Nachdenkliches Wochenende

Eigentlich gibt es sonntags ja meist das WiB – also unser Wochenende in Bildern. Und ich hätte vieles zu berichten, wir trafen uns mit Freunden, waren viel unterwegs und schmiedeten Pläne. Aber dieses Wochenende war auch ziemlich belastet. Weniger fröhlich als sonst. Weil mein Telefon in einer Tour neue Nachrichten anzeigte, weil mich jede Menge Hass und Vorwürfe erreichten.

Kommentare auf dem Blog

Schuld daran ist mein Text vom Freitag. Dieser Text wurde, gemessen an den Zahlen, gar nicht sooo oft gelesen, Stand heute Abend rund 25.000 mal. Da habe ich schon andere Texte auf dem Blog gehabt. Er wurde aber kommentiert wie noch nie ein Post vorher. Ich verstehe sehr wohl, dass das Thema aufwühlt. Und ich weiß auch, dass wir hier nicht alle einer Meinung sind. Und wisst ihr was: Für mich ist das ok.

Und Hass per Mail

Für viele, so viele von euch aber offensichtlich nicht. Die Kommentare unter dem Post, die finde ich aushaltbar. Die Kommentare in den sozialen Medien teilweise grenzwertig. Aber gut. Was nicht geht sind die Direktnachrichten und Mails die ich bekommen habe. In denen ich aufs Übelste beschimpft werde. In denen mir alles Schlechte der Welt gewünscht wird, Abartiges, Ekelhaftes. Dinge, die mir vermutlich so niemand ins Gesicht sagen würde.

Hass aushalten

Über diesen Hass bin ich erschüttert. Das gilt nicht nur für mich, sondern natürlich auch für die Mutter, um die es in meinem Freitagsartikel geht. Ich hatte mich bei ihr gemeldet, denn auch wenn ich nicht mit ihr einer Meinung bin (und das muss man ja auch gar nicht), sie ist schwanger und ich glaube es ist vielleicht noch schwerer solchen Hass zu ertragen. Sie schrieb zurück und meinte, dass Menschen ihrem ungeborenen Baby den Tod wünschten.Wie kann man nur!!! Und ich frage mich: Was stimmt denn nicht mit diesen Leuten?

Diskussion unmöglich

Wann haben wir verlernt miteinander zu diskutieren? Wann ist es ok geworden einfach so, ohne Grenzen, übereinander herzufallen? Wie können Menschen glaube es sei ok ihren Hass einem anderen einfach ungefiltert so zu schreiben? Ich finde die Kommentare hier auf dem Blog, auch die, die mich und den Text kritisieren größtenteils vollkommen in Ordnung. Ja, man kann den Text auch anders lesen. Aber ich habe ihn gelesen wie ich ihn las. Und ich finde den Text, so wie er da im Netz steht eben schwierig. Das ist nach wie vor der Fall.

Niedermachen von anderen

Im „Gespräch“ mit der werdenden Mutter, wir schrieben uns ein bißchen, erzählte sie mir von all ihren Vorwürfen gegen sich selbst, von ihren schlechten Gefühlen und eben auch von den Reaktionen, die ich in der Form ja auch nicht bei ihr gelesen hatte. Ich sah nur Zustimmung, dabei bekam sie sehr sehr viel Hass. So wie auch ihr auf meinem Blog mehrheitlich Zustimmung lest. Das, was ihr nicht seht sind die vielen Mails (bei 400 habe ich aufgehört zu zählen) die mich anklagen, beschimpfen, niedermachen wollen.

Meine Meinung ist MEINE Meinung

Und klar, wenn ich einmal, zehnmal lese wie scheiße ich sei, dann stecke ich das weg. Das gehört leider offensichtlich ein stückweit dazu, wenn man einen Blog schreibt. Aber über 400 mal? Das macht auch etwas mit mir. Beschäftigt mich, sehr. Tut mir weh. Verletzt mich. Verändert mich vielleicht auch. Denn wer will schon so massiv gehasst werden?
Ich will und muss und kann niemanden von meiner Meinung überzeugen. Das ist auch Quatsch. Ich schreibe das, was ich denke und fühle. Und ich lese in fremde Artikel das, was ich lese.

Verschiedene Meinungen sind ok

Jemand schrieb, ich würde eben Empathie für das ungeborene Baby empfinden, und viele andere Empathie für die Mutter. Und beides ist ok. Ich kann, durch das „Gespräch“ mit der Schreiberin ihre Gedanken nun anderes nachvollziehen. Und auch wenn ich immer noch die Wortwahl und den Ort schwierig finde, und auch nach wie vor der Meinung bin, dass das kindliche Geschlecht niemals eine Enttäuschung sein sollte, so sehe ich nun auch die Zweifel der Mutter. Das liegt aber auch daran, dass wir uns eben um eine Form von Kommunikation bemüht haben. Im Gegensatz zu all den Menschen die mir einfach so ihre Gemeinheiten vor den Bug knallten.

Bleibt sozial

Ich bin der Meinung, dass gerade in Zeiten von sozialen Netzwerken der soziale Aspekt zu oft auf der Strecke bleibt. Da werden Meinungen hingerotzt, im besten Fall noch ohne den Text zu lesen – und diese Behauptung fusst eben darauf, dass „nur“ 25.000 Leute den Artikel gelesen haben, aber die Mails und Direktnachrichten nicht abreißen und oft nur den Hinweis beinhalten wie „scheiße“ und „ekelhaft“ ich sei – ohne auch nur Bezug zu nehmen auf den Artikel. Da frage ich mich: Wieso ist dieser Hass so groß? Da werden Sätze ausgespuckt und Frust abgeladen.

