Gewalt an Kindern

„Meine Kinder bekommen einen Klaps auf den Po“ – so in der Art erklärte die Sängerin Kelly Clarkson diese Woche die Erziehung ihrer Dreijährigen. Es sei ihr klar, dass die Leute das nicht so gut finden, aber sie sei auch so erzogen worden und es hätte ihr nicht geschadet.
Gut, ich habe das Interview nicht selbst geführt sondern tatsächlich bei „Prominent“ davon gehört. Aber ich nehme an, dass die Sängerin das schon irgendwie so zu Protokoll gegeben haben wird.
Vor einigen Jahren erklärte auch der Koch Jamie Oliver, dass er seinem Kind, weil er es ja nicht schlagen dürfe, Chilischoten ins Essen mischt, um sie so zu bestrafen. In dem Text wird deutlich: Er würde ja eigentlich lieber zuschlagen, aber das ist halt nicht so angesehen. 

Keine Toleranz für Gewalt

Ich verstehe beide Elternteile und sowieso alle Eltern die ihre Kinder schlagen nicht. Ich verstehe auch die Verharmlosung dessen nicht. Da wird, auch in der Sendung, dann über „leichte Schläge“ gesprochen. Was genau soll das sein, leichte Schläge? Tun die nicht weh? Brennen die sich nicht in die Kinderseele ein? Kinder haben ein Recht darauf ohne Gewalt groß zu werden. Und das ist nicht so ein „ach schön wäre es“- Ding, nein, das ist geltendes Recht in Deutschland. Die beiden Beispiele aus der „Promi“welt sind jetzt natürlich nicht deutsch, aber dennoch.

Promis schlagen ihre Kinder

Ich gebe nicht viel darauf mir bei Prominenten irgendwas abzugucken, aber das ist natürlich nicht bei allen so. Es gibt durchaus Menschen die glaube: Ach, wenn DIE oder DER das macht, dann ist es ja nicht so schlimm. Diesen Eltern möchte ich sagen: Doch, es ist schlimm. Eure Kinder hart anpacken, sie zur Bestrafung für vermeintlich falsches Verhalten auf den Po zu schlagen, auf die Finger, irgendwohin, das ist verboten. Ihr macht da was unwiderruflich kaputt. Auch wenn ihr glaubt, dass euch das nicht geschadet hat.

 Gewalt an Kindern ist unverzeihlich

Ich weiß aus der Rückmeldung, dass die Meinungen zum Thema Einmischen sehr stark auseinander gehen. Und ich bin für die Diskussion und die Denkanstöße diesbezüglich auch dankbar. Aber ich muss das hier einfach ganz deutlich sagen: Gewalt an Kindern ist NIEMALS ok. Es gibt keine leichten Schläge, Klapse, alles nicht so schlimm Gewalt. Wir Eltern sind die Vertrauenspersonen für unsere Kinder und dies mit welcher Form auch immer von körperlicher Gewalt auszuhebeln ist unverzeihlich. Wir sind unsere Kindern körperlich so sehr überlegen, dass unsere Kleinen ohnmächtig die Situation über sich ergehen lassen werden. Und in sich verinnerlichen: Gewalt wird eingesetzt wenn sich jemand durchsetzen will.

Kinder können einen wahnsinnig machen

Ich verstehe durchaus, dass Kinder einen manchmal an den Rand der Verzweiflung treiben, das geht mir an manchen Tagen nicht anders. Da geht alles schief, die Kinder motzen mich an, es ist einfach ganz ganz wenig Nervenkostüm übrig. Dann reißt sich Herr Annika auf der Straße von meiner Hand los und das Runzelfüßchen rennt zurück, weil die Ampel auf rot gesprungen ist. In diesem Moment möchte ich auch meine Kinder packen und ihnen auf Teufel komm raus „Vernunft“ beibringen. Weil die Situation gefährlich ist, weil ich eben angeschlagen bin und weil einfach alles blöd ist. Nur: Was würde ich meinen Kindern vermitteln wenn ich sie grob anfasse, kräftig zupacke oder zuschlage?

