Billigkleidung? Nicht für uns

Runzelfuesschen Elternblog Leben mit Kindern Nachhaltigkeit Kleidung selbst naehen

Ich will ehrlich mit euch sein, unsere Reise nach Thailand hat einiges bei mir in Gang gebracht. Hat Ansichten noch mal neu angestoßen, mich vielleicht sogar noch ein wenig mehr radikalisiert. Und weil das eben für mich und unsere Familie ein großes Thema ist möchte ich euch zukünftig daran teilhaben lassen.

Probleme sehen, keine Lösungen haben

Ich habe auf vieles, was mich bewegt gar keine feste Lösung. Aber ich merke, wie mich die Sachen bewegen, wie ich etwas verändern möchte. Für uns und für die Welt. Das mag pathetisch klingen, aber ich will, ich muss glauben, dass jede kleine Veränderung die wir als Familie wagen Auswirkungen auf Viele haben kann. Ich könnte ja angesichts von Hungerlöhnen, Privatisierung von Wasser, Kinderarbeit, von rechten Tendenzen in der Bundespolitik stumm bleiben. Was kann ich allein schon bewirken? Vielleicht nur eine Kleinigkeit. Aber diesen kleinen Teil, den leiste ich. Und vielleicht inspiriere ich euch ja auch eine Winzigkeit im Leben zu verändern. Und gemeinsam sind wir dann schnell ganz schön viele!

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Fast Fashion: Ich kann nicht aufhören zu shoppen…

Das wohl größte, offensichtlichste Problem für mich ist Fast Fashion. Ich LIEBE meine Kleidung und ich mag es gerne bunt. Ich habe einen übervollen Kleiderschrank aber das bremst mich nicht mir immer mal ein neues Teil zu kaufen. So war das jedenfalls bisher. Vor dem Urlaub habe ich noch zwei neue Shirts gekauft, wovon ich letztlich nur eines mitnahm. Fürs zweite war einfach kein Platz. Und auch in Thailand wanderten neue Schuhe, Kleider und Shirts in meine Koffer. Sie machen mir auch hier zuhause die meiste Freude, weil sie mich immer, wenn ich sie trage, an den Urlaub erinnern.

… oder doch? 

Seit wir zurück sind, also seit fast vier Wochen, habe ich NICHTS gekauft. Und es fühlt sich gut an. Weil ich doch eigentlich überhaupt gar nichts brauche. Klar, die Industrie will mir selbstverständlich weismachen, dass das anders sei. Ich möchte zum Beispiel UNBEDINGT ein Latzkleid besitzen und eine Latzhose. Sind gerade im Trend und naja, fürs Stillen sind solche Klamotten schon auch ziemlich praktisch.

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Ich nähe alles selbst

Meine Lösung lautet aber: Ich nähe mir die jetzt selbst. Das ist, ich gebe es zu, nicht für jede_n eine Lösung, klar. Aber für mich ist sie es im Moment. Ich kaufe mir Schnittmuster und Stoffe und mache mich an die Arbeit. Und die ist sehr langwierig. Es dauert gern auch mal ein Wochenende oder länger bis ein Kleid fertig ist.
Wie mühsam, im Vergleich zu dem schnellen Shoppen im Netz. Und doch ist es mir das wert. Passend zur Fashionrevolution denke ich darüber nach, dass ich mit dieser Entscheidung, meine Kleidung selbst zu produzieren sehr viel lerne.
Denn auch wenn klar ist, dass ich kein Multimillioneneuro-Konzern bin, ein Kleid, dass 10€ kostet, das kann für die Näher_innen nicht fair sein. Der Stoff kostet Geld und die Maschinen, der Unterhalt der Produktionsstätten, die Verschiffung der Mode. Das bleibt für die menschliche Arbeit der geringste Teil übrig.

Meine Mode – ihre Ausbeutung

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Ich will einfach nicht mehr, dass für meinen Spaß Menschen anderswo ausgebeutet werden. Ich will nicht, dass Näher_innen bis zum Umfallen arbeiten müssen, ihre Kinder, ihre Familien verlassen um in Produktionsstätten unter menschenunwürigen Bedingungen zu hausen. Die können nicht mal drüber nachdenken ob sie sich mal ein hübsche Kleid nähen weil sie schlicht niemals die Zeit dafür haben. Oder das Geld für eine Nähmaschine.
Mit jedem Shirt das unverhältnismäßig preiswert ist, sollte uns bewusst sein, dass irgendwo, weit weg, jemand ausgebeutet wird. Und mit jedem Shirt, dass wir aus genau diesem Grund im Laden / Onlineshop liegen lassen, treffen wir eine Entscheidung für die Gemeinschaft.

