Baby hat Pseudokrupp-Anfall – ein Erfahrungsbericht

Erfahrungsbericht Baby hat Pseudokrupp

Pseudokrupp ist ein Arschloch. Bitte entschuldigt meine derbe Ausdrucksweise, aber genau so ist es. Klar, sehr sehr viele andere (Kinder)krankheiten sind auch megafies. Aber, die kenne ich zum Glück noch nicht.
Pseudokrupp  und ich, wir haben uns aber leider kennengelernt und ich bin immer noch dabei, damit klarzukommen.

Pläne ändern sich

Eigentlich hatte ich für Dienstag einen Post über unser Wochenende in Bildern geplant. Das muss aber ausfallen, weil ich ab Samstag abend dafür keinen Kopf mehr hatte. Das Fiese an Pseudokrupp ist ja, dass der oft ohne Ankündigung kommt. Ich muss das vielleicht noch mal deutlich betonen, ich schreibe hier nur über meine Erfahrungen. Ich bin keine Ärztin, ich habe keine Tipps und kann nur allen Eltern, die das auch erleben müssen nur sagen: Es tut mir leid für eure Kinder und für euch!

Pseudokrupp baut sich langsam auf

Das Runzelfüßchen hatte tagsüber nicht so viel geschlafen, deswegen ging sie früher als sonst ins Bett. Sie war unruhig, schlief aber gut ein. Eine Stunde später hörte ich sie weinen, ging zu ihr und wunderte mich, dass sie plötzlich leicht hustete und die Nase lief. Denn vorher war ja alles in Ordnung gewesen. Ich streichelte sie und meine Tochter schlief wieder ein.

Bellender Husten beim Baby

Kurze Zeit später weinte sie wieder, mein Mann ging zu ihr. Übers Babyphone hörte ich, wie er mit ihr sprach bis sie plötzlich furchtbar bellend anfing zu husten. Das habe ich noch nie gehört. Meine Tochter hatte natürlich schon mal Husten, auch eine Bronchitis. Aber nie klang das Husten so schrecklich. Noch viel viel schlimmer war aber das Lufholen im Anschluss. Mein Mann rief nach Wasser – wir dachten beide, dass sie vielleicht einfach nur den Husten nicht aus dem Hals bekam.

Baby hat Luftnot

Das Runzelfüßchen wollte aber nichts trinken, sie japste und japste und hustete dabei. Ich nahm sie in den Arm, wiegte sie und sprach mit ihr, während es in meinem Kopf gleichzeitig raste. Ich streichelte sie, verabreichte ihr Nasentropfen, weil wir das schon kennen. Wenn ihre Nase zu ist, dann weint sie, weil sie nicht richtig atmen kann. Leise sprach ich mit ihr, erzählte ihr, dass alles wieder gut werden würde und sie gleich wieder richtig durchatmen könne. Einen Löffel Hustensaft gab ich ihr auch noch.

Mit Hausmitteln gegen Pseudokrupp

Wer sich jetzt wundert, wieso ich mit meinen Hausmitteln um die Ecke kam: Mir war bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht klar, dass es Pseudokrupp sein konnte. Was sich nachträglich als großes Glück herausstellte. Denn so waren sowohl mein Mann als auch ich sehr viel ruhiger und konnten das Runzelfüßchen beruhigen. Mein Baby japste weiter vor sich hin und starrte mich an, ich hielt sie im Arm und murmelte beruhigend auf sie ein. Ich selbst habe Asthma und kenne dieses Gefühl ganz genau, diese Angst keine Luft mehr bekommen. Und auch mir hat es immer geholfen, wenn ich mir mantramäßig vorgesagt habe, das schon alles gut werden wird.

