Papa bloggt: „Ich“, „mein“ und „nein“ sind wichtige Wörter

Vor kurzem beschwerte ich mich darüber, dass Herr Annika nur noch „Papa“ sagte. Morgens, mittags und abends war fast alles Papa. Und wenn ich es nicht aufgeschrieben hätte, hätte ich es wahrscheinlich vergessen. Als wir uns am Wochenende mit Freunden getroffen hatte, die meinen Sohn fast ein halbes Jahr nicht gesehen hatten, merkt man erst wieder, wie schnell und wie viel sich im zweiten Lebensjahr entwickelt. Konnte er mal nicht laufen? Konnte er mal nur „Papa“ sagen? Man glaubt es als Elternteil kaum selbst, dass das erst vor kurzem war. Jetzt hat er die drei heiligen Wörter gelernt mit denen sich Menschen im Leben behaupten können: „ich“, „mein“ und „nein“.

Mein Sohn möchte jetzt vieles alleine machen

„Ich“, „mein“ und „nein“ klingt ein wenig nach Egoismus, wenn ich das sage. Aber wenn mein Sohn das sagt, zeigt es, dass er seine eigene Bedürfnisse aussprechen will. Er sagt vor allem „ich“, wenn er etwas selber machen möchte. Sobald ich sage, wir möchten nach draußen gehen, zum Beispiel einkaufen, rennt er los zu seinen Winterstiefeln. Als ich ihm noch dabei helfen wollte, sagte er nur „ich“, „ich“. Er wollte die Schuhe selbst anziehen. Natürlich vergaß er, dass er vorher noch einen Winteranzug anziehen musste. Aber lieber zog er seine Stiefel selbst an, liess mich sie wieder ausziehen, den Anzug anziehen und die Schuhe anziehen, als dass er auf den Schritt „Stiefel selber anziehen“ verzichtet hätte.

Der wundersame Zauberstab

Mein Sohn hat noch keine richtige Idee, was Besitz ist. Er will eigentlich auch nicht „besitzen“, wenn er „mein“ sagt. In der Regel benutzt er das Wort, wenn er etwas ausprobieren will oder einfach nur mal „habe“ (wie er sagt) will. Letztens hatte seine Schwester einen „Zauberstab“ bekommen, der per Knopfdruck ein Geräusch abgibt. Es gibt in unserem Haus Spielzeug, welches weit teurer war als dieser Zauberstab, aber was soll man machen: Ein Zauberstab, der auf Knopfdruck „wusch“ macht, ist für Kinder eine tolle Sachen. Sie könnten sich auch prima dazu streiten, die Kinder. Denn mein Sohn möchte ihn natürlich auch haben, wenn meine Tochter ihn gerade hat. Falls man ihn zurückhaben will oder besser gesagt, das Runzelfüßchen, sagt er laut „mein“, „mein“.

Ein Recht „nein“ zu sagen

Sagen Kinder oft „nein“, weil die Eltern das so oft sagen? Herr Annika sagt auf jeden Fall weniger „ja“ als „nein“. Meine These war schon immer, dass Eltern nur fünf richtige „neins“ an einem Tag zur Verfügung haben. Falls diese aufgebraucht sind, funktioniert kein weiteres mehr. Haben wir es vielleicht doch zu oft gesagt? Mein Sohn sagt es mittlerweile ziemlich oft. Auch er will gerne koopieren und nicht seine Eltern ärgern. (warum denken Eltern eigentlich oft, dass irgendein Kind sie ärgern will?) Aber nachdem er auch nicht immer alles darf, was er möchte, will er auch irgendwann nicht mehr. Nachdem er sich ohne Murren hat anziehen lassen, die Zähne putzen, schon die Treppe nicht runter gehen durfte, sagt er jetzt beim Bäcker, als ich frage, ob er mal von meinem Arm runter möchte: „nein“ Später dann natürlich auf die Frage „Kannst Du Deiner Schwester das Spielzeug zurückgeben?“ „Nein.“ „Darf ich Dir die Nase putzen?“ „Nein.“ „Nein“ ist das Wort, das meine Geduld am meisten beansprucht, aber es ist trotzdem so wichtig. Denn mein Sohn hat gelernt zu äußern, was er will und was nicht. Und obwohl das sehr anstrengend sein kann, freue ich mich trotzdem, dass er sich mitteilen kann.

Wie empfindet ihr es, wenn sich eure Kinder abgrenzen wollen? Seid ihr eher genervt von so viel Autonomie oder freut ihr euch, dass die Bedürfnisse klarer mitgeteilt werden können?

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