Papa bloggt: Abendbrot ist Familienzeit

Manchmal denke ich, dass ich altmodisch bin. Vielleicht nicht in dem Sinne, dass ich den 90ern hinterher trauern, kein Smartphone besitzen oder immer noch lineares Fernsehen schauen würde. Ich bin eher altmodisch im Sinne von Traditionen.
Dank des Berufs meiner Frau komme ich manchmal in die Verlegenheit eine Sendung im Fernsehen zu sehen, die von Werbung unterbrochen wird. Und ein Werbespot hat mich wirklich geärgert – es ging um das Abendessen.

Der Werbespot mit der Pizza

Eigentlich ging es nicht wirklich um das „Abendessen“. Es ging um Tiefkühlpizza. Natürlich ist selber kochen mit frischen Lebensmittel besser als Fertigessen aus dem Supermarkt. Aber das fand ich gar nicht so schlimm. In dem Werbesport wird eine Familie gezeigt, ein Vater und zwei Kinder im Grund- oder Vorschulalter. Sie kommen nach Hause, das Wetter ist eher herbstlich, sie schieben sich die Pizza in den Ofen und essen die: nicht mit Messer und Gabel, nicht an einem Esstisch, sondern auf der Couch – alle nebeneinander. Vermutlich weil sie gleich Fernsehen schauen wollen, aber das zeigt der Werbespot nicht.

Natürlich auf der Couch

Ich will nicht weiter auf dem Spot herumreiten, aber auf der einen Seite wird die Natürlichkeit der Zutaten, der aufgehende Pizzateig mit „echter“ Hefe gepriesen. Auf der anderen Seite hat das Essen nichts mehr mit klassischem Abendbrot zu tun. Die Familie sitzt sich „natürlich“ nicht gegenüber, sondern schaut nach vorne (in die Glotze).

Abendbrot ist Familienzeit

Ich gebe zu, manchmal fällt es mir auch nicht leicht, mein Telefon zu ignorieren, wenn Benachrichtigungen erscheinen und es vibriert. Klar, man will drauf schauen und „nur noch kurz“ antworten. Oder es fällt mir ein, dass ich unbedingt wissen will, wie die Hertha gerade Fußball gespielt hat. Aber ich denke, ich muss meiner Tochter  (und ein wenig schon Herrn Annika) zeigen, dass die Zeit beim Abendbrot unsere gemeinsame Zeit ist. Ohne Telefon und in Zukunft auch weiterhin ohne Fernsehen. Wir sitzen zusammen, reden und lachen am Essenstisch.

Das Baby will auch schon dabei sein

Herr Annika kann natürlich noch kein Abendbrot essen. Aber irgendwie will er auch schon dabei sein. Manchmal schaut er uns aus der Babywippe zu, aber eigentlich will er bei uns sitzen. Obwohl er (noch) kein Abendbrot essen kann, macht er Kaubewegungen, als würde er auch schon etwas mitknuspern wollen. Weil er früher müde wird als seine Schwester, versuchen wir früher anzufangen, damit wir noch zusammen sind. Ich freue mich schon, wenn er in einem Stuhl direkt am Tisch sitzen kann.
Irgendwann wollen Kinder nicht mehr zusammen mit den Eltern essen, aber solange halte ich an der gemeinsamen Tradition fest.

Ist euch das Abendbrot als gemeinsames Essen ohne Ablenkung/Fernsehen auch wichtig? Oder findet ihr das überbewertet?

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4 Antworten

  1. MartinTriker sagt:

    Definitiv wichtig. Wir (die Eltern) haben es uns angewöhnt, daß wir alle am Esstisch sitzen, und gemeinsam essen. Ab und zu ist ein Smartphone am Tisch, aber doch sehr selten.

    Mittlerweile ist es der Flüstertisch. Unsere Zwillinge sind jetzt 3 1/2, und wohl mit der alterstypischen Lautstärke. Daher haben wir das eingeführt, damit uns (wieder den Eltern) nicht die Ohren klingeln.

  2. Wir liebes das Essen vor der Glotze! Einmal in der Woche ist Kinoabend, an dem wir zusammen vor dem Film essen. Das sind die einzigen 1,5 Stunden, in denen die Kinder Fernsehen dürfen. Haben wir derzeit sonst abgeschafft.
    Aber ich sehe das natürlich kritisch: es findet keine Unterhaltung statt, jeder starrt auf den Monitor, die Kinder vergessen das Essen, weil sie im Zombiemodus sind. Dennoch ist es ein Event, auf das sich alle freuen.
    Wir machen zwischendurch Pausen, damit die Kinder essen, danach nochmal, um sie waschen und Zähne zu putzen. Klingt vielleicht alles ein wenig oll, ist aber Spaß für uns.
    Öfter muss das aber nicht sein, da ich sonst einiges verpassen würde. Theoretisch. Denn die Jungs erzählen nichts. Aber einfach beieinander sein ist auch schön. 🙂
    Gerne auch mit Tiefkühlpizza. 😉
    Liebe Grüße
    Sarah

  3. Alexander sagt:

    Hallo Martin,

    Flüstertisch klingt spannend. Das Runzelfüßchen kann auch flüstern, natürlich nur, wenn sie will. Beim Abendessen haben wir das noch nicht ausprobiert, aber Herr Annika ist ja noch keine Quasselstrippe.

    Klappt das denn mit dem Flüstertisch?

    Viele Grüße,
    Alex

  4. Alexander sagt:

    Hallo Sarah,

    Kinoabend klingt schon so nach Filmen, die man selbst gucken möchte. Geht das denn schon?
    Das Runzelfüßchen erzählt und erzählt beim Abendessen. "Papa nicht reden! Ich will reden" ist eine geflügelte Wendung von ihr. Mal sehen, ob Herr Annika auch so viel reden will.

    Liebe Grüße,
    Alex

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