Es geht nicht darum, dass ich euch von meiner Meinung überzeugen muss. Ich schreibe, was ich denke. Es geht aber auch nicht darum, dass ihr mich von eurer Meinung überzeugen müsst. Es ist durchaus ok mehrere Meinungen und Empfindungen nebeneinander stehen zu lassen.

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7 Antworten

  1. Puuuh, schwierig – lass Dich nicht unterkriegen!
    Ich finde ja, dass es eine Sache ist, seine Meinung zu äußern – das hab ich in dem Fall auch getan, was ich eigentlich wirklich selten mache – aber dabei muss meiner Meinung nach auch immer bedacht werden, dass man da mit einem Menschen spricht/schreibt. Der Respekt darf nicht abhanden kommen. In Zeiten des anonymen Internets passiert das vielen aber scheinbar schnell – traurig!!

  2. Katja sagt:

    Liebe Andrea,

    auch ich habe deinen Freitagtext gelesen und konnte dir in vielem zustimmen. Ich finde es ist einfach das Allerletzte, wenn du deswegen Hassnachrichten bekommst. Das Internet macht es leider den Menschen viel zu einfach anonym Andere aufs Übelste zu beschimpfen. Es muss doch keiner von Denen deinen Blog lesen, wenn er ihnen nicht gefällt.

    MACH BITTE WEITER SO UND LASS DICH VON SOLVHEN DEPEN NICHT VERUNSICHERN!!!

    Ganz liebe Grüße
    Katja

  3. Jil sagt:

    Hier ist einfach eine Diskussion entfacht, die polarisiert. Jedem seine Meinung. Und wenn den Leser*innen etwas nicht passt, dann sollten sie einfach wegklicken und nicht sämtlichen aufgeladenen Frust in Kommentaren und Nachrichten kanalisieren. Andrea, ich hoffe dir hängt das alles nicht allzu sehr nach und du kannst weitermachen wie bisher.

  4. Julia sagt:

    Liebe Andrea,

    erstmal: fühl dich gedrückt ((())) Ich weiss aus eigener Erfahrung, wie doof sowas ist…

    zweitens: 400 Mails heisst nicht, dass dahinter 400 Personen stecken. Einzelne Hater, die das als "Hobby" machen, können hunderte böse Kommentare oder Mails in kurzer Zeit verfassen. Gerade wenn die Mails im Minutentakt kommen, steckt sehr wahrscheinlich nur eine Person dahinter. Ich hatte fast 90 Mails mit immer demselben doofen Schreibfehler.

    Drittens: klarstellen, dass solche Beleidigungen strafbar sind und du im Zweifelsfall juristisch dagegen vorgehst. Solche Leute können sich nur jahrelang austoben, weil niemand etwas unternimmt. Und wenn das für dich zuviele Nerven kostet: oft hilft schon das klare Statement, dass du sowas nicht duldest, damit die Hater aufhören (bzw. weiterziehen).

    Starke Nerven und LG, Julia

  5. Anonym sagt:

    Liebe Andrea, ich bin auch immer wieder überrascht, dass das Rosahellblau-Thema so schwierig ist. Nicht nur im Netz, sondern sogar im Freundes- und Bekanntenkreis. Dass du die Hassnachrichten und Beleidigungen "nur" per Mail bekommst und nicht öffentlich, mag unterschiedlichen Gründe haben und sagt doch schon alles. Ich weiß nicht, ob es dich tröstet: Mama arbeitet hat letzte Woche auch eine Erklärung auf ihrem Blog hinterlassen mit ähnlicher Problematik. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass es zum Bloggerleben gehört, egal welcher Fachbereich behandelt wird. Aber dass Menschen bei Themen zu Kind und Familie nochmal besonders ausflippen, kennen wahrscheinlich einige aus dem privaten Umfeld. Alles Gute, mach dir eine besonders schöne Zeit heute! Melanie

  6. Liebe Andrea,

    bleib wie du bist und lass den Hass hinter dir. Es müssen sehr arme Menschen sein, die das Internet als Ventil für ihren aufgestauten Frust/Wut was auch immer nutzen.

  7. Liebe Andrea,

    naja, Du hast recht mit "Kinder sind Kinder". Aber auch Du brachtest da Dein Entsetzen (Abscheu?) über die geäußerten Gefühle der Mutter zum Ausdruck, und zwar, soweit ich verstanden habe, ohne zuvor mit ihr gesprochen zu haben. (Vielleicht ist sie ja nicht die Lifestyle-Tussi, für die ich sie nach Lektüre Deines Beitragsgehalten habe. Vielleicht hatte sie nie Jungs-Babies um sich und war erst mal überfordert? Oder, oder, oder?) Und da sage ich mal: Gefühle sind Gefühle. Auf Deiner und auf ihrer Seite! Deswegen sollten Erwachsene eben auch kurz darüber nachdenken, ob sie Gefühle ganz "authentisch" rausposaunen, denn damit kann man ebenfalls sehr authentisch andere derb verletzen. Das nimmt dann rasch die Form einer Spirale an – wie Du am Wochenende erlebt hast.
    Ich wünsche Dir und jener werdenden Mama, die es betrifft, dass die Wunden, die Ihr Euch da geholt habt, bald abheilen!

    Anke

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