Ein Kleinkind stillen

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Herr Annika ist inzwischen ein Kleinkind von 16 Monaten und wird nach wie vor sehr gern gestillt. Er isst auch alles was stückig ist und er mit seinen kleinen Fingern greifen kann. Mein Baby, das er wohl trotzdem noch eine Weile sein wird, isst sehr gut, er gedeiht und wird kräftig, verschlingt manchmal eine genauso große Portion Nudeln wie seine Schwester. Und doch, in einem Alter in dem seine Schwester schon nicht mehr gestillt wurde, da verlangt er weiterhin nach Muttermilch.

16 Monatsbaby stillen

Er will an meiner Brust trinken, kuscheln, ruhen. Er will hier einschlafen, Energie und Liebe tanken. Manchmal zwölf- bis fünfzehnmal in 24 Stunden. Ich habe das mal interessehalber gezählt, aber nicht, weil daraus irgendeine Konsequenz erfolgt. Er möchte gestillt werden, also stille ich. Im Restaurrant, im Grünen, auf dem Spielplatz, im Kindergarten, wenn ich seine Schwester abhole. Mein Sohn bestimmt wann er diese besondere Nähe braucht und ich lasse das zu.
Es stört mich auch nicht,  dass es eben vergleichweise oft ist. Irgendwann wird mein Sohn nicht mehr gestillt werden wollen, den Zeitpunkt entscheidet er. Oder aber ich, vielleicht, weil es mir irgendwann doch zuviel ist. Soweit in die Zukunft kann ich nicht schauen um das nun schon festzulegen.

Akzeptanz ein Kleinkind zu stillen

Ich merke aber, dass die Akzeptanz ein Kleinkind zu stillen gar nicht so groß ist wie ich immer dachte. Bei Babys, da finden das alle toll. Da werden die Eltern, die ein Fläschchen geben, die Mütter, die sich gegen das Stillen entscheiden, schief angesehen und müssen sich im schlimmsten Fall sogar Kommentare oder schräge Blicke gefallen lassen.
Dieses Bild wandelt sich aber, so meine Erfahrung, Seit Herr Annika ein Jahr alt ist häufen sich die Fragen wielange ich denn noch stillen möchte. Ob es nicht langsam mal „gut“ sei. Ob das wirklich weiterhin nötig ist, er sei doch so groß und würde schon am Familientisch mitessen.

Du machst das doch für dich!

Als ich das letztens in einer Gruppe Mütter ansprach meinte eine, dass sie das Gefühl hätte, dass ein Jahr eben eine magisch Grenze sei. Danach, so wurde ihr suggeriert, würden Mütter ihre Kinder nur noch stillen, weil sie selbst das schön finden würden. Nicht, weil die Kinder das noch brauchten. Darüber habe ich wirklich lange nachgedacht. Und ich denke, dass da ziemlich viel Wahrheit drin schwinkt. Es kann schon sein, dass andere Menschen glauben, ich würde meinen Sohn nur noch stillen weil ich das schön finde. Nicht, weil es seine Bedürfnisse befriedigt, sondern weil ich als Mutter nicht loslassen kann. Fragen wie: Wieso machst du das, da kommt doch nichts mehr!“ oder „Gefällt dir das so gut, deinen Sohn DA ranzulassen“ suggerieren mir jedenfalls, das manche Menschen eine sehr irritierende Wahrnehmung von gestillten (Klein)kindern haben.

Ist stillen eines Kleinkinds noch nötig?

Ich wurde neulich nämlich auch gefragt, ob das denn überhaupt noch sinnvoll sei, meinen Sohn zu stillen. Mein kleiner Mann saß auf mir und trommelte mit seinen Händen geben meine Brust, sein Zeichen, dass er jetzt gern gestillt werden möchte. Ich ließ ihn also gewähren und zog erstaunte Blicke auf mich. „Sag mal, kommt da überhaupt noch Milch raus?“, wurde ich gefragt. Und war perplex. Wenn keine Muttermilch fließen würde, wieso sollte ich meinen Sohn dann anlegen?

Stillen nach Bedarf – auch beim Kleinkind

Ich beschloss aber, nicht kämpferisch zu antworten, so im Sinne von „Was ist denn das für eine Frage?“ und statt dessen eher aufzuklären. Denn wenn man selbst nicht gestillt hat, und genau das impliziert die Frage ja, dann weiß man vielleicht manches wirklich nicht. Ich erklärte also wie sich das so verhält mit Angebot und Nachfrage, mit Stillen nach Bedarf und Stillen im Kleinkindalter. Und ich traf auf echtes Interesse. Mein Gegenüber war sehr interessiert daran zu erfahren, dass Stillen eben nicht nur für Neugeborene gut ist, sondern durchaus auch über das erste Lebensjahr hinaus.

