„Es geht um Luis“ – Ein Film, der aus den richtigen Gründen weh tut

Filme über Mobbing sind selten fröhlich. Klar, die Thematik ist viel zu schwer für Leichtigkeit und Witze. Das ist bei „Es geht um Luis“ nicht anders. Und doch müsst ihr euch nicht zwingen, diesen Film zu schauen, sondern werdet aus dem Kino kommen mit ganz viel Antrieb für Veränderung, mit Diskussionspotential und neuer Sicht auf die Dinge. Mehr kann man von einem Kinofilm doch eigentlich auch nicht verlangen, oder?

ES GEHT UM LUIS Review von Andrea Zschocher
© Anke Neugebauer – Ostlicht Filmproduktion / Across Nations Filmverleih

Nachdem mein Mann und ich „Es geht um Luis“ gesehen haben, ging bei uns eine Diskussion los. Während ich mich sehr mit Max Riemelts Figur Jens identifizieren konnte und beim Thema Mobbing auch denke: Los, Gesellschaft, ändere dich, nicht der oder die Einzelne ist das Problem, war mein Mann mehr auf der Seite von Natalia Rudziewiczs Conny. Für sie steht im Vordergrund, dass zunächst das Mobbing aufhören muss, bevor man immer und immer weiter kämpft. Und apropos kämpfen Natalias Figur kämpft als Mutter an so vielen Fronten (was viele von uns kennen werden), dass sie an manchen Tagen vielleicht auch einfach nicht die Kraft hat, diese Situation nun auch noch auszuhalten.

Und da sind wir schon mitten drin im Film, denn was „Es geht um Luis“ wirklich extrem gut zeigt ist: Mobbing betrifft selten nur eine Person. Es geht so viele an, es leiden so viele mit. Im Fall von Luis, einem zehnjährigen Schüler, der aufgrund seines Einhorn-Rucksacks gemobbt wird, seine Eltern und die Beziehung der Beiden. Vielleicht sogar auch die Beziehung zur Oma, denn auch die hat, kennen wir, eine Meinung dazu. Und ganz ehrlich: Irgendwie haben alle recht. Weil, das zeigt der Film so schmerzhaft: Es gibt keine einfachen Lösungen. Es gibt keinen Trick mit dem das Mobbing einfach aufhört. Es geht am Ende auch gar nicht um den Einhornrucksack.

„Es geht um Luis“ – Ein sehenswerter Film, der zum Nachdenken anregt

Mich hat nicht nur das Thema sondern insbesondere dieser Film total abgeholt. Vielleicht auch, weil weder Luis noch das Mobbing gezeigt wird. Stattdessen sehen wir Natalia Rudziewicz und Max Riemelt dabei zu, wie sie im Taxi (Jens arbeitet als Taxifahrer) durch Stuttgart fahren und sich aufreiben an all dem, was Familien so belastet. Unterschwellige Geldsorgen (denn irgendwie reichts ja doch immer), fehlende Betreuung (Oma kommt zwar vorbei, aber das ist natürlich an Bedingungen geknüpft), prekäre Arbeitsverhältnisse (Nachtarbeit bzw. die Hoffnung auf eine Festanstellung) und fehlende Paarzeit (den Alltag besprechen, zählt am Ende des Tages nicht als Paarzeit). Viele von uns kennen das, was den Film noch eine Spur näher an uns heranrückt. Und es deswegen so viel nachvollziehbarer macht, wie ausweglos sich das Mobbing des Kindes manchmal anfühlen kann.

Wo verortet ihr euch?

Ich habe sowohl mit Natalia als auch Max lange über den Film gesprochen, sobald die Interviews online sind, verlinke ich sie, und habe da auch für mich noch mal gemerkt, wie wichtig es ist, Themen anzusprechen. Deswegen hier der Apell: Wenn eurer Kind gemobbt wird, sucht euch Hilfe. Von allein wird es nicht besser werden. Und nicht nur euer Nachwuchs braucht Unterstützung, ihr selbst auch. Denn das, was da geschieht, das ist schlimm.

Ich wünsche mir, dass „Es geht um Luis“ der Anfang ist von einem neuen Bewusstsein für das Thema Mobbing. Deswegen mein Rat, geht ins Kino, kommt ins Gespräch und schreibt mir gern in welcher Position ihr euch wiedergefunden habt. Das an sich ist ja schon spannend. Ach, und wenn ihr möchtet: Im Podcast „Elterngedöns“ ist die Regisseurin von „Es geht um Luis“, Lucia Chiarla zu Gast und spricht mit Chirstopher über den Film und über Mobbing. Unbedingt hörenswert.

Ich bin gespannt, wie euch der Film gefällt, ich kann ihn wirklich uneingeschränkt empfehlen.

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