anspruch anderen irgendwelche Tipps zu geben. Eltern sind unterschiedlich, Kinder sind unterschiedlich und auch die Situationen sind verschieden. Es ehrt mich aber, dass Du versucht hast, Deiner Tochter das mit den Handschuhe zu erklären. 😉

    Viele Grüße
    Alex

  5. Anonym sagt:

    Hallo Alex,

    meine Tochter ist mittlerweile zweieinhalb. Und natürlich können wir auch jedes andere Beispiel nehmen (Zähne putzen, anziehen, umziehen, trinken, laufen, schlafen gehen und so weiter). All das habe ich ihr erklärt. Und auch wenn sie selbst noch nicht alles sprachlich ausdrücken kann was sie ausdrücken möchte, hat sie doch verstanden was ich ihr gesagt habe. Soviel zu deiner Frage aus dem Blogartikel: Natürlich verstehen Kleinkinder VIEL MEHR, als sie selbst sprachlich ausdrücken können.

    Und ich möchte dich auch nicht kritisieren, sondern nur zeigen, dass es auch anders sein kann. Denn obwohl ich meiner Tochter alles erkläre und sie alles verstanden hat, bleibt sie bei ihrer ursprünglichen Meinung. Ob es nun um Handschuhe anziehen oder Zähne putzen geht. Und das akzeptiere ich, sofern es möglich ist. Bei den Handschuhen geht das 😉 , beim Zähneputzen leider nicht :'-( .

    Peter

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