Mehr Toleranz beim Stillen

Ich merke aber, wie ich zunehmend genervt bin von diesen Blicken und den hochgezogenen Augenbrauen. Ich stille meinen Sohn solange wie das für uns beide ok ist. Ob das nun noch einen oder fünf oder zwölf Monate der Fall sein wird, das weiß ich im Moment nicht. Ich weiß nur, ich wünsche mir mehr Toleranz beim Thema Stillen.

Wie ist das bei euch, wie erlebt ihr das Stillen? Oder umgekehrt, wie erlebt ihr, zwischen all den stillenden Müttern, das Flasche geben?

Und weil ich es immer bereichernd finde auch andere Texte rund ums Thema Stillen zu lesen, verlinkt doch einfach gern eure (alten oder neuen) Beiträge hier.

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11 Antworten

  1. Anonym sagt:

    Bei uns waren es einmal 18 und einmal 16 Monate, die ich nach Bedarf der Kinder gestillt habe – trotz einem früh und gut sowie einem später und gut essendem Kleinkind. Bei beiden kam von allein, jeweils nach dem durchaus heftigen Entwicklungssprung, in dem sie ihre Autonomie entdeckten, ein selbstbestimmtes Abstillen von quasi einem auf den anderen Tag.
    Wie bei vielem Anderen (Tragen, Bindung, Geschlechterrollen, Familienbett, Zeitpunkt des Kindergartenstarts, Nachhaltigkeit etc.) gab es auch diesbezüglich mehr als genügend negative Kommentare.
    Stärke finden in anderen, positiven oder interessierten Reaktionen, aber auch das Abstand nehmen und reflektieren/ beobachten, wohin der eigene Weg bisher geführt hat, helfen mir in diesen Situationen.
    Leider trifft man aber auch immer wieder auf Menschen, die schlichtweg etwas Negatives sagen müssen, um sich und ihre Art vor sich selbst zu rechtfertigen. Da hilft mir nur das Wissen um diese Form der psychosozialen Selbstwertschätzung. Gleichwohl es sehr ärgerlich und verletztend sein kann.

  2. Anonym sagt:

    Jeder wie er mag, aber ich finde es auch etwas seltsam. Ich selbst habe gern gestillt, aber nach 6 Monaten haben wir mit der Flasche angefangen. Einfach, weil der Papa diese Nähe auch gern haben wollte (er hat sehr bedauert, dass Männer nicht stillen können 🙂
    Die Flasche wurde sehr gern genommen, es gab keine Probleme. Ich habe anfangs noch abgepumpt, später hat sich die Produktion eingepegelt und wir haben auf Pulver umgestellt. Ich selber hatte aber eine Woche lang den Blues, der Abschied hat mich doch mehr gefordert als erwartet.

    Ich wollte auch endlich wieder freier sein. Starken Kaffee trinken wann ich will und vor allem endlich wieder mal ein Glas Wein! Für uns drei hat das so sehr gut funktioniert.

    Unser Sohn ist mit einem Jahr in die Kita und hat sich da sehr wohl gefühlt. Hat nie beim abgeben geweint und ist auch sonst eine Frohnatur.

    Viele Grüße
    Andrea aus Berlin

  3. Anonym sagt:

    Genauso habe ich es auch empfunden! Du sprichst mir aus dem Herzen.
    Ich habe meinen Sohn 23 Monate gestillt. Von heute auf morgen wollte ER nicht mehr. Genauso, wie ich es mir gewünscht habe. Keine kritischen Blicke, keine unwissenden/destruktiven Fragen, kein blöder Spruch und keine Verunsicherung haben dies entschieden, sondern er. Leider finde ich, dass man ab dem 12. Monat unendlich viele komische Blicke erntet. Als wäre man nicht "normal", wenn man weiter stillt. Die Erklärungen ob des Nutzens über das erste Lebensjahr hinaus wurden wahrgenommen, aber nicht verstanden – so mein Gefühl. Es ist so schade! Stillen war für uns beide eine wunderbare Sache: liebevoll, nahrhaft, unkompliziert, bindend. All das was man sich für so einen kleinen Menschen wünscht. Doch trotzdem ist es nicht "gesellschaftsfähig" ein Kleinkind zu stillen. Ich würde mir wünschen dass es das wird. Völlig normal. So wie die Kleinen/Großen es brauchen. Liebe Mamas, die das lesen und vielleicht verunsichert sind, sich eventuell sogar überlegen auch deswegen abzustillen: Es ist eure Brust, euer Kind, eure Milch. Genießt die Zeit und lasst die Blicke, Kommentare und merkwürdigen Augenblicke mit anderen/Fremden an euch abprallen. Es ist wunderbar was ihr da tut. Ihr schenkt Liebe, Geborgenheit und eine große Portion Nahrung für eure liebsten Kinder. ❤

