Privatheit im Netz: Ist das deine Tochter?

Neulich las ich einen Reisebericht in der Zeitschrift „junge Familie“. Das Magazin hatte ich auf der Babywelt-Messe mitgenommen, auch, weil ich ja gern schaue was so los ist in der Medienwelt.
So besonders toll fand ich die Ausgabe 5/2017 wahrlich nicht, aber ich möchte trotzdem darüber berichten.

Reise duch China – mit Baby im Gepäck

So, also zurück zum Reisebericht. Eine Familie, bestehend aus Mutter, Vater und Kind machte sich auf nach China. Die acht Monate alte Tochter war, das schreib die Frau sehr begeistert, der totale Mittelpunkt und die Chinesen machten jede Menge Fotos. Und die Mutter berichtete, dass sie nach der ersten Station mehrere hundert Kilometer weiter reisten und dort angesprochen wurden. Eine wildfremde Chinesin sprach sie an zückte ihr Telefon und zeigte der Familie, dass eine Freundin ihr das Foto des kleinen Mädchens geschickt hätte. Die Autorin in der Geschichte freute sich, dass ihre Tochter so bekannt war. Wie klein die Welt doch sei.

„No photo please“

Mir wurde kurz ganz anders. Als wir im Thailand-Urlaub waren habe ich Fremden konsequent verboten Fotos von unseren Kindern zu machen. Das stieß auf noch viel mehr Unverständnis als in Deutschland, zum Einen, weil ein „nein“ im asiatischen Raum eigentlich nicht ausgesprochen, sondern höflich umgangen wird. Zum Anderen aber auch, weil unsere Kinder doch so niedlich seien, das müsse man doch teilen wollen. Muss man nicht, klar.

Kinder haben ein Recht darauf, nicht fotografiert zu werden

Das Runzelfüßchen hat in diesem Urlaub gelernt auch für sich (und ihren Bruder) zu sorgen. Sie verbat grundsätzlich allen Anderen Fotos, etwas, das bis heute nachklingt. Auch jetzt noch sagt sie oft „nein“, wenn andere sie fotografieren wollen. Und das ist in Ordnung. Jedes Kind hat einfach ein Recht darauf nicht fotografiert zu werden.
Das kleine Baby in der Zeitschrift hatte natürlich keine Wahl, sie wurde fotografiert weil die Eltern ihr OK gaben.

Es ist anstrengend immer nein zu sagen

Und ja, es ist total anstrengend immer nein zu sagen. Immer aufzupassen, dass keiner Fotos macht. Inzwischen sage ich mehr und mehr Termine ab, weil ich einfach keine Lust mehr habe mich diesbezüglich zu stressen. Denn irgendwer fotografiert immer, egal was vorher abgesprochen ist. Da verzichte ich, die Privatsphäre meiner Kinder ist mir wichtiger als irgendeine Einladung.

Jede Familie trifft seine Entscheidung

Aber zurück zum Thema, jede Familie trifft eine Entscheidung für sich, wie sie mit Fotos umgeht, was wer wann wie darf. Als ich die Reportage las wurde mir mal wieder klar, dass wir, einmal die Erlaubnis gegeben, so wahnsinnig wenig Kontrolle darüber haben was mit diesen Fotos geschieht. Und es muss ja nichts furchtbares sein, die Frau in China freute sich ja sehr, dass sie irgendwo das kleine Mädchen, dass ihre Freundin fotografierte dann auch in echt traf. Aber die Idee, dass Wildfremde sich Fotos meiner Kinder schicken, die befremdet MICH sehr. Für andere ist das kein Problem, für mich aber sehr.

Mehr zum Thema Privatheit im Netz gibt es natürlich auch auf diesem Blog. 

Wie seht ihr das? Ist das für euch kein Thema? Wen lasst ihr fotografieren, wen nicht?

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2 Antworten

  1. Lena sagt:

    Hm, ich erkenne das Problem irgendwie nur theoretischer Natur. Obwohl ich unsere Zweijährige echt zuckersüß finde, ist wirklich noch NIE jemand fremdes auf die Idee gekommen, sie zu fotografieren. Oder hat es so mega geschickt versteckt, dass ich es nicht bemerkt habe..
    Im Rahmen KiTa usw finde ich es völlig unproblematisch, weil es die klare Absprache “Privatgebrauch“ gibt. Ebenso fände ich es unschädlich, wenn sie mal zufällig im Hintergrund durch ein Bild flitzt, das andere Eltern zB auf dem Spieli von ihren Kids machen. Grundsätzlich bin ich sehr pingelig mit Bildern unserer Tochter (auf Social Media zB existiert sie sozusagen nicht), aber im real life scheint mir das – sorry, wenn ich es so direkt sage – aber vielleicht ein Problem eurer(Blogger-)Umgebung zu sein..? Events, auf denen wild in den Raum geknipst wird, frequentieren eben viele “Normalos“ nicht und dass die Annahme besteht, Menschen, die mit Bloggen (auch) Geld verdienen, sich quasi automatisch dem Vermarktungsanspruch der Veranstalter unterwerfen (“unser Produkt ist soo mega, seht mal alle her, auch Eltern mit so süßen Kinds waren da“) ist ja ziemlich nachvollziehbar aus Veranstaltersicht. Die machen das ja alles nicht aus Nettigkeit, sondern damit der Rubel rollt. Ob man seine Kinder dann zu sowas mitnimmt, ist halt die Entscheidung der Eltern. Ich zB würde das nicht tun aus dem Grund, dass ich das als Sphäre “Arbeit“ definieren würde und mein Kind ja normalerweise auch nicht mit ins Büro nehme. Es läuft also mal wieder darauf hinaus, dass Eltern verantwortungsvoll für ihre Kinder entscheiden müssen und ihnen altersgerecht helfen bzw beibringen, ihre Rechte zu wahren und durchzusetzen. Insofern habt ihr das doch auf eurer Reise mit dem Runzelfüßchen auch gut gelöst bekommen zu haben.

  2. Edelnickel sagt:

    Mir geht es da genauso. Ich habe selbst ein Problem damit, wenn Fremde mich einfach fotografieren – warum sollte ich das dann für mein Kind erlauben?
    Knipsen dürfen nur enge Freunde und Familie. Aber auch da musste ich schon einmal bitten, aufzuhören, als unentwegt und mit Blitz fotografiert wurde. Zugegeben, das Mäuschen ist total begeistert von allem Technischen und sie posiert liebend gern, wenn wir das Handy zücken. Aber alles hat auch Grenzen.

    Kurzum: ich stimme Dir zu, dass das jede Familie für sich entscheiden muss. Andererseits: was, wenn das Foto eine hohe Bekanntheit erlangt und das Kind, vielleicht später auch als Erwachsener, das auf keinen Fall gewollt hätte?
    Kann man das als Eltern in Kauf nehmen?

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