Gastpost: Von unflexiblen Chefs und unterschätzten Müttern

Heute gibt es mal wieder einen Gastpost. Der zeigt allerdings nicht die schönen Seiten am Leben mit Kind, sondern eher wie schwer es manchmal sein kann, Mutter zu sein. Und in diesem Fall trifft es eben leider wirklich in erster Linie die Mütter. Die liebe Märry, die ich über Twitter kenne, hat ihren Job verloren.
Sie arbeitete bis Mittwoch als pädagogische Fachkraft im offenen Ganztag. Sie betreute Schüler_innen von der ersten bis zur vierten Klasse, half bei den Hausaufgaben, war für die Kleinen ansprechbar. Und dann rief ihr Chef sie zu sich. Er kündigte der jungen Frau, einfach so.

Märry ist selbst Mutter einer kleinen, fast dreijährigen Tochter und studiert darüber hinaus.
Hier auf dem Blog will sie eine Lanze brechen für all diejenigen Mütter, die arbeiten wollen.
Um das aber auch ganz klar zu sagen: Wenn Mütter sich dafür entscheiden zuhause zu bleiben und die Kids zu betreuen, dann ist das genauso toll. Weil sowohl Märry als auch ich finden, dass jede Frau am besten weiß, was zu ihr passt. Märry möchte arbeiten und schreibt darüber, wie sie daran von der Gesellschaft gehindert wird.

Plötzlich arbeitslos als Mutter

Ich bin jetzt arbeitslos weil ich für meinen Arbeitgeber zu unflexibel bin. Grund ist meine Mutterschaft.
Komischerweise ist es so, das Kinder manchmal krank werden, sich manchmal verletzen oder man selber einfach krank wird.
Warum bitte, gelten wir Mütter dann sofort als unflexible Glucken?
Wisst ihr, ich bin ja der Meinung, dass wir Mütter die besten Arbeitnehmer sind. Und wisst ihr auch warum?
Wir sind in der Lage ein schreiendes Kleinkind zu beruhigen, zu kochen, die Wäsche zu sortieren und nebenbei ein Referat für die Uni zu schreiben.Und das alles GLEICHZEITIG. Das ist doch Flexibilität oder?
Es gab doch mal eine Werbung in der Frauen als Manager eines Familienunternehmens dargestellt werden. Und genau so ist es. Was wir nicht alles leisten und wenn wir dann noch „wirklicher Arbeit“ nachkommen, weil wir finanziell drauf angewiesen sind, sind wir nicht tragbar?

Studium, Job und Kind – Mütter können das

Ich frage mich oft in was für einer Gesellschaft ich eigentlich lebe. Ich beziehe nicht einen Cent vom Staat und versorge mich und meine Tochter zu 80% mit meinem Einkommen. Dass ich eigentlich hauptberuflich studiere und noch ein Kind habe, scheint oft niemanden zu interessieren. Ich bekomme kein Bafög weil mein Vater, mit dem ich keinen Kontakt habe, zu viel verdient, er auf der anderen Seite aber nicht das zahlt, was mir und meinem Kind zusteht, das ist aber leider eine ganz andere Sache. Und trotzdem möchte ich arbeiten. Um auf der einen Seite für die Gesellschaft etwas zu tun, und auch, und das ist die andere Seite, um mir etwas Gutes zu tun. Mein Beruf ist stressig und super laut aber (und auch das glaubt mir immer niemand) ist oft auch entspannt, weil es eben nicht der Alltag mit einem Kleinkind ist. Die Kinder die ich da betreue, kann ich nach 16 Uhr wieder abgeben. Es ist mein Abstand zum alltäglichen Leben.
Und für diese Flexibilität soll ich jetzt mit einer Kündigung bestraft werden?