 Nähen für Kinder – statt alles neu kaufen

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Die Kinder leben sehr gut mit meiner Nähmaschine. Das Runzelfüßchen liebt es, dass sie einfach an mein Stofflager gehen und sich eine Hose, ein Shirt oder ein Kleid wünschen kann. Auch für ihren Bruder entscheidet sie das mittlerweile mit. Ich weiß, es ist eine Utopie, aber ich wünsche mir, dass das, was mir möglich ist auch am anderen Ende der Welt möglich ist. Dass Näher_innen dort auch für ihre Kinder da sein können statt immer nur zu arbeiten. Dass sie von ihrer Arbeit leben können, dass es Sozialstandards wie Kinderbetreuung, Pausenzeiten, geregelte Arbeitszeiten und Zahlung im Krankheitsfall gibt. All das, was hier ja auch Pflicht ist.

Gegen Kinderarbeit und Ausbeutung

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Ich will nicht, dass Kleidung die ich kaufe von Kindern hergestellt wird. Und um da ganz sicher zu gehen setze ich mich jetzt eben selbst an die Maschine. Ich bin sehr gespannt wie dieser neu entstandene Weg weiter geht. Aber ich merke, dass es mir gut tut. Und wenn ihr wollt, dann nehme ich euch mit.

Wie geht ihr mit eurer Verantwortung als Konsument um? Und, habt ihr überhaupt Lust auf diese Art von Posts?

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9 Antworten

  1. Anonym sagt:

    Also wir hatten das auch mal diskutiert, nur € 65 für ein T-shirt aus dem Weltladen bin ich dann auch nicht bereit zu zahlen – gerade als 5-köpfige Familie! Ich nähe auch immer wieder was, aber die Zeit geht einfach wieder von der Familienzeit ab und ich habe schon genug schlechtes Gewissen unter der Woche mit Homeoffice und 2 kleinen Kindern ohne Betreuung. Daher kaufe ich mal da, mal dort umd auch nur das, was wirlich benötigt wird. Zeit zum Shopping wie früher ist ja sowieso Fehlanzeige 😉 Die Arbeitsbedingungensind natürlich schlecht, keine Frage und es wäre schöner, wenn es allen gut ginge. Ich stelle mir aber auch beim Stoffkauf die Frage, wo die Faser bzw. der Stoff vor dem Druck hergestellt wird… ob das so 'sauber' ist, bezweifle ich schon auch. Weiß da wer mehr?

  2. Katrin sagt:

    Vielen Dank für den tollen Post – das ist auch ein Thema, das mich in letzter Zeit sehr umtreibt…ich liebe Fast Fashion auch so, habe mich aber in letzter Zeit dem Upcycling meiner alten Klamotten gewidmet oder gleich gebraucht gekauft – da habe ich dann wenigstens kein schlechtes Gewissen…

  3. Lala sagt:

    Hi Andrea!
    Ich gestehe, ich hasse es, zu shoppen. Selber nähen kann ich tatsächlich nicht, nicht mein Weg. Da ich aber eh sehr wenig Klamotten kaufe, versuche ich, hochwertige Sachen zu kaufen, die mich lange begleiten und so meinen Konsum einzuschränken.
    Mein Weg in diese Richtung sind ganz klar die Nahrungsmittel. Wie soll ein Bauer an 1 L Milch für 69 Cent noch was verdienen? Ich versuche, soweit mir möglich, Produkte über direkt Vertrieb oder über vertrauenswürdige Quellen zu beziehen. Ob's hilft? Keine Ahnung, aber für mich auf jeden Fall der richtige Weg.
    Viele Grüße,
    Larissa

  4. Anonym sagt:

    Das finde ich eine sehr gute Einstellung! Ich halte das schon seit Jahren so, dass ich mir selbst wirklich nur die Kleidung kaufe, die ich auch brauche. Und das klappt wunderbar. Ich habe genug zum Anziehen, freue mich über neue Teile ganz besonders, es schont Geldbeutel und Umwelt und es macht das Leben so viel entspannter, wenn man nicht ständig auf der Suche nach dem nächsten schicken Kleid ist…

    Für meinen Sohn kaufe ich 90 Prozent der Kleidung auf dem Flohmarkt. Da sind auch gelegentlich schöne handgenähte Stücke darunter, aber auch alle möglichen Marken… kostet kaum was und es ist nicht schlimm, wenn er damit rum tobt und rumsaut.

    Eine ganz doofe Frage – ich bin keine Näherin, daher habe ich keine Ahnung: Sind die Stoffe, die man so kaufen kann, alle unter fairen Bedingungen produziert worden? Oder muss man da auch genau hinschauen?

