Geschlechtersensible Sprache bei Kindern

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Neulich waren wir in einer sehr schönen Markthalle in Florenz. Und Herr Annika bekam vom Markthallenleiter einen Anstecker geschenkt. Vermutlich, weil der Mann kinderfreundlich war, weil unser Sohn ihn so anstrahlte und weil es einfach ein schöner Nachmittag war. Ein kleiner roter Punkt blitzte nun auf dem Body meines Sohnes.
Das Runzelfüßchen erblickte ihn und verlangte auf der Stelle auch einen. Der nette Mann war schon losgelaufen, einen Zweiten besorgen und rief mir das noch über die Schulter zu.
Er kam also nach gefühlten 100 „Mama, wo ist der Mann denn?“ wieder und heftete auch meiner Tochter ihren roten Punkt an.

„Du bist die Sekretärin, dein Bruder der Manager“

Dann erklärte er ihr: Dieser Punkt, den darf nur der Manager in der Markthalle tragen. Und dein Bruder, der ist jetzt der Manager. Und du, du bist seine Sekretärin, ja?

Ich will Managerin sein

Während ich mir wirklich auf die Zunge biss, weil der Mann ja sehr nett gewesen war und ich ja nun auch sein italienisches Hausfrauenbild nicht auf Teufel komm raus ins Wanken bringen wollte, schrie meine Tochter erbost auf. „Ich will nicht die Sekeretäterin von meinem Bruder sein. Ich bin die Managerin und Herr Annika mein Sekeretär!“

Weibliche Sprachformen

Der Mann strich meiner Tochter übers Haar, lachte und ging. Ich aber blieb zurück und war sehr sehr stolz. Nicht nur darauf, dass meine Dreijährige sich nicht zur Sekretärin machen lassen wollte sondern nach der Führungsposition griff, nein, viel mehr darauf, dass sie ManagerIN gesagt hatte. Mit ihren drei Jahren hat sie verstanden, dass es eine sprachlich weibliche Form gibt, die einen Unterschied macht. Da soll mir noch mal jemand erzählen es würde sich nicht lohnen mit seinen Kindern solche Feinheiten in jungen Jahren zu besprechen.

Klischee über Klischee

Klar, das Runzelfüßchen weiß gar nicht was Manager oder Sekretäre sind, sie weiß auch nicht, dass die erste Postion öfter von Männern, die zweite eher von Frauen besetzt wird, und, dass der Mann genau dieses Klischee mit ihrem zwei Jahre jüngeren Bruder nachspielte. Das ist auch gar nicht wichtig in dem Zusammenhang. Meine Tochter hat verstanden, dass sie ein Mädchen und damit kein Manager, sondern eine Managerin ist.

Kein generisches Maskulinum

Bei uns Zuhause gibt es kein generisches Maskulinum, wir machen uns in der Tat die Mühe und benutzen die korrekte Form. Wenn wir also zum Zahnarzt müssen, der aber eine Frau ist, dann ist es die Zahnärztin, die besucht wird. Sie hat im Kindergarten einen Erzieher und eine Erzieherin, es gibt Busfahrerinnen und Ubahnfahrer. Ja, das ist im Gespräch manchmal anstrengend, aber ich merke in Momenten wie dem in der Markthalle, dass sich das alles lohnt. Dass meine Kinder vermutlich später sprachliche Unterschiede machen, aber vielleicht auch verstehen, dass sie im Prinzip werden können was sie wollen. Wenn also meine Tochter Managerin und mein Sohn Sekretär wird, dann sind wir damit glaube ich alle zufrieden.

Wie ist das bei euch? Achtet ihr auf Sprache? Oder ist euch das zu anstregend oder in euren Augen totaler Quatsch?

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Eine Antwort

  1. rose hip sagt:

    Ja, ich achte auch auf sowas. In der Tierwelt sage ich ja auch Kuh und Rind, Hahn und Henne 😉

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