Keine Gewalt

ICH möchte nicht geschlagen, getreten oder angegangen werden. Und genau das gleiche gilt auch für meine Kinder. Gewalt, in welcher Form auch immer, ist in unserer Familie ein absolutes No Go und meine Kinder wissen, dass ihr Vater und ich sie niemals schlagen würden. Das geht so weit, dass meine Tochter wenn wir unterwegs sind ganz genau aufpasst wenn andere Eltern grob zu ihren Kindern werden und mich auffordert dort einzuschreiten.

Dass ich an dieser Stelle nicht über „kleine Schläge“ als Abstufung und Rechtfertigung diskutiere sollte klar sein. Ich freue mich auf Wortmeldungen, aber bitte kommentiert nicht „mir hat das nicht geschadet“ – ich werde das nicht freischalten.

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5 Antworten

  1. Frau_Suze sagt:

    Danke für DIESEN Artikel. Das seh ich ganz genauso!

  2. MariaAbel sagt:

    Ja, recht hast du! Danke!!!

  3. Anonym sagt:

    Wie sollen Kindern denn ihren Eltern vertrauen und sich bei Problemen an sie wenden, wenn sie Angst haben müssrn geschlagen zu werden? Das Verhalten dieser Promis zeigt doch wie sehr es ihnen geschadet hat. Wie kann ein erwachsener Mensch bloß einem hilflosen Kind Schaden zufügen, so etwas schockiert mich einfach nur.

  4. "Das hat mir nicht geschadet", ist tatsächlich etwas, was auf den ersten Blick schwer zu entkräften fällt. Denn aus dem Kind, das geschlagen wurde, ist ja ein gestandener Erwachsener geworden – und dieser schildert jetzt seine subjektive Sicht, seine persönliche Erfahrung des Geschlagenwerdens.

    Meine Erfahrung ist allerdings auch, dass Menschen selbst als Erwachsene noch unter diesen Schlägen, Klapsen oder Demütigungen leiden. Es braucht manchmal jedoch therapeutische Begleitung, bis wir uns dies eingestehen können: Nein, nicht alles, was unsere Eltern taten, war gut – selbst wenn es vielleicht in guter Absicht geschah (wie es Kelly Clarkson darstellt).

    Wenn ich so etwas im persönlichen Gespräch höre, behelfe ich mich dann mit der Gegenfrage: Und ist es für Sie heute auch noch hilfreich, wenn Ihr Chef sie bei einem Fehler schlägt oder Ihre Frau Sie schlägt?

    Ich bin noch keinem Erwachsenen begegnet, der von sich behauptet, dass er für Fehler gerne bestraft wird – bei kleinen Kindern, die viel verletzlicher sind, scheint das hingegen manchen das Mittel der Wahl zu sein.

  5. Anonym sagt:

    Ich kann absolut nicht nachvollziehen, wieso man seine Kinder schlagen sollte, wurde ich doch nie geschlagen (und meine Eltern auch schon nicht).

    Dadurch tut man bestimmte Dinge doch nur nicht aus Angst vor dem Elternteil und nicht aus Verständnis, wieso gewisse Dinge nicht erlaubt sind. Schlagen ist für viele Eltern offensichtlich der einfachere Weg, anstelle von Erklärungen und auch mal Diskussionen mit einer Person, die von vielen Erwachsenen als "weniger wert" angesehen wird. Und eigentlich leben sie dadurch nur fehlende Impulskontrolle und Aggression wenn es einem halt so passt vor.

    Was habe ich ein Glück mit meiner Familie, meinem Freund erging es da ganz anders (das letzte Mal von seiner Mutter geschlagen wurde er mit 17 (!), wie absurd.
    (Wobei meine Oma einmal zugehauen hat in knapp 30 Jahren Kindererziehung: mein Opa war auf Dienstreise und mein Onkel drehte vollkommen am Rad und spielte sich auf wie sonstwer, sie hat es sich tagelang überlegt und hinterher ein sehr langes Gespräch mit ihm geführt. Für sie war es so einprägsam, dass auch heute noch darüber gesprochen wird.).

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