    Viele Grüße
    Lisa

  5. Ich bin kein grosser Shoppingfan, und ich mag es übersichtlich. Vor ein paar Jahren habe ich meinen Kleiderschrank radikal ausgemistet und habe nun eine ziemlich minimalistische Garderobe. Fashion interessiert mich eigentlich nicht. Für mich gilt Weniger, aber besser.
    Ich denke, es geht vielen Familien so, dass sie sich faire Oekomode nicht leisten können. Ich kaufe – abgesehen von Unterwäsche und Schuhen – alles gebraucht. Das klappt ganz gut, weiss allerdings nicht, wie die Kids reagieren, wenn sie älter werden….

  6. Anonym sagt:

    Liebe Andrea,
    dann freue ich mich auf die künftigen Bilder von noch mehr genähter Kleidung. Wie schon andere vor mir schrieben, muss man dann eben beim Stoff auf die Qualität achten, z.B. GOTS-zertifizierte Stoffe. Und auch da ist man dann schnell bei 20€ je Meter. Diese Wahl haben viele Familien leider nicht, aber ich finde es gut, wenn solche, die die Möglichkeit des ökologischen Lebens haben, diese auch so nutzen wie es zu ihrem Leben passt.
    Viele Grüße,
    Franzi

  7. Anonym sagt:

    Ich finde das grundsätzlich eine schwierige Geschichte.
    Es ist vollkommen unabhängig vom Preis des Kleidungsstücks, alle Näherinnen werden mies bezahlt. Man muss also Fair Trade kaufen. Es ist auch nicht das Ziel der Konzerne faire Löhne zu zahlen, denn die Lohnarmut verhindert weitere Forderungen der Arbeiter, wie zB. eine Krankenversicherung. Rechnerisch würde ein Aufschlag von 50cent schon reichen um gute Löhne zu ermöglichen.
    Ich nähe viel selbst und kaufe 2nd Hand. Bei Stoffen ist es aber ähnlich. Nur GOTS zertifizierte Stoffe garantieren faire Arbeitsbedingungen.
    Und 2nd Hand ist prima aber verbessert ja nicht die Lebenssituation von Menschen die in Lohnarmut leben.Hier hilft es eben auch nur bewusst zu konsumieren.

  8. Lena sagt:

    Ich nähe auch gerne teilweise selbst – allerdings ging da mein Output wie alles im Bereich unserer Selbstversorgung antiproportional zur Kinderzahl, Selbstbetreuung, Online-Business etc. Und wenn wir reisend sind, ist die Maschine ohnehin meistens nicht dabei. Ich kaufe für die ganze Familie was geht gebraucht (nicht nur Kleidung). Vor allem kaufe ich insgesamt inzwischen sehr wenig und sehr minimalistisch ein, dann aber lieber hochwertig und wo es geht gerne ökologisch-fair. Meine Mädels (fast 7 und fast 10 J.) nähen selbst gerne bzw. die Große schneidet sich aus Stoff gern einfach Kleider zusammen. Wir nähen auch aus gebrauchten Stoffen oder alten Kleidern. Im Idealfall öko.
    Generell glaube ich, daß vielen Konsumenten ihre Macht gar nicht bewußt ist.

  9. Anonym sagt:

    Liebe Andrea

    Vor geraumer Zeit besuchte ich eine Freundin in Kopenhagen. Sie ist so die Freundin, bei der mein Neidfaktor recht hoch ist. Tolle Wohnung (oder eher ein wahnsinns Appartement in erstklassigem skandinavschen Design eingerichtet), toller Job,toller Partner (naja, doofe Schwiegereltern), bei der Bekleidung ein wahnsinns Geschmack!Dann sehe ich ihren winzigen Kleiderschrank (eine Kommode!) fuer sich und ihren Mann. Ich frage sie, wo der rest sei, worauf sie mir erklaert, dass wir alle doch meisstens viel zu viel im Schrank haetten und doch immer nur die vorderen gleichen fuenf Teile herausziehen wuerden, waehrend der Rest im unteren Teil des Stapels ein tristes Dasein verlebe.Sie sei auf faire Bekleidung umgestiegen und koenne sich seitdem zwar nicht mehr soe viel, dafuer aber gute (Gewissens-)Sachen leisten. Schlechter gehe es ihr seitdem nicht, anderen dafuer aber wohl um einiges besser.

    Nach einem schoenen Wochenende mit ihr beneidete ich sie vor allem um eines: Ihren Kleiderschrank. Nun habe ich das fuer mich und meine Familie selbst umgesetzt und die Freundin sollte recht behalten: Schlechter geht es uns seitdem nicht! Im Gegenteil!

    Vielen Dank fuer deinen tollen Beitrag! Weiter so!
    Liebe Gruesse, Marcia

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