Wackelzahn: Was unsere Kleinen nun gerade brauchen

Ein Wackelzahn ist eine aufregende Sache. Und die Zeit, in der wir gerade leben, die ist es auch. Deswegen sollten wir im Moment ganz besonders auf unsere großen Kleinen achten und schauen, was sie brauchen, aber vielleicht selbst gar nicht in Worte fassen können.

Eigentlich dachte ich, dass mein Kind mit dem Wackelzahn mich in Zeiten von Corona vielleicht am wenigsten braucht. Weil sie schon „so groß“ ist, weil ihre kleinen Brüder viel lauter nach uns Eltern brüllen (leider im Wortsinn) und weil sie eben oft schon sehr verständnisvoll ist. In solchen Momenten vergesse ich selbst auch immer wieder, dass sie, genau wie der Vier- und der Einjährige, gerade besonders viel Nähe und Zuneigung braucht.

Mit dem Wackelzahn plötzlich groß

Kinder mit einem Wackelzahn kommen uns plötzlich so gereift vor, und das sind sie ja auch. In ihrem Mund passiert einiges, in ihrem Körper auch. Das können wir sehen und beobachten. Was wir nicht sofort erkennen ist das, was in ihrem Inneren los ist. Und da passiert gerade richtig viel. Wer einen Wackelzahn hat, der fühlt sich aber manchmal schon richtig groß und will gar nicht alles mit den Eltern teilen. Das ist ok, solange von uns Eltern klar signalisiert wird: Wir sind da. Wenn was ist, dann kannst du immer zu mir kommen.

Verkehrte Welt beim Wackelzahn

Corona hat die Welt unserer Wackelzahnkinder noch mal ziemlich durchgewirbelt. Das fängt schon damit an, dass der neue Wackelzahn nicht mehr in der Kitagruppe oder Schule bestaunt wird, sondern höchstens via Videochat stolz gezeigt werden kann. Das macht traurig.
Unsere Wackelzahnkinder verstehen schon ziemlich viel von dem, was so passiert. Bei uns ist es so, dass die Sechsjährige natürlich gern in die Kita möchte. Gleichzeitig hat sie aber große Angst, sich dort anzustecken und dann uns krank zu machen. Ich gehöre zur Risikogruppe. Und das habe nicht ich ihr erzählt, dass hat sie sich allein anhand von Arztbesuchen zusammengereimt, die ich in letzter Zeit so hatte. Weil mein Kind mit dem Wackelzahn eben so viel mehr mitbekommt, als ich es manchmal für möglich halte.

Wackelzahn sorgt auch für explosive Stimmung

Und aus diesem Grund, weil sie so wachsam und aufmerksam sind und vieles gleichzeitig mit sich selbst ausmachen, kann die Stimmung Zuhause gerade auch im Moment schnell explosiv werden. Ist es bei euch auch so, dass eure Kinder manchmal innerhalb von Sekunden total wütend werden? Oder verzweifelt? Dass sie sich schreiend auf den Boden werfen oder um sich treten oder aufs Kissen oder die Couch einhämmern? Das sind die Momente, in denen sie einfach komplett überfordert sind. Und durch ihre Wut bauen sie Anspannung im Körper ab.

Über Gefühle reden (lernen)

Zunächst mal ist das ja ziemlich schlau, sie haben schlechte Gefühle in sich und die müssen raus. Also werden sie da raus gelassen, wo sie sich besonders sicher fühlen: Bei euch. Allerdings könnt ihr, das ist ja nur menschlich, nur ein gewisses Maß an Emotionen aushalten. Deswegen ist es wichtig mit eurem Kind mit dem Wackelzahn über Grenzen zu sprechen. Die eigenen genauso wie über die der anderen. Außerdem solltet ihr Grundregeln aufstellen, an die sich alle halten. Selbstverständlich zählt dazu: Wir hauen uns nicht, wir verletzen uns nicht, wir tun uns nicht weh. Außerdem das, was euch und euren Kindern wichtig ist. Denn natürlich dürfen auch Wackelzahn-Kinder Regeln aufstellen.