Pseudokrupp: Eltern müssen ruhig bleiben

Meine Tochter schlief wieder ein, weiterhin mit Luftnot, aber sie schlief. Inzwischen hatte ich im Internet hoch und runtergegoogelt was das denn sein könnte, und, ob ich nun den Notarzt rufen sollte. Wir entschieden uns dagegen, einfach, weil wir nicht noch mehr Aufregung hineinbringen wollten. Klar, sobald sich an ihrer Situation etwas verschlimmern würde, würden wir anrufen. Aber, für diesen Moment fühlte es sich für uns nach zuviel zusätzlichem Stress an. Ich hatte gelesen, dass das Wichtigste bei Pseudokruppanfällen ist, dass die Eltern Ruhe bewahren. Weil sich die Anspannung sonst aufs Kind überträgt und die Atmung dann noch schwerer fällt. Das wollte ich, wollten wir aber auf gar keinen Fall.

Typisch Pseudokrupp: Husten klingt wie Seehundbellen

Wir sind dann ins Bett gegangen, das Runzelfüßchen schlief zwischen uns. Sie wachte oft auf und hustete ihr Seehundhusten (das habe ich auch gelesen, der Husten bei Pseudokrupp hört sich wie Seehundbellen an – das stimmt wirklich) und rang nach Luft. Ich streichelte sie, redete ruhig mit ihr und sie legte sich wieder schlafen. Am besten gelang ihr das im Sitzen, ich glaube, weil dies das Atmen erleichterte. Also nahm ich sie auf den Schoß, sie schlief und ich starrte in die Nacht. Machte mir große Sorgen, küsste ihren Kopf, streichelte ihren Rücken, ihre Haare, ihre Hände und Arme und machte mir noch mehr Sorgen.

Pseudokrupp: Mama macht sich Sorgen

Sollten wir einen Notarzt rufen? Bin ich eine schlechte Mutter weil ich entscheide erstmal ohne Arzt zu versuchen klar zu kommen? Geht es meiner Tochter besser? Bin ich egoistisch, weil ich ihr den Notarzt vorenthalte? Enthalte ich ihr etwas vor oder schütze ich sie nur vor dem Stress? Rufe ich nicht doch besser an? Hat sie gerade aufgehört zu atmen? Wieso schläft der Mann eigentlich so ruhig neben mir? Sollte ich ihn wecken und nach einem Arzt fragen? Rufe ich bei dem Ratgebertelefon meiner Versicherung an und frage da nach? Wieso vertraue ich eigentlich nicht auf mich, auf uns und glaube, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben? Was für ein schlechter Mensch bin ich eigentlich, dass ich hoffe, dass meine Tochter ihren Pseudokruppanfall ohne Arzt übersteht. Die würden ihr in der Klinik bestimmt etwas zum besseren Atmen geben, wir sollten dort hin fahren. Sollten wir? Sie schläft ja grade, irgendwie. Bekommt sie genug Luft? Bin ich eine schlechte Mutter?

Pseudokruppanfall lässt nach

Stundenlang befand ich mich in diesem Gedankenkarussell, bis der Spuck endlich vorbei war. Gegen 4.00Uhr setzte sich meine Tochter auf, klatschte in die Hände und rief laut und fröhlich „Mama“. Ohne Luftnot, ohne Sorgen. Sie grinste mich an, streichelte mir übers Gesicht und wir legten uns zum Schlafen hin. Die sehr kurze, sehr sorgenvolle Nacht war um kurz vor 8.00Uhr endgültig vorbei, als mein Runzelfüßchen beschloss jetzt klettern zu wollen. Und Frühstücken. Und die Welt entdecken. Mein Mann kümmerte sich, so dass ich noch zwei Stunden schlafen konnte.

Wann und ob ein neuer Pseudokruppanfall auftritt kann man nicht sagen. Bis die Kinder drei sind kann das immer wieder oder nie passieren. Ich hoffe sehr, dass dies ein schreckliches, aber einmaliges Erlebnis war. Für uns alle.

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10 Antworten

  1. Sabine sagt:

    Beim ersten Mal ist es wirklich dramatisch, aber ihr habt alles richtig gemacht (Ruhe bewahren, aufrechte Haltung, Nasentropfen). Kalte Luft hilft auch noch beim Abschwellen (draußen der Eisfach).