  4. Ich denke, es liegt halt auch daran, dass man LZS-Mamas in unserer Gesellschaft nicht sieht. Es mag sie geben, vermutlich sogar mehr als einem bewusst ist (tatsächlich stillten viele meiner befreundeten Mamis mind. 1 Jahr oder länger), aber sie stillen vermutlich ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr in der Öffentlichkeit. Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, die Maus ganz selbstverständlich gewähren lassen wenn sie wollte… irgendwann war das Bedürfnis bei ihr unterwegs gar nicht mehr da. Dann spielte und entdeckte sie, kam höchstens mal kurz wenn sie sich weh tat. Nur wenn wir im Hallenbad waren, kam sie noch lange an und wollte unbedingt an die Brust. Ich denke, das war eine Mischung aus "vor der Nase haben" (Bikini) und Durst/Hunger durch's Toben im Wasser, den man grad anders nicht wirklich stillen (sic) konnte (keine Snacks im Badebereich).
    Mich haben eigentlich nur alle paar Monate mal der Mann, die Schwiegermutter oder die Frau meines Vaters gefragt, ob ich denn eigentlich noch stille. Es war aber nie ein Thema, meine Antwort (ja) jetzt irgendwie diskutieren zu wollen 😉 Ich bin dankbar, dass mein Umfeld stets tolerant war diesbezüglich.
    Ich hätte anderweitig aber auch eher informiert als rotzig geantwortet, schätze ich… nun darf ich erneut im 8. Monat stillen. Schön 🙂 Bin gespannt, wie lange es dieses mal geht. Im Moment kommt es mir null lang vor. Ich hab' doch erst grad geboren, wieso sollte ich schon wieder ans Abstillen denken? Diese Entscheidung plane ich auch dieses mal, mehr oder weniger meiner Tochter zu überlassen… schau'n wir mal!

  5. Anonym sagt:

    Äh, auch wenn ich finde, dass das natürlich eine sehr persönliche Entscheidung ist und jede Mutter auch danach entscheiden soll, womit sie sich wann am wohlsten fühlt… Ein Kommentar hier lässt doch eher auf Unwissen rund ums Stillen schließen bzw. verbreitet alte hartnäckige Abstillargumente weiter, die so einfach nicht stimmen. Abgesehen davon, dass auch Männer physiologisch stillen können (sicher nicht alle und nicht voll), gibt es natürlich ganz viele andere Möglichkeiten für Väter, ihrem Kind nah zu sein und es zu umsorgen, als die Flasche zu geben. Nächste Sache: beim Stillen ist Alkohol nicht gänzlich "verboten". Die einschlägigen Verbände/Institutionen sagen deutlich, dass sogar tgl. 2 Gläser alkoholischer Getränke in der Stillzeit dem Abstillen und Nachteilen der Flaschennahrung vorzuziehen sind. 2 Tassen Kaffee sowieso.
    Ich habe ein 19 Mo altes Stillkind, das auch sehr gern in die Kita geht ohne Weinen und sich auch von Anfang an von den Erziehern in den Mittagsschlaf begleiten lässt, obwohl sie ansonsten immer zum Einschlafen gestillt wird (gleiches gilt, wenn Papa ins Bett bringt). Bin ich da stillt sie noch oft tags und auch mehrmals nachts, ist sie in Fremdbetreuung, kuschelt, lacht, isst, schläft sie dort wie jedes andere gestillte oder nicht mehr gestillte Kleinkind auch.

