Papa bloggt: Der strafende Vater und die Kinder

Park Phoenix

Wir waren letztens in einem kleinen botanischen Garten mit „Tierzugabe“. Zugabe, weil der Schwerpunkt bei dieser Anlage eher bei den Pflanzen als den Tieren lag. Trotzdem gab es ein paar Enten, Schildkröten, ein paar Fische und sogar Kängurus. Ich verstehe zwar nicht, wieso es dort ausgerechnet Kängurus gab, und sonst keine anderen Zootiere. Aber vielleicht ist das auch nicht so wichtig. Falls ihr mal in Nizza in Frankreich seid und Kinder dabei habt, ist der Park Phoenix eine interessante Alternative, um mal einen Vormittag zu verbringen.

Familienstreit beim Mittagessen

Interessant an diesem Besuch war eine Szene, die sich im Imbissbereich des Parks abspielte.Während meine Frau, das Runzelfüßchen und ich Nudeln und Salat aßen, waren dort natürlich auch noch andere Familien anwesend. Es war Mittagszeit, Familien saßen im Freien und alle erfreuten sich an dem sonnigen Wetter, der gemeinsam verbrachten Zeit und dem tollem Park. Alle Familien? Nein. In einer Familie gab es den wohl schlimmsten Krach, den ich in der Öffentlichkeit in den letzten Jahren wahrgenommen habe.

Ein kleiner Unfall und schwere Folgen

Das Problem war folgendes: Die Familie bestand aus zwei Elternteile und vier Kindern. Mit dem Essen schon fertig, spielten zwei der Jungs an einem Zaun. Der Größere (vielleicht vier, fünf Jahre alt) kletterte über den Zaun und der Kleinere (ungefähr zwei Jahre) wollte es ihm nachtun. All das spielte sich zwei Meter von den noch essenden Eltern ab. Plötzlich fiel der kleinere Junge vom Zaun runter, lag auf dem Boden und fing an zu weinen. Interessant war hier die Reaktion des Vaters: während das Kind noch vor Schreck weinend mit dem Gesicht nach unten im Dreck lag, schrie er erstmal die Mutter an. Es war leider in Französisch und wenig verständlich, aber es ging wohl darum, dass die Mutter natürlich nicht richtig aufgepasst hatte. Seine Partnerin schwieg, eilte zum Sohn und musste sich währenddessen weitere Schimpftiraden anhören. Nachdem der Vater mit seiner Frau fertig war, schrie er noch den älteren Sohn an. Ich, und auch die Mutter vom Runzelfüßchen, waren schwer erschüttert. Meine Tochter irgendwie auch, denn sie leidet immer ein wenig mit, wenn sie andere Kinder weinen hört.

Das komische Verhalten des Vaters

Was für mich wie ein normaler Spielunfall aussah, sorgte hier für eine filmreife Familienkrise. Ich hätte dem Vater gerne einige Fragen gestellt, aber ich glaube, das hätte wegen der Aggressivität des Mannes und der Sprachbarriere wenig Erfolg versprochen. Wieso dachte der Mann, dass die Frau alleine für die Aufsicht der Kinder zuständig war? Und wieso war sein erster Gedanke nicht bei seinem Kind, um das er sich hätte kümmern können? Müssen Eltern sich in Gegenwart der Kinder so dermaßen anbrüllen? Man kann nur hoffen, dass solche Szenen nicht normal für diese Familie sind.

Schreien statt trösten

Die Geschichte könnte jetzt zu Ende sein und damit schließen, dass der Vater einfach ein fieser Mensch ist, der seine Frau schlecht behandelt und kalt zu seinen Kindern ist. Vielleicht ist das auch einfach so und keiner weiteren Erklärung wert, Aber was wäre denn, wenn der Mann nie gelernt hat, sich liebevoll um seine Kinder zu kümmern? Vielleicht, weil es nicht zu seinem Rollenverständnis als Mann gehört, Kindern Trost zu spenden. Aus Sorge um sein Kind und aus einer gewissen Hilflosigkeit schrie er seine Frau an. Das rechtfertigt sein Verhalten überhaupt nicht, aber macht die Geschichte noch ein wenig trauriger.

Was denkt ihr über diese Geschichte? Habt ihr auch schon andere Väter erlebt, die sich so ähnlich verhalten haben? Und was würdet ihr in einer solchen Situation tun? 

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Eine Antwort

  1. Toll geschrieben! Ich vermute, der Mann hat tatsächlich gelernt, als Vater hart sein zu müssen. Sicherlich ist er es gewohnt, seiner Frau und den älteren Kids die Schuld zuzuweisen für sämtliche Missetaten der Jüngern. Vermutlich bekam auch er selbst als kleiner Junge zu wenig Mitgefühl und zu viel Härte ab, weshalb er jetzt so geworden ist. Vielleicht ist er auch auf seine Frau sauer, aus welchen Gründen auch immer. Vielleicht, weil sie ihm aus seiner Sicht sein selbstbestimmtes Leben in Freiheit genommen hat und ihm dieses Familienleben aufgezwängt hat. Sicher ist er überfordert. Und ich schätze, es ist normal für diese Familie, dass er seine Frau anbrüllt und sie sich von ihm anbrüllen lässt, noch dazu vor ihren Kindern, leider.

    Warum lässt die Frau sich das gefallen? Warum hat sie so ein schlechtes Standing in der Familie? Was gibt sie auf diese Weise ihren Kindern über die Rolle als Frau und Mutter mit auf den Weg? Sicher liegt das auch in ihrer Biographie begründet. Vielleicht hatte sie einen Vater, der sich nicht sehr für sie interessierte, sodass sie Minderwertigkeitskomplexe gegenüber Männern entwickelt hat, sich einen Mann gesucht hat, der sie in ihrer Minderwertigkeit bestätigt.

    Solche Muster zu erkennen und zu durchbrechen ist sehr wichtig. Sonst gibt man das seinen Kindern weiter und derselbe Mist wiederholt sich von Generation zu Generation. Es ist nämlich nicht so, dass automatisch im Zeitablauf alles besser wird, von alleine. Sich aktiv damit auseinanderzusetzen, was genau schief gelaufen ist in der bisherigen eigenen Entwicklung, ist ein wichtiger Schritt, um daran arbeiten zu können und letztlich ein besseres Leben für sich und seine Nachfahren zu ermöglichen.

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