Papa bloggt: Meine Kindergartenzeit

Sandkasten mit Schippe und Eimer

Letzte Woche schrieb Andrea über ihre schrecklichen Erlebnisse im Kindergarten. Natürlich kannte ich viele Geschichten schon, aber ich bin trotzdem immer wieder erschüttert, wenn ich daran denke, was Kindern zu der Zeit angetan wurde. Wie wenig Liebe zu Kindern, wie wenig Respekt man vor der Unversehrheit von kleinen Menschen haben muss, um sowas zu machen. Kontrastreicher könnte mein Bericht da nicht sein, denn ich kann mich an keine schlimmen Dinge erinnern. Nur wie selbstverständlich bestimmte Dinge waren und wie sehr sich die Kindergartenzeit geändert hat.

Kindergarten im Westen Deutschlands

Ich bin im Westen groß geworden. Wenn ich Andrea erzähle, dass der Kindergarten erst mit drei Jahren anfing, kann sie das nicht glauben. Nicht nur, dass die Betreuung sehr spät anfing, eine Windel durften die Kinder auch nicht tragen. Man musste „sauber“ sein, ansonsten musste man mit dem Kindergarten einfach warten, bis man selber auf die Toilette gehen konnte. Ich kann gar nicht sagen, ob es damals teuer war, Kinder in den Kindergarten zu schicken, aber es ging auf jeden Fall weniger um Betreuung, sondern um Bespaßung und Sozialverhalten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Mittagessen gab es nur bei Mama

Wenn ich an meine Zeit in dem Alter zurückdenke, als ich zwei bis drei Jahre alt war, kann ich mich nur an wenig erinnern. Manche Geschichten wurden auch in meiner Kindheit bestimmt in Erzählungen öfters wiederholt, aber von bestimmten Dingen, glaube ich, dass sie tatsächlich passiert sind. Als ich zwei Jahre alt war, sind wir in ein Reihenhaus gezogen. Der Nachbarjunge war ein Jahr älter und durfte schon in den Kindergarten gehen, aber ich musste erst noch warten und war ein wenig traurig. Irgendwann durfte ich endlich gehen, aber in der Regel war ich nur bis zum Mittag da, denn das Mittagessen gab es zu Hause bei meiner Mutter. Der Kindergarten war mittags für mindestens eine Stunde, eher länger, geschlossen. Nachmittags konnte ich auch hingehen, aber das war gefühlt nur fakultativ. Stattdessen habe ich mit meiner Mutter Zeit verbracht oder wir haben andere Familien mit Kindern besucht.

Als ich größer war ich nachmittags oft bei meinen Freunden in der Nachbarschaft oder die waren bei uns. Betreuung war natürlich immer gegeben, denn die meisten Mütter haben damals nicht gearbeitet. Es wäre auch kaum gegangen, denn welche Arbeit erlaubt es einem die Pausen so zu legen, dass man Mittags noch nach Hause kommen kann, um Essen vorzubereiten? Wenn Mütter gearbeitet haben, wurde eher von „nötig“ haben gesprochen, nicht aber davon, dass die Mütter einfach berufstätig bleiben wollten.

Kindergartenfeste, an die mich an sich erinnert

Was ich tatsächlich im Kindergarten mochte, waren Feste: es gab ein Sommerfest, Laternumzug und Karneval. Manchmal, ich würde sagen einmal im Jahr, kam ein Puppenspieler. Dann war noch der Nikolaus. So wie solche Tage für meine Tochter besonders sind, waren sie für mich damals besonders. Ich muss sagen, dass ich in einem katholischen Kindergarten war, aber ich kann mich nicht an regelmäßige Gebete oder ähnliches erinnern. Das seltsamste war so etwas wie der Namenstag vom katholischen Pfarrer. In einem eher evangelisch geprägten Haushalt aufgewachsen, fand ich „Namenstag“ befremdlich. Vielleicht mussten wir etwas für ihn singen oder aufsagen, aber daran erinnere ich mich nicht mehr. Ich kann mich nur an einen geschmückten Stuhl erinnern und das es sehr viel Aufhebens darum gab, dass der Pfarrer seinen Namenstag hatte.

In meinem Kindergarten gab es nur Erzieherinnen. Wir mussten sie (wahrscheinlich) mit Fräulein anreden. Ich glaube, ich mochte sie und kann mich nicht an Grausamkeiten erinneren, die ich in irgendeinerweise erlebt habe. Was ich positiv empfunden habe: wir fühlten uns oft unbeobachtet. Es gab auf dem Gelände einen Außen-Spielbereich mit Buddelkasten, der nicht wirklich groß war. Aber in dem konnten wir machen, was wir wollten. Als ich etwas fünf war, bin ich alleine in den Kindergarten gegangen und nach Hause. Es war zwar nur 200 Meter und eine Straße dazwischen, aber ich „durfte“ das. Heute vermutlich unvorstellbar.

Wie habt ihr eure Kindergartenzeit verbracht? Ihr könnt gerne noch bei der Blogparade von Andrea mitmachen. 

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