  6. Anonym sagt:

    Danke, für die offenen Worte!
    Zwerg und ich stillen jetzt im 21. Monat und sind glücklich damit.
    Als er geboren wurde, erzählten die Schwiegermutter und -oma immer wie toll sie bis zum 4. Monat gestillt haben. Ab 6 Monaten wurde mein ja zum Stillen dann mit " reicht's denn noch?" kommentiert. Dann kamen die hoch gezogenen Augenbrauen und Naserümpfen. Jetzt wird gar nicht mehr gefragt und es ist köstlich die Gesichter zu beobachten, wenn man die Brust auspackt und der Kleine seine Milch genießt.
    Ich denke, viele haben Zweifel an der eigenen Methode gehabt und fassen anderen Umgang als Kritik auf. Dabei ist das ja nicht so gemeint!
    Frohes Stillen.

  7. Anonym sagt:

    Danke. Meine Tochter ist jetzt 25 Monate alt und ich konnte jetzt dem Druck von außen nicht mehr ertragen und stille sie nicht mehr. Nach 1 Woche hat sie audgehört nach der Brust zu fragen.
    Sogar Kindeswohlgefährdung wurde mir an den Kopf geworfen, weil ich so lange stillte. Nicht mal mein Mann konnte damit umgehen und warf mir auch vor, dass ich das nur für mich mache und um ihn in seiner Beziehung zu ihr zu unterdrücken.
    Es war schwer für sie, zum Einkuscheln hätte sie die Brust gern weiter genommen, aber meine Kraft zur Verteidigung ist einfach alle 🙁
    Und ich bin unendlich traurig, dass unsere Stillzeit so unschön endet.

  8. Anonym sagt:

    Wir stillen nun seit 34 Monaten. Krass, so bewusst hab ich das noch nie gezählt. Ich hatte nie vor so lange zu stillen. Nach 6 Monaten dachte ich sei Schluss, also mit Beikosteinführung. Langzeitstillen fand ich "merkwürdig". Meine Tochter mochte keinen Brei, egal in welcher Form. Also probierten wir es mit BLW. Fand sie besser, aber wirklich viel kam da auch nicht bei rum.
    Die Flasche zugeben war keine Option, auch wenn z.B. meine Mutter fragte, warum ich nicht jetzt endlich mit der Flasche anfange. Warum was künstliches geben, wenn die Natur dafür sorgt!?
    In der Öffentlichkeit stillen wir schon sehr lange nicht mejr. Ich fühle mich durch das Stillen nicht eingeschränkt. Mal ein Glas Wein geht auch. Kaffee & Co sowieso. Mal schauen wie lange es noch weitergeht. Aber ich hab auch nichts dagegen, wenn meine Maus bald mal aufhört. 😉 Aber ich erzwinge das Ende nicht.

  9. Edelnickel sagt:

    Interessant!
    Zum Thema Nicht-Stillen habe ich erst vor Kurzem einen Artikel verfasst: https://bruellmaus.wordpress.com/2017/09/09/der-glaubenskrieg-unter-eltern/

  10. Ich habe meinen Sohn 20 Monate gestillt, die Tochter ist gerade 2 geworden und wird noch immer abends einmal gestillt – ich muss auf nichts verzichten, beide kamen mit 14 Monaten in die Krippe. Für die Kinder und für mich als Mutter hat das nur Vorteile. Da wir nur noch abends zu Hause stillen, kriegt es auch niemand mehr mit. Ich gehe damit inzwischen aber sehr offensiv um, weil die guten Argumente definitiv auf meiner Seite sind. Beim ersten Kind war ich schon ab und zu verunsichert, habe dann aber recherchiert und seitdem weiß ich, dass ich das beste für mich und meine Kinder mache.

  11. Anonym sagt:

    Auch wenn dieser Beitrag und die Antworten schon etwas älter sind, möchte ich gerne noch etwas dazu schreiben: erst Mal Danke für den tollen Artikel! Er hilft mir sehr und macht Mut.
    Wir stillen jetzt seit 20 Monaten. Mal oft und dann wieder weniger. Die komischen Blicke in der Öffentlichkeit haben mich sehr verunsichert und tun das immer noch manchmal. Aber ich bin froh, dass ich stur geblieben bin und weiter gestillt habe. Jetzt versuche ich mich ganz auf meine Kleine zu konzentrieren, wenn sie in der Öffentlichkeit stillt, und ein bisschen wie beim Meditieren die Umgebung ganz auszublenden. Das funktioniert meistens gut. Zum Glück gibt es innerhalb meiner Familie keine Kommentare zum Stillen. Von meinem Partner und meinen Freundinnen erfahre ich viel Unterstützung. Ich wünsche mir, dass meine Kleine selbst entscheiden kann, wenn sie abstillen möchte.

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