Unsere Kinder dürfen mitreden

„Wieso mache ich das eigentlich? Das ist doch total verrückt. Ich bin doch selbst Schuld wenn es manchmal so explodiert.“ Das waren am Montag meine Gedanken.
Vorausgegangen war diesem Gedankengang ein Streit mit meiner Tochter darüber, dass wir keine Eier im Haus hatten, sie und ihr Bruder sich die aber wünschten und ich eigentlich keine Lust hatte noch mal vor die Tür zu gehen um diese zu besorgen.

Am Ende lief ich eben doch schnell los und kaufte Eier. Und fand das auch nicht wirklich schlimm, ab und zu ein Spiegelei ist ja auch ganz lecker. Ich musste sogar über mich selbst lachen, denn ich war ja „Schuld“. Ich hatte die Kinder gefragt was sie gern zum Abendbrot essen wollen. Und sie waren sich eben beide sicher: Eier! Und Brot und Käse und Gurke und Tomate und „Eier, Mama, ja, Eier!“

Diskutierst du gern? 

Nun ist das wahrlich ein kleines Beispiel, aber ich wurde dieser Tage auch darauf angesprochen, dass ich wohl gern diskutieren würde. Ich verstand nicht sofort und wurde darauf aufmerksam gemacht, dass ich ja alles mit meinen Kindern besprechen würde. Das stimmt so natürlich nicht, die lebensentscheidenden und zukunftsweisenden Dinge besprechen schon in erster Linie mein Mann und ich. Aber alles weitere findet unter Einbezug unserer Kinder statt.

Mitentscheiden, wenn ihr möchtet

Egal ob es die Farbe unseres Bettbezuges oder das nächste Buch aus der Bibliothek, wenn die Kinder möchten, dann dürfen sie mitentscheiden. Und das nicht im Sinne von „sagt mal was“, wenn sie keine Lust haben, sondern einfach als Angebot sich einzubringen. Und meine Kinder machen davon reichlich Gebrauch.

Eltern sind Eltern, keine Freunde

Ich las mal vor Jahren, damals noch kinderlos, darüber, dass Eltern ihren Kindern viel zu viel aufbürden und sie wie Freunde, statt ihre Kinder behandeln würden. Dieser Eindruck könnte vielleicht auch entstehen, wenn man hier liest, dass ich meine Kinder mitbestimmen lasse. Dem ist aber nicht so. Natürlich entscheiden wir, aber wir bringen unseren Kindern eben auch bei, dass ihre Stimmen Gewicht haben. Und so gehe ich dann eben Eier kaufen, wenn sie das entscheiden.

Kompromisse lernen

Der „Nachteil“ am Mitspracherecht der Kinder ist dann natürlich, dass sie das Diskutieren lernen. Denn natürlich ist weder ihr noch unser Wort Gesetz. Wenn sie beispielsweise auf den Spielplatz wollen, wir aber Einkaufen, dann müssen wir gemeinsam einen Kompromiss finden. Und den schlägt dann auch schon mal meine Tochter vor. Sie bestimmt ob wir erst einkaufen oder erst auf den Spielplatz gehen und, dass das jeweils andere dann ohne Murren gemacht werden muss. Das funktioniert ziemlich gut und sie lernen nicht nur das Verhandeln mit uns sondern auch untereinander.

Ich will die „Bestimmerin“ sein

Ich finde das wichtig, dieses Lernen und sich in der Familie ausprobieren, ausdiskutieren, aushandeln, aushalten. Und doch merke ich eben manchmal wie ich an meine Grenzen komme. Wie ich denke, dass es ja viel einfacher und praktischer wäre, wenn ich einfach „die Bestimmerin“ wäre. Wenn ich den Weg den alle gehen vorgeben würde und meine Kinder eben brav folgen. Es würde mir ja viele Diskussionen ersparen.

Kinder sollen sich gehört fühlen

Aber erspare ich meinen Kindern dadurch etwas? Wachsen sie nicht daran, dass sie sich ausprobieren dürfen? Dass sie ihre Meinung und ihren Willen kund tun können und Erfolge feiern, wenn wir auf sie achten, wenn sie das Gefühl haben, dass das, was sie sagen wirklich gehört wird. Ich weiß, dass das der vermeintlich anstrengendere Weg ist, das wurde eben auch schon von anderen bemerkt. Aber ich hoffe, dass es der Weg ist, der meine Kinder stark für die Zukunft macht. Weil sie Lernen für sich und ihre Wünsche einzustehen, zu kämpfen und Kompromisse auszuhandeln.

Wie ist das bei euch? Wie verhandelt ihr in eurer Familie?

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2 Antworten

  1. Carola sagt:

    Ich bin auch gerne die Bestimmerin ;-).
    Die Kinder sind allerdings inzwischen so groß, dass sie manchmal besser Bescheid wissen als ich. Und dann muss ich leider eingestehen, dass ich jetzt nicht Bestimmerin sein kann (was mir zugegebenermaßen etwas schwer fällt).
    Zum Thema "Eier zum Abendessen" wäre meine Antwort: "Dann geh schnell welche kaufen!", denn bei uns ist der Laden nicht weit entfernt.

    Nicht diskutabel sind die Medienzeiten ("Mama, du bist sooo ungerecht!), die Einnahme von Medikamenten und die Zeiten, zu denen sie zu Hause sein müssen (weil ich sonst vor Sorgen eingehe.)

    Ansonsten wird viel und laut diskutiert und abgestimmt. Das können wir schon ganz gut ;-).

  2. Bei uns ist das ähnlich. Also, vielleicht nicht ganz so detailliert – die Farbe des Bettbezugs bestimme ich, weil es halt einer sein muss, der grad gewaschen ist. Aber die Eier hätte ich auch gekauft. Und Kompromisse machen wir ebenfalls. Die kommen selten von meiner Tochter, vielleicht liegt ihr das noch nicht so, aber wir machen dann Vorschläge: Wie wäre es, wenn wir erst X und dann Y…oder sowas wie: Ja okay, ich spiele mit Dir noch eine Runde, aber dann machen wir zusammen Abendessen. So Abmachungen halt. Ich frage dann auch nach: Abgemacht? Oft kommt ein Ja, manchmal ein Gegenangebot.

    Das klappt eigentlich ganz gut, bis auf einige Themen, bei denen einem von uns die Vernunft aussetzt. Beim Kind sind das Fernsehen und Süßigkeiten, ich werde kirre, wenn sie Essen in der Gegend rumwirft oder die sandigen Schuhe einfach im Flur auskippt. Der Mann wird patzig, wenn er sich jeden Morgen beim Frühstück den Drachen Kokosnuss anhören muss. Dann maulen wir unproduktiv herum.

    Was ich wirklich zu vermeiden versuche, sind solche Wenn-Dann-Erpressungen. Ist mir schon passiert, aber nicht sehr oft, meistens in Situationen, in denen ich total verzweifelt und am Ende war. Ich erinnere mich, wie machtlos ich mich als Kind bei sowas gefühlt habe, und das war echt scheiße.

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