Papa bloggt: Krieg der Kindergartengruppen

Manchmal bin ich sehr naiv. Oder altmodisch erzogen. Ganz genau kann ich das nicht sagen. Wenn ich beispielsweise einen Nachbarn sehe, der mit uns in einem Mehrfamilienhaus wohnt, grüße ich ihn. Ich bin in der Regel auch nicht auf Small Talk aus und will auch selten welchen anfangen, aber sich grüßen finde ich OK. Doch wenn ich diesen Grundsatz beim Abholen oder Bringen des Runzelfüßchens im Kindergarten beachten will, beiße ich ein wenig auf Granit.

Das Bringen und Abholen ist nicht einfach

Es gibt Tage, die sind eher stressig. Vielleicht weil ich nicht gut geschlafen habe, vielleicht weil das Runzelfüßchen nicht gut geschlafen (und von Herrn Annika wollen wir gar nicht reden) oder weil wir spät dran sind. Ich bin dann auch nicht gut gelaunt. Daher dachte ich, manche Leute grüßen mich in der Garderobe nicht zurück, weil sie zu sehr mit sich oder ihrem Kind beschäftigt sind. Das finde ich zwar auch blöd, aber irgendwie verständlich. Vor allem morgens kann es ja doch manchmal stressig sein. Das war es aber nicht. Irgendwann merkte ich: wir waren in der „falschen“ Gruppe.

Die „falsche“ Gruppe

Die Garderobe teilen sich zwei Kindergartengruppen. Dabei ist die „falsche“ Gruppe immer die, in der das eigene Kind nicht ist. Ich dachte ja erst, ich würde mir das einbilden, aber nach über anderthalb Jahren, kann ich das jetzt bestätigen. Die Eltern aus der „eigenen“ Gruppen werden gegrüßt – die anderen missachtet. Irgendwann zwischendurch ertappte ich mich, es auch ähnlich zu betrachten: die gute Gruppe und die böse Gruppe. Dabei ist die Grenzziehung ja willkürlich: man kommt doch mit dem Kind einfach in die Gruppe, in der eben gerade noch ein Kitaplatz frei war.

Die Gemeinsamkeiten überwiegen

Die Gemeinsamkeiten von Eltern, die sich eine Betreuungseinrichtung teilen, sollten eigentlich überwiegen: bei Personalknappheit springen Erzieher aus der einen bei der anderen Gruppe ein. Es gibt gemeinsame Festivitäten, außerhalb der Kernzeiten werden die Kinder gemeinsam betreut. Oder sie spielen draußen zusammen. Und die Kinder haben sogar den gleichen Speiseplan. Aber das ist den Eltern scheinbar egal. Die „Anderen“ sind anders.
Irgendwann sprach mich jemand aus der „anderen“ Gruppe an. „Können Sie bitte mal Platz machen? Mein Sohn muss mich rausschubsen.“ Während ich mich fragte, wer denn bitteschön „Sie“ sein soll, (Erzieher, Eltern, Kinder duzen sich in der Einrichtung), drängte mich die Mutter aus dem Weg, damit ihr Sohn (fünf Jahre) sich rituell verabschieden konnte.

Die Frau hat sich albern oder ein wenig seltsam verhalten oder ist einfach sehr höflich und distanziert. Und fast wollte ich das auf die „Andersartigkeit“ der Gruppe schieben – was so falsch wie schwachsinnig ist. Seit diesem „Vorfall“ will ich die andere Gruppe nicht etwa vollkommen ignorieren, ich grüße jeden noch deutlicher. Dabei geht es mir nicht darum, neue Freunde zu finden. Aber wenn es nicht mal Eltern schaffen, willkürliche Abgrenzungen zu überwinden, wie sollen das unsere Kinder?

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2 Antworten

  1. Julia sagt:

    ??? Da bin ich ja gespannt, was auf uns zukommt, wenn die Grosse demnächst in die Kita geht…

    LG, Julia

  2. Anonym sagt:

    Hier gibt es ähnliches Verhalten: Ich werde von einigen Eltern gegrüßt, mein Mann von denselbigen ignoriert (ohne, dass irgendetwas vorgefallen wäre). Nicht erklärbar…

    LG, Tine

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