    Wir hatten auch gerade wieder eine Runde (Anfang des Monats). Ich fand es hilfrich, die Notfallzäpfchen vom Kinderarzt da zu haben (als backup)

  2. Alex sagt:

    Ich kenne Pseudokrupp selbst – als Kind hatte ich das recht lange. Den Erzählungen meiner Eltern nach immer dann, wenn die Tage aufregend waren oder ich mich ganz dolle auf etwas freute (bspw. die Nacht bevor wir in Urlaub gefahren sind).

    Ich kann mich heute nur noch sporadisch an die Anfälle erinnern. Aber für meine Eltern waren das immer schlimme Stunden, wenn ich wieder einen Anfall hatte. Ich hab in meinem Blog auch einen Anfall, bei dem ich ins Krankenhaus kam aufgeschrieben (https://www.papaleaks.de/2014/11/18/ehrlichkeit/).

    Ich wünsche Euch und Eurem Runzelfüßchen, dass es keine Anfälle mehr gibt!

  3. LadyGaga hatte drei Jahre lang zwar kein Pseudokrupp, aber obstruktive Bronchitis. Die Atmung war pfeifend, sie war kurzatmig. Es klang grässlich. Ich ging zum Kinderarzt und der schickte uns sofort ins Spital – drei Tage Notfallstation. Eine Woche später atmete sie wieder so komisch. Besorgt gingen wir direkt in die Klinik, wo sie uns wieder für 3 Tage behielten. Kaum aus der Klinik raus, entwickelte LadyGaga eine Mittelohrentzündung, die Bronchien machten daraufhin wiederum zu – wieder 3 Tage in der Klinik. Das Ganze hat mich sehr traumatisiert. Was ich persönlich daraus gelernt habe: Bist Du einmal in der Klinik, kommst Du so schnell nicht wieder raus. LadyGaga hatte auch nachher wieder verengte Bronchien und atmete nur pfeifend. Aber wir gingen nicht mehr in die Klinik. Wir inhalierten stattdessen ganz akribisch jeden Tag, den ganzen Winter durch. So hatten wir die obstruktive Bronchitis im Griff. Aber: LadyGaga hustete quasi den ganzen Winter lang (aber ohne Atemprobleme). Der Winter 2013/2014-also mit 4 – war der erste ohne Inhalieren. Die Bronchien sind endlich gewachsen und können sich nicht mehr so leicht verengen.
    Du beschreibst sehr schön die ganzen Gedanken, Hirngespinste, Ängste, die Du im Bett liegend durchgemacht hast. Ich dachte, nur ich denke so! 🙂 Ich hoffe aber, ich konnte Dir aufzeigen, dass Du im Gegensatz zu mir (=hysterisch) richtig gehandelt hast. Vertraue auf Deinen Instinkt. Ich musste das auch erst lernen. Und wenn die Unsicherheit zu gross ist – in die Klinik gehen.
    Ich drücke ganz fest die Daumen, dass es keine weiteren Anfälle geben wird!
    LG
    Séverine

  4. Anonym sagt:

    Ohje. Ich kenne das nur in der Theorie, in Zeitschriften gelesen und davon gehört. Die Vorstellung ist furchtbar, wie immer, wenn die Kleinen leiden und man ihnen nicht helfen kann. Nach draußen gehen oder vors offene Fenster, den Tipp kenn ich auch. Mein Kleiner hatte mal bei einer Bronchitis solche Atemnot, dass er röchelte und kaum Luft bekam, war eine spastische Bronchitis und es dauerte bis das Spray wirkte. Seitdem habe ich auch immer Notfallzäpfchen im Haus, das will ich nicht noch mal durchmachen…

  5. Andrea sagt:

    Lieber Alex,

    vielen Dank für deinen Link. Es ist total krass zu lesen, wie es dir damals ging. Magst du den Link vielleicht noch mal einzeln posten? Durch die Klammern die du gesetzt hast ist er nicht sofort klickbar. Dabei hätte dein Artikel viele Klicks verdient!