Wackelzahn-Kinder brauchen Zeit

Wenn die Wut dann verraucht ist, dann nehmt euch Zeit füreinander und besprecht, was gerade los war. Nicht immer wird euer Wackelzahn-Kind genau in Worte fassen können, was passiert ist, warum es so wütend wurde. Aber wenn ihr das wieder und wieder übt, dann wird es auf jeden Fall einfacher sein, über Gefühle zu sprechen und diese auch wahrzunehmen. Außerdem ist das die Zeit, in der ihr richtig gut miteinander reden könnt.

Seid ehrlich!

Denn das ist ja das Tolle, wie schlau unsere Kinder sind, wie viel sie hinterfragen und was sie eben alles mitbekommen. Bezogen auf Corona kann ich euch da nur den Tipp geben: Seid ehrlich, aber macht keine Angst. Erklärt euren Kindern was los ist, bevor sie ihre eigenen Schlüsse ziehen. Denn im Zweifelsfall entsteht sonst sehr viel Angst, die sich wiederum in Gebrüll äußert und ihr wisst gar nicht, wo all die Anspannung herkommt.

Wie gehts weiter? Keine Ahnung

Natürlich will auch euer Wackelzahn-Nachwuchs wissen, wie es mit Vorschule oder in der Grundschule weitergeht. Oft habt ihr selbst darauf keine Antwort. Das macht das zum Thema. Fragt, was sie sich wünschen, wie es läuft. Nicht alles wird umsetzbar sein, aber mir wurde zum Beispiel erst durch so ein Gespräch überhaupt klar, dass sich mein Kind solche Sorgen macht. Und die kann ich nur nehmen, wenn ich darüber mit ihr spreche.

Nicht mehr klein und noch nicht groß

Vergesst nicht, auch wenn sie plötzlich so groß erscheinen, sie sind eigentlich auch noch ziemlich klein. Und sie brauchen, egal, was sie selbst manchmal behaupten, noch ganz viel Liebe und Schutz und Nähe. In diesen schweren Zeiten, die uns alle verunsichern, umso mehr. Ich bin dazu übergegangen mir etwas Exklusivzeit für meine kleine Große zu nehmen und etwas nur mit ihr zu machen. Das war in letzter Zeit ein Regenspaziergang (auf den ich keine Lust hatte, der aber so gut getan hat) und Eltern-Kind-Yoga auf der heimischen Yogamatte. Wir lesen zusammen in einem Buch oder suchen ein Ausmalbild, dass wir dann zusammen ausmalen. Kleine Dinge, die verbinden und zeigen: Ich sehe dich und bin für dich da.

Was wäre denn ein Moment, der dir und deinem Wackelzahnkind gerade Freude bereitet? Hat dein Kind einen Wunsch? Oder vielleicht auch du (bei mir war es tatsächlich das Yoga)

Wackelzahnpubertät Andrea Zschocher

*WERBUNG* Weitere Tipps rund um die Wackelzahpubertät gibt es in meinem Buch „Nicht mehr klein und noch nicht groß„, was überall im Buchhandel erhältlich ist.

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2 Antworten

  1. Patricia sagt:

    Zu der Wackelzahn Sache hab ich eine Frage…vielleicht kannst du mir helfen…also ist das Altersabhängig oder wirklich Wackelzahnabhängig? Weil wir haben gerade den ersten Wackelzahn. Aber sie ist erst vier (Januar) – allerdings stimmt das mit der Explosivität

    • Andrea sagt:

      Liebe Patricia, es ist Wackelzahnabhängig. Das Alter ist kein Indikator, weil Kinder sehr unterschiedlich Zähne bekommen und die Wackelzähne auch unterschiedlich ausfallen (Es gibt einen Zusammenhang zwischen erstem Zahnen und Wackelzähnen). Und wenn deine Tochter einen Wackelzahn hat, dann ist sie eben auch mit vier schon in der Wackelzahnpubertät. Ich nehme an, dass die Backenzähne, die in dieser Phase auch dazukommen, noch etwas auf sich warten lassen. Alles Gute für euch!
      Liebe Grüße,
      Andrea

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