Anforderungen an Mütter im Berufsalltag

Ich glaube diese Diskussion geht noch einen Schritt weiter. Es geht nicht nur darum, dass wir Mütter verschiedenen Rollen gerecht werden müssen, es geht auch darum, dass unsere Gesellschaft noch nicht dafür bereit ist, das Mütter beides wollen. Familie und Karriere.
Wenn ich an meine Oma denke fällt mir folgendes ein: Opa kennen gelernt, schnell geheiratet, Kinder bekommen, ein bisschen als Hilfe gearbeitet und fertig. Die große Karriere, ein Studium gab es nicht. Mein Opa sagt immer: Er war für das Geld verantwortlich und Oma für die Kinder.
Heute ist es doch ganz anders: Wir Frauen wollen Kind und Karriere, wir haben Lust auf ein „normales“ Leben was in den letzten Jahren nur den Männern gegeben war. Und dafür sollen wir bestraft werden?

 Mütter können die Gesellschaft vrändern

Sind wir nicht diejenigen, die wichtig für eine Gesellschaft sind? Die diese Gesellschaft „ernähren“?   Ich habe täglich mit den zukünftigen Ernähren unserer Gesellschaft zu tun, wenn diese nicht von Frauen betreut werden würden, wer würde das denn dann machen?
Ich kann mich leider nicht damit zufrieden stellen ein Kind bekommen zu haben und jetzt zu Hause zu hocken und in zich Jahren mein Studium zu beenden. Ich will das nicht.
Ich will eine Mama sein, die in der Lage ist ihr Kind alleine zu finanzieren und zu ernähren und auf der anderen Seite an Elternnachmittagen teilnehmen kann weil es doch noch Arbeitgeber gibt die FLEXIBEL sind.
Diese Diskussion fängt jetzt erst  an: Wir müssen uns zusammen tun! Wir sind nicht mehr die Mütter, die jahrelang zu Hause bleiben wollen um Haushalt und Kind zu managen, wir sind die Mütter die Haushalt, Kind und Job managen wollen!

Arbeitsmarkt braucht Mütter

Wofür studiere ich denn bitte seit Jahren, habe einen dicken Studienkredit laufen, wenn mich die Gesellschaft gar nicht möchte?
Warum muss ich mich ständig dafür rechtfertigen, dass man kleines armes Kind fremdbetreut wird?
Die Sache ist doch ganz einfach: Entweder die Frauen bekommen nur Kinder und bleiben zu Hause und der Arbeitsmarkt bricht zusammen oder aber die Arbeitgeber fangen endlich an Mütter zu integrieren. Systeme für Mütter zu schaffen und einfach anzuerkennen, dass wir mehr als Mütter sind! Wir sind nämlich Manager, Putzfrauen, Krankenschwester, Krisemanager und noch vieles anderes.

Mama, Arbeitnehmerin, Studentin

Ich weiss, dass ich beides oder sogar alle drei Dinge kann: Mama, Arbeitnehmerin und Studentin. Ich brauche nur einfach einen Arbeitgeber, der damit klar kommt, dass Kinder manchmal eine Schniefnase mit Fieber haben. Weil, wenn wir uns mal ein wenig erinnern: wer war denn damals da, als Chef XY mit ganz bösen dolle aua Bauchschmerzen zu Hause war? Ja, genau DEINE MAMA. Und genau die gehört an das Krankenbett eines Kindes und niemand sonst!

Wir Frauen sind wichtig! Für unsere Kinder und für den Arbeitsmarkt, wir sind nämlich tatsächlich so gut qualifiziert wie die Männer, ja ist wirklich so könnt ihr mir glauben! Wir brauchen nur einfach eine Chance und die, die muss uns unsere Gesellschaft geben!

Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht wie Märry?

Das könnte dich auch interessieren …

Eine Antwort

  1. Anonym sagt:

    Toll geschrieben und du hast so recht. Meine Mama hat es dank eines netten Arbeitgebers und der Unterstützung einer Familie und Freunden geschafft sich etwas zu erarbeiten. Und so wie sie gibt es sicherlich einige Tausend Frauen, denen es ähnlich geht. Und wiederum mehr als Tausend denen der Mut aufgrund von solchen Arbeitgebern wie deinen genommen wird. Du findest einen besseren Arbeitgeber, der dein Engagement würdigt und zu schätzen weiß! Kopf hoch!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert