Gastpost: Sport mit Kleinkindern

Heute berichtet Nils von Tinongo über Sport mit Kleinkindern. Was muss man dabei beachten? Was können die Kleinsten eigentlich schon? Und was sollte man besser lassen? Nils hat da ein paar tolle Tipps für euch. Erstmal aber stellt er sich vor. 

Nils Kowalczek war früher selbst Leistungssportler und über 10 Jahre Hockey-Bundesligatorwart und 5 Jahre Nationaltorwart. Dabei wurde er Deutscher Meister, Hallen-Europameister, Dritter bei der WM und Gewinner der Champions Trophy. Mittlerweile ist er Vater von 2 Kindern, die selbst erst im Kinderschwimmen und später im Kinderturnen waren. Mit etwa 4 Jahren habe beiden dann angefangen, Hockey zu spielen. Mittlerweile unterstützt er andere Eltern dabei, den richtigen Sport für ihre Kinder zu finden. Auf seiner Seite Tinongo werden viele unterschiedliche Sportarten vorgestellt und dabei typische Elternfragen (Wie viel Zeit nimmt der Sport in Anspruch? Was kostet das? Welche Ausrüstung braucht man? Wie oft wird trainiert? Ist der Sport gefährlich? Wo gibt es Vereine? Etc.) beantwortet. Die Aussagen beruhen dabei auf den Selbsteinschätzungen der Sportverbände und geben somit eine objektive Einschätzung der Sportarten wider.

So, ihr seht also, der Mann weiß, wovon er redet. Und ich wollte von ihm wissen: Sport mit Kleinkindern, hast du da Tipps?

Brauchen Kinder Sport?

Bewegung ist für die Gesundheit ungemein wichtig. Leider ist es jedoch so, dass sich Kinder heute tendenziell immer weniger bewegen und Sport machen.
Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen vom späteren Unterrichtsschluss über längere Fremdbetreuungszeiten, da die Eltern arbeiten müssen, bis hin zu alternativen Beschäftigungsangeboten wie Computerspiele und Internet. Umso wichtiger ist es, Kinder frühzeitig an Sport heranzuführen, um diesen möglichst in den Alltag unserer Kinder zu integrieren. Je später damit angefangen wird, umso schwieriger wird es werden, den Sport als eine alternative Beschäftigung bei Kindern zu platzieren.

Ab wann können Kinder mit Sport anfangen?

Mit klassischen Sportarten kann man meist erst ab 4 oder 5 Jahren beginnen, häufig auch erst noch später. Wie könnt ihr euren Kindern also vorher schon Freude an Sport und Bewegung vermitteln? Worauf müsst ihr dabei achten? Das Einfachste ist erst einmal, Bewegung in den Alltag mit Babys zu integrieren. Das Schöne ist, dass Babys mit einer natürlichen Lust auf Bewegung geboren werden. Diese Lust muss also eigentlich „nur“ gefördert werden.
In den ersten Lebensmonaten sind dies zum Beispiel Greifspiele oder Spielsachen, die Kinder durch Robben erreichen können. Oder macht Musik an, nehmt euer Kind auf den Arm und tanzt durch die Wohnung. Allerdings sind auch darüber hinaus gehende sportliche Aktivitäten weitaus früher möglich, als man denkt.

Sport mit dem Baby

Mit etwa 3 Monaten können bereits Babyschwimmkurse besucht werden. Hierbei geht es natürlich nicht darum, dass Babys schwimmen lernen. Dies ist in der Tat erst deutlich später möglich, da die motorischen Fähigkeiten dafür frühestens im fünften Lebensjahr ausreichend ausgebildet sind. Beim Babyschwimmen geht es vielmehr darum, sich mit dem Baby gemeinsam zu bewegen und das Vertrauen in das Element Wasser nicht zu verlieren. Im Wasser gelingen vielen Babys auch schon Bewegungen, die sie sonst noch nicht ausführen können, da der Auftrieb des Wassers viele Bewegungen vereinfacht. Vielen Kindern fällt es später auch leichter, Schwimmen zu lernen, wenn der Kontakt zum Wasser von klein auf beibehalten wurde. Babyschwimmen wird von Schwimmschulen und sehr vielen Hallenbädern angeboten.
Achtet darauf, dass die Kurse in warmen Wasser (ideal sind ca. 32°) stattfinden. Die Kurse sollten auch nicht länger als 30 Minuten dauern, da Babyschwimmen, auch wenn es nicht so aussieht, für Babys sehr anstrengend ist und Babys auch recht schnell frieren.

Sport für Einjährige

Mit etwa einem Jahr kann man dann auch schon das sogenannte Kinderturnen  (oder auch Mutter-Kind-Turnen oder Eltern-Kind-Turnen) besuchen. Auch hier sollte man keine falschen Erwartungen haben. So wenig wie es beim Kinderschwimmen darum geht, Schwimmen zu lernen, so wenig geht es beim Kinderturnen darum, Kindern Turnen beizubringen. Vielmehr versteht sich Kinderturnen als eine Art Grundlagenausbildung im Bereich Motorik. Spielerisch werden gemeinsam mit den Eltern Fähigkeiten wie Fangen, Werfen, Springen, Laufen, Klettern, Schwingen und ähnliche gefördert und gefordert.

Was passiert beim Kinderturnen? 

Auch Mut wird gefördert, in dem Kinder durch Tunnel krabbeln oder über Bänke balancieren können. Je nach Altersstufe (Kinderturnen wird bis etwa 10 Jahren angeboten), werden die Anforderungen an die Fähigkeiten der Kinder angepasst und das Gemeinschaftsgefühl, aufeinander aufpassen und einander helfen wird ebenso gefördert, wie sich selbst zu behaupten und Selbstvertrauen zu tanken. Kinderturnen wird von fast allen Turnvereinen angeboten, von denen es ca. 17.000 in Deutschland gibt. Sowohl Babyschwimmen, als auch Kinderturnen sind also keine Angebote, bei denen Babys und Kleinkinder bereits für einen bestimmten Sport ausgebildet werden sollen, sondern bilden eine wichtige Grundlage für eine gesunde Entwicklung der Kinder, ein gutes Körpergefühl und den Spaß an der Bewegung zu erhalten. 

Beim Kinderturnen können wir auch als Eltern sehr schnell und gut sowohl besondere Fähigkeiten unserer Kinder erkennen, als auch Bewegungsabläufe, mit denen sie sich schwertun. Befassen sie sich lieber mit Bällen, oder klettern sie ständig? Haben sie Freude an tänzerischer Bewegung, oder können sie besonders gut werfen? Dies sind wichtige Erkenntnisse in zweierlei Hinsicht. Zum einen zeigen sie, wo unsere Kinder vielleicht noch etwas mehr Förderung brauchen und zum anderen lassen sich hier auch bereits Talente erahnen, die man bei einer späteren Wahl einer Sportart berücksichtigen sollte.

Sport für Kinder ab 4 Jahren

Ab etwa 4 Jahren (frühestens ab 3 Jahren) kann man auch darüber nachdenken, eine bestimmte Sportart anzugehen. Skifahren, Hockey, Fußball, Basketball oder sogar Eishockey und einige weitere Sportarten sind hier möglich. Allerdings gelten hier einige wichtige Dinge, die man beachten sollte, damit die Kinder den Spaß am Sport nicht verlieren.
Versucht zunächst, Probetrainings in den Sportvereinen zu besuchen, die für eure Kinder in Frage kommen. Achtet hier weniger darauf, wie die Sportart fachlich vermittelt wird (meist haben die Trainer hier mehr Erfahrung als ihr), sondern darauf, wie die Trainer mit den Kindern umgehen. Selbst wenn vielleicht mal ein etwas harscherer Ton fällt, muss dies nicht negativ sein. Schaut, wie die anderen Kinder damit umgehen.

Tipps für den Sportverein

Wichtig ist auch, dass in diesem Alter nicht nur die Sportart trainiert wird, die ihr gerade besucht. Bis etwa 7 Jahren sollte nach wie vor eine allgemeine motorische Grundlagenausbildung stattfinden. Spiele wie Kettenfangen, Blinde Kuh oder ähnliche sollten durchaus auch ihren Platz im Training finden. Ansonsten kann es schnell passieren, dass euer Kind den Spaß an der Sportart und vielleicht gänzlich am Sport verliert. Grundsätzlich ist Sport mit Kleinkindern eine wichtige Förderung unseres Nachwuchses und hilft bei der körperlichen und geistigen Entwicklung der Kinder. Je normaler Bewegung in den Alltag der Kinder integriert wird, umso leichter wird es ihnen auch später fallen, Bewegung neben anderen Freizeitangeboten zu schätzen und zu nutzen. Uns Eltern kommen hierbei einige Aufgaben zu, die wir beachten sollten:

⦁ Fördert eure Kinder nicht nur, sondern fordert sie auch.
⦁ Zügelt euren Ehrgeiz. Der Spaß am Sport und an der Bewegung ist das Wichtigste. Der Ehrgeiz kommt beim Sport noch früh genug.
⦁ Macht gemeinsam mit euren Kindern Sport.
⦁ Lebet Bewegung vor.
⦁ Nehmt Sportangebote für Kinder wahr und treibt Sport gemeinsam mit anderen Eltern und Kindern.

Gehen eure Kinder in einen Sportkurs? Welche Tipps habt ihr denn noch? 

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