    Liebe Grüße,

    Andrea

  6. Andrea sagt:

    LIebe Sabine,

    das mit der kalten Luft habe ich inzwischen schon öfter gehört, das werde ich im Hinterkopf behalten. Auch Wasserdampf soll helfen, also warme Dusche aufdrehen und sie atmen lassen. Ich hoffe aber, dass es nicht mehr dazu kommt.
    Und euch wünsche ich das natürlich auch!

    Alles Liebe,

    Andrea

  7. Andrea sagt:

    Liebe ganznormalemama,

    ich kannte es vorher gar nicht. Aber wie schon geschrieben, vielleicht war das ja auch unser Glück. Ich hoffe dein Kleiner hat keine chronische Bronchitis? Wenn ihr ein Spray habt, dann klingt das ja fast so.
    Ich wünsche euch alles Gute und auch, dass ihr die Notfallzäpfchen nie braucht!

    Alles Liebe,

    Andrea

  8. Andrea sagt:

    Liebe Séverine,

    wir hatten uns ja schon auf Twitter darüber unterhalten, deswegen danke ich dir für diesen Kommentar. Weil er Mut macht, dass wir Eltern uns mehr vertrauen solten. Ich glaube nicht. dass es hysterisch ist ins Krankenhaus zu fahren oder den Notarzt zu rufen. Das sind ja unsere Kinder, um die es da geht. Für uns hat es sich in dieser Situation nicht richtig angefühlt, aber das heißt ja nicht, dass es in einem anderen Fall auch so ist.
    Was ich auf jeden Fall auch von deinen, aber allen tollen Kommentaren hier mitnehme: Ich bin nicht allein und wir alle sollten mehr auf unsere Instinkte hören.
    Ich hoffe, dass LadyGaga und auch Copperfield nie (wieder) sowas durchmachen müssen.

    Liebe Grüße,

    Andrea

  9. Anonym sagt:

    Ich hatte deinen Bericht schon vorgestern gelesen und dachte mir nur "hoffentlich passiert uns das nicht". Und heute nacht war es dann leider doch soweit. Da sieht man mal wieder das vieles aus der "Theorie" anscheinend doch stimmt und solche Anfälle häufiger im Winter auftreten. Mein Zwerg wurde nachts wach und hat gehustet. Ist bei ihm nicht wirklich ungewöhnlich, da er oft nachts Reizhusten hat (der aber nicht bellend klingt). Morgens wurde er dann wach und hat schrecklich bellend gehustet und war dazu so heiser das er keine Stimme mehr hatte und schwer atemte. Wir beschlossen gleich um 08:00 zum Kinderarzt zu fahren. Eine Stunde später war dann der Spuk von 0 auf 100 einfach vorbei. Kein Husten, keine Atemnot mehr. Nichts! Ich dachte schon ich hätte mir das nur eingebildet. Nun haben wir uns erst einmal trotzdem von der Kinderärztin Notfallmedikamente (Zäpfchen + Inhalations-Suspension) verschreiben lassen, falls es nochmal auftritt.

    Ich drücke euch die Daumen das es bei euch nicht nochmal vorkommt!

    Liebe Grüße
    Fiona

  10. Andrea sagt:

    Liebe Fiona,

    oh nein, das tut mir sehr leid. Ich glaube, ein nachträglicher Besuch beim Kinderarzt ist nie verkehrt. Es geht ja auch darum die Sicherheit zu bekommen, dass alles in Ordnung ist. Wir Erwachsenen können ja sagen, wenn was nicht stimmt, aber die kleinen Mäuse eben nicht.
    Ich wünsche euch sehr, dass dies ein einmaliges Erlebnis war und ihr die Zäpfchen nie brauchen werdet.

    Alles Gute für euch!
    Andrea

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