Lohnt sich #fairschenken überhaupt?

Vor knapp zwei Wochen hatte ich spontan eine Idee. Wir alle könnten Dinge, die wir nicht mehr brauchen in den sozialen Medien an andere, die sie brauchen oder haben möchten, verschenken.Unter dem #fairschenken haben ein paar Leute mitgemacht (DANKE dafür, ehrlich!). Manche haben was gesucht, ich dachte: Yeah, das wird was. Klar kann man nie alle erreichen, aber mir ist das wichtig, dass die Menschen, die ich erreiche mal drüber nachdenken. Nicht jede_r muss mitmachen, aber wenn manche sich angesprochen fühlen, dann ist das doch schon ein guter Schritt.

Verschenken, verlosen, glücklich machen

Ich selbst habe auch ein paar Sachen rausgesucht und wollte sie verschenken. So wie ich das öfter mache. Ich habe Babykleidung bekommen und unsere (versucht, dazu gleich mehr) weitergegeben. Wenn ich Goodie Bags bekomme oder Bücher zur Rezension zugeschickt werden, dann verlose ich sie eigentlich immer an euch. Weil ich das richtig finde. Muss ich nicht machen, fühlt sich aber eigentlich gut an. Mir macht es Spaß anderen eine Freude zu machen. Mir ist es wichtig zu zeigen, dass es kein Makel ist Gebrauchtes zu nutzen. Ich finde wir alle sollten nachhaltiger sein. Spielzeug zu Weihnachten muss nicht neu sein, bespieltes von anderen, so lange es in Ordnung und nicht zerbrochen ist, macht Kinder so oder so froh. Die brauchen in der Regel auch nicht die schicke Verpackung. Weil Gebrauchtes aber immer in Zusammenhang mit wenig Geld genannt wird hat es sich noch nicht in allen Kreisen durchgesetzt.

Nicht immer zuverlässig

Soweit, so gut. Aber wisst ihr, was ich mit all meinen Ideen rund um 2Hand nicht bedacht habe? Dass Menschen nicht immer zuverlässig sind. Dass die, die was verschenken in der Regel sehr viel Aufwand damit haben. Weil irgendwie in den Köpfen noch immer gilt: Was nichts kostet ist nichts wert. Und das frustriert mich so sehr. Ich gestehe: Die letzten Wochen haben mich müde gemacht und mir auch das Vertrauen in andere Menschen ein Stückweit genommen.

Haben wollen aber dann doch nicht

Denn ja, ich habe hier Sachen fairschenkt. Schnell hatten sich für alle Dinge Interessent_innen gefunden. Sie wollten es haben, es müsste verschickt werden, ja Porto sei kein Problem. Manche meldeten sich schon beim Thema Porto nicht mehr. Die, die meinten es sei kein Problem überwiesen nur leider nie das Porto. Ich reservierte, ich fragte nach, ich hörte nichts mehr. Ich machte Treffpunkte für Übergaben aus und stand mir die Beine in den Bauch.

Alles selbstverständlich?

Wisst ihr wie frustierend gerade dieses Warten ist? Ja, man kann sich verspäten. Aber dann meldet man sich. Ja, man kann sich umentscheiden. Aber dann sagt man das. Ja, man kann keine Lust darauf haben, das Porto zu zahlen, aber dann sagt man das. Es ist ja nicht so als hätten Menschen die Dinge aus Nächstenliebe und Nachhaltigkeit verschenken irgendwo einen Zeitspeicher. All die Kommunikation nimmt Zeit in Anspruch. Dass das so gar nicht gewürdigt wird macht mich traurig.

2Hand dann doch nicht für alle?

Ich gebe wirklich gern, versteht mich nicht falsch. Aber ich habe leider das Gefühl, dass die Menschen, die wirklich kommen, wenn man einen Treffpunkt ausmacht die sind, die es leider nötig haben. Die eben kein Geld haben sich etwas neu zu kaufen. Die, für die die Dinge vielleich nur „ganz nett aber nicht so wichtig sind“, die kommen oder zahlen einfach nicht. Die melden sich nicht mehr. Mich macht das fassungslos und wütend und traurig. Weil ich daran zweifel ob das eigentlich überhaupt einen Sinn ergibt, sich so zu engagieren, wenn ich am Ende nur Ärger und Arbeit damit habe.

Tja, du wolltest es doch so, könnte man jetzt sagen. Aber naja, ich wollte vor allem etwas für die Nachhaltigkeit tun. Ich bin bereit dafür Unbequemlichkeiten in Kauf zu nehmen, eben irgendwo hinzufahren oder zur Post zu gehen. Ist alles meine Freizeit, aber wenn es anderen eine Freude macht, why not. Dass aber so verschwenderisch damit umgegangen wird, das macht mich wütend. Ich wurde mehrfach gefragt ob ich Dinge, die ich verschenke nicht auf liefern könnte. Das macht mich sprachlos.

Ist #fairschenken falsch? 

Und so frage ich mich: Ist das eine schlechte Idee? Sind wir alle doch so satt, dass wir Geschenke nicht mehr nötig haben? Für meinen Teil kann ich sagen: Nein. Wir werden als Familie auch weiterhin 2Hand bevorzugen. Ich werde unser Weihnachten nachhaltig gestalten und (hoffentlich) nichts neu kaufen. Aber ob ich die #fairschenken Idee weiterführe? Das weiß ich gerade nicht. Und ich schreibe darüber, weil das für mich auch dazugehört. Zu erkennen was vielleicht nicht funktioniert. (Und ja, mich traurig macht)

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2 Antworten

  1. Hallo Andrea, Kopf hoch. Ich kann dich leider so verstehen. Sinnloses Warten ist echt kacke. Hatten wir leider bei zu verschenken bei Ebay Kleinanzeigen auch mehrfach. Draußen das tollste Wetter und man wartet drinnen mit dem Kind. Total dämlich sowas. Ich habe diese Woche fleißig im Keller ne zu verschenken Kiste zusammen gestellt und bei uns vorm Haus in die überdachte Bushaltestelle gestellt. Nach 2 Tagen ist fast nichts mehr drin. Sachen die wir nicht mehr benötigt haben, machen somit Anderen hoffentlich noch eine Freude.

    Ärger dich bitte nicht zu doll und halte an der Idee fest. Man kann damit viel Gutes tun. Vlg Domi und Katja

  2. Edelnickel sagt:

    Ich kann dich sehr gut verstehen. In meiner Stadt gibt es eine Verschenken-Gruppe auf FB. Da war ich lange drin und habe mich hier und da für Dinge interessiert und auch ein paar Mal verschenkt oder es versucht.
    Zum einen hat man da oft Leute, die einfach alles abgreifen, was nur geht und es dann weiter verkaufen. Kam einige Male vor. Die Leute wurden dann raus geworfen, aber es gab immer wieder neue Spezialisten.
    Und beim Verschenken habe ich genau solche Erfahrungen auch gemacht. Leute kommen einfach nicht. Man reserviert was für jemanden, weil die Person ja so interessiert ist aber doch gerade dieses WE nicht kann, aber nächstes WE…nee, dann kommt die Person auch nicht, weil es ihr dann doch zu viel ist. Und die Termine und was weiß ich.

    Mittlerweile stelle ich alles einfach raus, was ich verschenken will und bin es los. (Falls es nach einigen Stunden noch steht hole ich es wieder rein. Dann geht es eben an die Tafel o.ä. Das ist aber noch nie vorgekommen.) Den Stress tue ich mir nicht mehr an.

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