Papa bloggt: Das Erinnerungsvermögen meiner Tochter macht mir Angst

Ich gebe zu: manche Dinge kann ich sehr schnell vergessen. Weiß ich noch, was ich letzte Woche Mittwoch zu Mittag gegessen habe? Wann war ich nochmal mit Andrea das letzte Mal in Wien im Urlaub? Wenn ich darüber nachdenke, fällt es mir eventuell wieder ein. Was mich aber immer wieder fasziniert: dass sich das Runzelfüßchen schon trotz ihren Alters an viele Dinge erinnern kann.

Keine leere Versprechungen machen

Das Runzelfüßchen ist zweieinhalb Jahre alt. Als sie noch kleiner war, konnte man sie ein wenig anschwindeln. Es sind 17:30, wir gehen in den Supermarkt und meine Tochter fragt mich, ob wir noch auf den Spielplatz gehen. Ein „nein“ wäre tödlich gewesen, aber ein „vielleicht“ wäre damals noch durchgegangen. Wenn ich meiner Tochter jetzt morgens nach dem Zähneputzen sage, dass wir nachmittags noch „buddeln“ gehen, wird sie das den ganzen Tag nicht vergessen. Und falls doch etwas Unvorhersehbares dazwischen kommt, wird sie mich zwei Tage danach noch in die Verantwortung nehmen. Einerseits werde ich tatsächlich haftbar gemacht für meine Ankündigungen, aber andererseits finde ich diese Verbindlichkeit auch toll. Für meine Tochter zählt das gesprochene Wort.

Das Elefanten-Gedächtnis

Letztes Jahr gab es auch einen Sommer. Gefühlt habe ich den Eindruck, dass das für das Runzelfüßchen ein Leben lang her ist, was ja auch irgendwie stimmt. Jetzt, wo es langsam wärmer wird, versteht sie auch wieder, dass es ein Leben ohne Wintersachen, Socken, warme Mützen und Schals gibt. Als wir letztens im Park an einem Brunnen vorbeigekommen sind, wusste sie genau, was sie vor einem dreiviertel Jahr genau da gemacht hat: „Mit Moritz im Wasser gespielt.“ Ich hätte beinahe behauptet, sie hätte sich das ausgedacht. Aber der Name des anderen Kleinkinds und der Ort stimmten tatsächlich überein. Danach schob sie ein „Ist schon lange, lange her“. Ich war erstaunt und fasziniert zugleich.

Das Leben kann schmerzhaft sein

Vor einiger Zeit musste das Runzelfüßchen sehen, wie ein kleiner Junge von einem Spielplatzgerät gefallen ist. Mir fällt kein gutes Wort dafür ein, aber es war eine kleine Plattform mit einer Stange zum festhalten und die Plattform dreht sich um die eigene Achse. Meine Tochter nennt es immer Karussell. Auf jeden Fall fiel der Junge bei voller Geschwindigkeit runter in den Sand und weinte bitterlich. Noch Monate später kam vom Runzelfüßchen ein „Da Junge schlimm aua.“, jedes Mal, wenn sie das Spielgerät gesehen hat.

Nicht jeder Tag im Leben eines Kleinkinds kann voller Highlights sein. Das wäre auch ganz schön anstrengend, aber wenn mir das Gedächtnis meiner Tochter eines zeigt: Jeder Tag zählt. Und schlechte Erinnerungen bleiben schlechte Erinnerungen. Ob man sie immer vermeiden kann, ist eine andere Frage.

Erinnern sich eure Kleinkinder auch schon an so viele Dinge? Wie geht ihr damit um?

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Eine Antwort

  1. Anonym sagt:

    Grundsätzlich haben Kinder schon Erinnerungen an die Zeit vor der Geburt bzw. an die eigene Geburt. Und damit logischer Weise auch natürlich an die Zeit danach. Das Erinnerungsvermögen wird ja nicht weniger, sondern immer mehr. Ab einen bestimmten Alter können die diese Erinnerungen gut verbalisieren und tun dies – je nach Temperament des Kindes – mehr oder weniger ausgiebig. Aber alle Kinder haben ein schon sehr lange zurückliegendes und gutes Erinnerungsvermögen.

    Liebe Grüße
    Mother Birth

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